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Im Wortlaut: Offener Protest-Brief von Bischof Voderholzer zu Text für "Frauen und Ämter"

Bischof Rudolf Voderholzer predigt zum Hochfest Christi Himmelfahrt.

An alle Mitglieder der
Deutschen Bischofskonferenz,
das Präsidium des Synodalen Weges
und die Vorsitzenden des Synodalforums III
Kaiserstraße 161
53113 Bonn

– zusätzlich per E-Mail –

 

 

Regensburg, 2. September 2020

 

Offener Brief: Protest gegen den Textvorschlag des Synodalforums III für die Regionenkonferenzen des Synodalen Weges am 4. September 2020

 

Liebe Mitbrüder in der Deutschen Bischofskonferenz,
sehr geehrte Damen und Herren des Präsidiums des Synodalen Weges,     
sehr geehrte Vorsitzende des Forums III,

am vergangenen Mittwoch haben wir die Unterlagen für die bevorstehenden Regionenkonferenzen des Synodalen Weges zugesandt bekommen, darunter auch den Textentwurf des Synodalforums III "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche". Genauer gesagt handelt es sich um den Textentwurf der Arbeitsgruppe 1 ("Partizipation von Frauen in Leitungsdiensten unter den gegenwärtigen Bedingungen des Kirchenrechts") des Forums III, der in einem nächsten Schritt mit den Entwürfen der beiden anderen Arbeitsgruppen den Gesamttextentwurf des Forums III für die Synodalversammlung bilden soll.

Zu meiner großen Überraschung musste ich feststellen, dass dieser Text eine biblische Grundlegung der Thematik Frauen und Ämter enthält, obwohl in der letzten Sitzung des Forums III am 30. Juni 2020, bei der der Text zeilenweise besprochen wurde, vereinbart worden war, dass diese biblische Grundlegung erst im Zusammenhang mit dem Gesamttext beraten werden soll (vgl. das Protokoll, S. 3 f.). Nachdem aus "zeitlichen Gründen" die vereinbarte erneute Abstimmungsrunde nach der Einarbeitung der Änderungen durch die Redaktionsgruppe ausfiel, hatte ich als Mitglied des Forums III keinerlei Möglichkeit, mich zu diesem Textteil zu verhalten. Ich protestiere gegen dieses Vorgehen!

Noch größer war die Überraschung, als ich dann im Text lesen musste: "Jesus hat Jüngerinnen und Jünger, weiht niemanden." Was soll eine solche Aussage? Genauso gut müsste man auf dieser Ebene dann sagen: "Jesus tauft auch niemanden, er firmt niemanden, geht auch sonntags nicht zur Messe, usw." Dass die Sakramente der Zeit der nachösterlichen Kirche zugehören, wird verschleiert. Dass es in der Theologie aber eine sehr differenzierte Reflexion auf die Frage der Einsetzung der Sakramente gibt, wird ignoriert.

Um dies nur kurz anzudeuten: Der Markusevangelist benutzt Schöpfungsterminologie, wenn er von der Konstitution des Zwölferkreises spricht! In einer für die biblische Grundlegung des Weihesakramentes ganz entscheidenden Stelle heißt es im Zusammenhang des Wirkens des vorösterlichen Jesus in Mk 3,13 f.: "Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er selbst wollte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein (epoiêsen dôdeka), damit sie mit ihm seien und damit er sie aussende …" Dann folgt eine Liste mit den Namen der zwölf, die der Lukas-Evangelist dann bekanntlich mit den Aposteln im engeren Sinne identifiziert. Ihnen gilt auch die Zusage: "Wer euch hört, der hört mich" (Lk 10,16). Mit diesen Zwölf wird er auch das Letzte Abendmahl begehen, in dessen Rahmen er in den Zeichenhandlungen des Brotbrechens und des Erhebens des Kelches sein Kreuzesopfer unblutig vorwegnimmt und für die Zeit der Kirche die Feier der Eucharistie als Vergegenwärtigung seines Todes und seiner Auferstehung einsetzt. Papst Franziskus hat erst jüngst in Übereinstimmung mit der gesamten Lehrtradition der Kirche in Nr. 101 des nachsynodalen Schreibens "Querida Amazonia" festgestellt: "Jesus Christus zeigt sich als der Bräutigam der Eucharistie feiernden Gemeinschaft in der Gestalt eines Mannes, der ihr vorsteht als Zeichen des einen Priesters. Dieser Dialog zwischen Bräutigam und Braut, der sich in der Anbetung vollzieht und die Gemeinschaft heiligt, sollte nicht auf einseitige Fragestellungen hinsichtlich der Macht in der Kirche verengt werden" (QA Nr. 101).

So protestiere ich gegen den Bruch der Vereinbarung im Forum III, die bibeltheologische Grundlegung gemeinsam zu erarbeiten. Ich hoffe nicht, dass hiermit versucht wird, mit einer einseitig verfälschten Bibeltheologie die Teilnehmer der Regionalkonferenzen in eine bestimmte Richtung zu lenken, bzw. sie in falscher Sicherheit zu wiegen. Ich muss zugeben, dass mich ein solches Verhalten sehr enttäuschen und ratlos machen würde. Welcher Geist würde hier dahinter stecken? Wollen wir nicht alle "Mitarbeiter der Wahrheit" (3 Joh 8) sein, besonders in den Beratungen des Synodalen Weges?

Mehr noch verwahre ich mich inhaltlich gegen den in der oben zitierten Formulierung zum Ausdruck kommenden Argumentationsstil, der jedes theologische Niveau vermissen lässt.

 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Im Gebet verbunden grüßt herzlich

 

 

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer

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