Noch immer begleitet mich die Hoffnung, dass gläubige Katholiken in dieser für alle nicht einfachen Zeit besonnen bleiben. Manche postmodernistischen Diskurse bestehen fort, finden aber nicht die mediale Resonanz, die sie ohne die omnipräsente Pandemie und ihre Begleiterscheinungen wahrscheinlich erhalten hätten. Die Unbekümmertheit gegenüber den strikten und vernünftigen Vorgaben des kirchlichen Gehorsams und der katholischen Disziplin zeigt einen Mangel an: Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in Politik und Gesellschaft, aber die Kirche des Herrn – "in der Welt, aber nicht von der Welt" – ist in ihrer Weite und Vielfalt nicht die Stätte, um die horizontal bestehende Verwirrung zu vermehren. Die Einheit mit dem Papst ist fundamental wichtig. Der Bischof ist der erste Lehrer des Glaubens, nicht der Koordinator einer Vielfalt von gutgemeinten Meinungen.

Theologen, die zwar disziplinär über profunde Kenntnisse verfügen und in der Wissenschaft anerkannt sein mögen, sind genauso wie einfach gläubige Katholiken zum kirchlichen Gehorsam verpflichtet. Die Treue zum Bischof und zu seinen Weisungen ist nicht der Ausdruck einer paramilitärischen Denkweise oder eines tückischen Korpsgeistes, der sich ein mündiger Christ auch heute begründet widersetzen kann oder muss. Der Einzelne muss deswegen nicht den Privatmeinungen, die auch ein Bischof haben kann und äußern mag, kategorisch zustimmen. In einzelnen Fragen ist ein Dissens möglich und eine Auseinandersetzung in brüderlicher Liebe geboten. Die Treue aber bleibt bestehen. Ich werde meinem Bischof als Katholik immer den schuldigen kirchlichen Gehorsam erweisen. Das ist so selbstverständlich, dass ich darüber gar nicht nachdenken muss.

Es mag sein, dass die Regel des heiligen Benedikt für einige etwas scharf formuliert klingen mag. In Abschnitt 5 heißt es: "Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern. Es ist die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus über alles geht." Wenn Sie, liebe Schwester, lieber Bruder im Glauben, jetzt sagen: "Ich bin keine Nonne. Ich bin kein Mönch." –, so kann ich erwidern: Auch wenn ich verborgen vor der Welt lebe, ein Mönch bin ich auch nicht. Also möchte ich das so deuten: Wir betreten eine Kirche und bekreuzigen uns, in dieser Zeit nicht mit Weihwasser. Dann beugen wir die Knie vor dem Allerheiligsten Sakrament des Altares. Wir verneigen uns, wenn wir physisch eingeschränkt sind in der Beweglichkeit. Das ist Ausdruck des Gehorsams gegenüber der göttlichen Majestät, gegenüber unserem Herrn Jesus Christus. In Seinem Haus, in der Kirche, sind wir zu Gast, als Dienerinnen und Diener, als Angehörige der Familie oder des Volk Gottes, als Glieder des Leibes Christi. Aber wir verehren Ihn, indem wir Ihm den schuldigen Gehorsam erweisen. Wir begegnen Ihm nicht auf Augenhöhe, wir beten Ihn an. Den Bischof etwa beten wir natürlich nicht an, aber wir sind ihm gegenüber zu Gehorsam verpflichtet – nicht etwa, weil er eine bewundernswürdige Person ist, sondern weil er zum Hirten der Diözese bestellt ist. Er ist Nachfolger der Apostel. Der heilige Benedikt von Nursia sagt, "der Gehorsam, den man den Oberen leistet, wird Gott erwiesen".

Warum erinnere ich daran? Ja, wir leben in sehr besonderen Zeiten. Sie könnten sich etwa die Ausführungen über "Retrokatholizismus" anschauen und darüber nachdenken. Ich verstehe das nicht. Was mich betrifft: Mir scheint die Predigt

"Bußgeist statt Murren" dem Sinn, Buchstaben und Geist des kirchlichen Gehorsams näher zu sein. Vielleicht mögen Sie sich das auch anhören? Ich kann diese Predigt von Pater Engelbert Recktenwald Ihnen allen, die Sie mündige Christen sind, sehr ans Herz legen, gerade in Zeiten wie diesen.

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