Annegret Kramp-Karrenbauer erklärt, warum sie das ZdK verlassen hat

Annegret Kramp-Karrenbauer
Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)

Annegret Kramp-Karrenbauer hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wegen einer aus ihrer Sicht absolut gesetzten und belehrenden Haltung des kichlichen Gremiums zur Migrationspolitik verlassen, wie aus einem neuen Interview hervorgeht. „Mich hat an diesem Kirchenpapier weniger die Kritik als die Tonalität gestört, die war sehr apodiktisch“, sagte Kramp-Karrenbauer in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

Die einstige Parteivorsitzende der CDU hatte das ZdK Anfang Februar verlassen. Zuvor hatte sich der Verband explizit gegen einen Vorschlag der CDU gewandt, um zu beginnen, das Problem der Migration in den Griff zu bekommen, wie CNA Deutsch berichtete.

Für Kramp-Karrenbauer sind Räume des respektvollen Austauschs unterschiedlicher Meinungen in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage ohnehin zu selten geworden: „Das ZdK war für mich immer ein solcher Raum. Das sehe ich im Moment nicht mehr.“ Die jüngsten Positionierungen des ZdK empfinde sie als „sehr einseitig“.

Kramp-Karrenbauer fügte hinzu: „Ich finde, es ist Aufgabe der Kirchen und ihrer Vertreter sich klarzumachen, dass es unter den Gläubigen ein breites Spektrum verschiedener Meinungen gibt.“

Gerade Laien müssten darauf achten, nicht den Kontakt zur Lebenswirklichkeit der Menschen zu verlieren: „Kirchenvertreter auch und gerade Laien müssen aufpassen, dass sie nicht ein abgehobenes Eliteprojekt werden.“

Als Beispiel nannte sie die Debatte über den Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik, den der CDU-Politiker und jetzige Bundeskanzler Friedrich Merz vorgestellt hatte. Ein Großteil der Bevölkerung habe diesen Plan damals befürwortet, so Kramp-Karrenbauer. „Darunter werden auch viele Katholiken gewesen sein. Kirche sollte klare Positionen beziehen, aber dabei auch Menschen, die anders denken, berücksichtigen“, betonte sie.

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Eine Rückkehr ins ZdK schloss Kramp-Karrenbauer nicht grundsätzlich aus, betonte aber ihre derzeitige Distanz. „Ich habe dort sehr lange und gerne mitgearbeitet. Gerne engagiere ich mich auch weiter für und in der Kirche“, erklärte sie. Dass nun viele neue Gesichter im ZdK vertreten seien, begrüßte sie ausdrücklich.

Mit Blick auf den zehnten Jahrestag der Aussage „Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Kramp-Karrenbauer: „Ich halte diesen Satz nach wie vor für richtig.“ Eine gegenteilige Aussage wäre ein fatales Signal gewesen.

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Sie erinnerte an die gesellschaftliche Aufbruchsstimmung im Sommer 2015 und die breite Hilfsbereitschaft im Land. „Denken wir an die Bilder im Münchner Hauptbahnhof. Ministerpräsidenten trugen den Sticker ‚Refugees welcome‘ und kritisierten die Bundesregierung dafür, nicht offen genug zu sein.“

Allerdings räumte Kramp-Karrenbauer auch Versäumnisse ein: „Die Politik – und damit meine ich uns alle, die wir damals Verantwortung getragen haben – ist Antworten schuldig geblieben.“ Besonders die Frage, wie genau man die Herausforderungen bewältigen könne und wie lange die außergewöhnliche Lage andauere, sei damals zu wenig adressiert worden: „Das war ein Fehler.“

Laut amtlicher Statistik wurden in Deutschland in den Jahren 2015 bis 2025 mindestens drei Millionen Asylanträge gestellt. Die Gesamtzahl der Abschiebungen in den Jahren 2014 bis 2024 beläuft sich hingegen nur auf 197.368. Zudem sind in den Jahren 2017 bis 2023 insgesamt 641.915 Personen im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland gekommen. Die Kosten für Sozialleistungen an die Asylbewerber werden sich nach der aktuellen Finanzplanung von 2023 bis 2028 auf 77,2 Milliarden Euro belaufen.