Am Donnerstagabend stimmten 21 Bischöfe beim "Synodalen Weg" gegen einen Grundtext, der eine Kehrtwende in der katholischen Lehre über die Sexualmoral eingeleitet hätte, darunter mit Blick auf eine "Anerkennung der Gleichwertigkeit und Legitimität" praktizierter Homosexualität. Die überwältigende Mehrheit der Mitglieder des "Synodalen Wegs" hatte für diese Änderungen gestimmt, während es innerhalb der Bischöfe – für nahezu alle Beobachter überraschend – nicht zu einer erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit kam.

Absehbares Abstimmungsergebnis?

Die beiden Präsidenten des "Synodalen Wegs", Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), und Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), zeigten sich enttäuscht, dass sich bei der Debatte – mit Statements, die jeweils nur eine Minute lang sein durften – im Vorfeld der Abstimmung nur ganz wenige Bischöfe kritisch zu dem Grundtext mit dem Titel "Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik" geäußert hatten.

Tatsächlich hatten sich von insgesamt 196 Synodalen nur 21 Bischöfe gegen den Grundtext ausgesprochen – rund 11 Prozent. Bei der Debatte im Vorfeld hatten Bischof Stefan Oster von Passau, Weihbischof Dominikus Schwaderlapp von Köln und – zumindest in Teilen – Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart Kritik geübt. Bei 20 Rednern waren also 10 bis 15 Prozent der Stimmen kritisch, was dem Endergebnis entspricht.

Und auch, wenn man nur auf die Wortmeldungen der Bischöfe blickt, so ergibt sich ein Bild von vier Bischöfen, die empfahlen, dem Grundtext zuzustimmen, und zwei bis drei Bischöfen, die sich ablehnend äußerten. Somit waren bei insgesamt sieben bischöflichen Stimmen 29 bis 42 Prozent kritisch – je nachdem, ob man Bischof Fürst hinzuzählt oder nicht. Auch dies liegt im Rahmen des endgültigen Ergebnisses, wonach 39 Prozent der Bischöfe gegen den Grundtext stimmten und damit eine Sperrminorität bildeten.

Begründungen der Bischöfe

Dennoch erklärten einige Bischöfe in einer kurzfristig anberaumten Aussprache nach der Abstimmung, warum sie den Text abgelehnt hatten, ohne sich im Vorfeld zu äußern. Dabei zeigte sich: Druck und – in engem Zusammenhang damit – Menschenfurcht spielten eine wichtige Rolle.

Bischof Stefan Oster

"Ich kann intellektuell und spirituell die Lehre der Kirche bejahen und rechtfertigen und glaube auch, dass sie heilsdienlich ist", erläuterte Oster, der sich nicht nur vor der Abstimmung äußerte, sondern auch danach.

"Und wenn sie nun fragen, warum viele Bischöfe [...] nicht den Mund aufgemacht haben, dann vielleicht deswegen, weil wir natürlich spüren, welcher Druck, welche Emotionalität dahinter ist", so der Passauer Bischof mit Blick auf seine schweigenden Mitbrüder. "Es ist nicht so leicht, sich dazu in dieser Versammlung zu bekennen."

Bischof Gregor Maria Hanke

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte: "Ich bin auch einer der Bischöfe, der dagegen gestimmt hat, und ich bin froh, dass ich jetzt das Wort ergreifen kann, denn das war nicht immer so bei den Synodalversammlungen, dass man noch das Glück hatte, auf die Rednerliste zu kommen."

"Die Nein-Stimmen der Bischöfe sind nicht nur der persönlichen Überzeugung geschuldet, sondern sie sind vielleicht auch ein Ergebnis der Orientierung an der immer noch geltenden kirchlichen Lehre in der Weltkirche, wie sie dort auch rezipiert ist", erklärte der ehemalige Abt der Benediktinerabtei Plankstetten.

"Ich möchte auch noch das System unseres 'Synodalen Weges' anfragen", so Hanke abschließend. "Die Foren haben fleißig gearbeitet, sehr intensiv, aber wir hatten nie hier im Plenum eine Grundsatzdebatte. Wir haben uns keine Zeit genommen, um uns auch im Plenum mit unseren Positionierungen kennenzulernen und eine allgemeine Vergewisserung, wo wir stehen hier vorzunehmen. Wir haben keine Probeabstimmungen vorgenommen."

Drei Kölner Weihbischöfe

Weihbischof Schwaderlapp hatte bereits vor der Abstimmung gesagt, er werde dem Grundtext nicht zustimmen: "Eine Zustimmung zur Vorlage 'Leben in gelingenden Beziehungen' bedeutet nach meiner Überzeugung eine Zustimmung nicht zu einer Fortentwicklung der Lehre der Kirche, sondern zu einem Bruch mit derselben."

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Die beiden anderen Kölner Weihbischöfe, Rolf Steinhäuser und Ansgar Puff, erklärten später, warum sie auch mit "Nein" gestimmt hatten.

Steinhäuser begann: "Es fällt mir schwer, hier zu sprechen. Ich oute mich als einer von denen, die dagegen gestimmt haben. Und das war keine Sache, die ich mit anderen groß vorher abgestimmt habe. Es gab also jetzt da keinen verschworenen Kreis, der gesagt hat: Wir lassen das kippen oder so."

"Und wenn Sie fragen: Ja, wovor habt ihr eigentlich Angst? – Genau vor dieser Situation hier habe ich seit Monaten Angst", sagte der Weihbischof. Er empfinde "einen solchen Druck, in einem solchen Kreis mich zu positionieren mit einer Meinung, die vielleicht nicht immer bis ganz zu Ende gedacht ist, die vielleicht nicht immer auf dem letzten theologischen oder philosophischen Stand ist."

Dann verglich Steinhäuser den Druck beim "Synodalen Weg" mit dem, der innerhalb der DBK ausgeübt werde: "Und ich muss ihnen ehrlich sagen, so ganz anders ist das in der Bischofskonferenz auch nicht, sondern ich hatte immer den Eindruck – ja, wir sind da massiert worden unter dem Aspekt: Lasst das nur nicht scheitern. Aber das ist kein Ersatz für eine Argumentation. Das sind politische Aussagen."

Er halte es "nicht aus, so unter dem Druck zu sein, hier und anderswo", betonte der Weihbischof. "Ich bin nicht Bischof geworden, weil man mich dafür gehalten hat, dass ich allen Konflikt mühelos gewachsen bin."

Weihbischof Ansgar Puff sagte: "Ich habe auch heute dagegen gestimmt, weil ich zwar in der Zwischenzeit sehr viel über diese Themen nachgedacht habe und auch versucht habe, mich entsprechend wissenschaftlich weiterzubilden, aber an einigen Punkten immer noch der Meinung bin, dass ich das nicht mittragen kann, wenn ich auch andere Punkte gut fand."

"Warum habe ich mich vor der Abstimmung heute nicht zu Wort gemeldet?", fragte Puff in seiner kurzen Stellungnahme, um dann zu antworten: "Ich habe das in der Vergangenheit ein paar Mal gemacht, aber ich hatte den Eindruck, dass ich in einer Minute meine Argumente nicht vorbringen kann."

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