Weihbischof Thomas Maria Renz aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist einer der wenigen deutschen Bischöfe, der sich immer wieder in die Debatte um das Thema Abtreibung einschaltet.

In einem Leserbrief in der Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe) hat er sich zwar nicht ausdrücklich zur Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA geäußert, wohl aber zur Entscheidung des Bundestages, das Werbeverbot für Abtreibungsärzte zu kippen.

Treffend stellt Renz am 30. Juni fest, "dass es fast nie um das ungeborene Kind" gehe, "sondern fast immer nur um das vermeintliche Recht der Frau auf Selbstbestimmung".

Ein Abtreibungsverbot könne eine Frau kaum davon abbringen, so der Weihbischof, ihr ungeborenes Kind töten zu lassen, wenn sie dazu wirklich entschlossen sei. Als das eigentliche Problem "einer gesetzlichen Freigabe von Abtreibungen" bezeichnet er einen gravierenden "Verlust des Unrechtsbewusstseins".

Dabei nimmt er Bezug auf die heutzutage übliche Denkweise: „[W]as nicht verboten ist, ist erlaubt, und was erlaubt ist, darauf habe ich einen Anspruch“. Das Anspruchsdenken ist ein weitverbreitetes Phänomen und ist zum normalen Zustand unter Deutschen geworden. Rücksicht wird höchstens da ausgeübt, wo es gesetzlich verankert ist und womöglich mit einer Gefährdung des eigenen Lebens einhergeht.

Wenn nicht zur Kenntnis genommen werde, „dass das Leben des Ungeborenen“ bereits Leben sei, dann werde lediglich der eigene Rechtsanspruch verfolgt.

Dabei wäre es hilfreich, allein die neuesten Erkenntnisse aus Medizin und Wissenschaft über den Beginn des menschlichen Lebens zur Kenntnis zu nehmen. Diese zeigen nämlich, dass der Herzschlag des Embryos bereits zu Beginn der vierten Schwangerschaftswoche per Ultraschall nachweisbar ist, also zu einem Zeitpunkt, da die Mutter oft noch nicht einmal weiß, dass sie überhaupt schwanger ist.

Zurecht fragt Renz, wie es kommen kann, dass es in dieser Auseinandersetzung fast nie um "ein solches wissenschaftliches Faktum" gehe. Darum appelliert er, es müsse endlich der Blick ausgerichtet werden auf "Verständnis und vielfältige Hilfen für Frauen in Schwangerschaftskonflikten". Ideologisch geführten Debatten gingen völlig an der Realität vorbei. In Wirklichkeite müsse es darum gehen, den schwangeren Frauen zu erleichtern, das "neue Leben zu bejahen".

Weihbischof Thomas Maria Renz weiß, dass "9 von 10 Frauen in Schwangerschaftskonflikten" ihr Kind nicht loswerden wollen, sondern "nur die Probleme ihrer aktuellen Lebenssituation".

Für ihn ist "die Freigabe der vorgeburtlichen Kindstötung kein Mehr an Humanität" und sie wird niemandem Segen bringen: "Denn eine Gesellschaft, die legitimiert, dass Hand an den eigenen Nachwuchs gelegt werden darf, ist eine zutiefst toxische Gesellschaft, die ihre eigene Zukunft verspielt."

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