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Einfach traurig: Deutsche Kritik an Benedikt

Papst Benedikt XVI. beim Weltfamilientreffen am 1. Juni 2012.

Neuerdings werden die Päpste Franziskus und Johannes Paul II. zu den charismatischen Persönlichkeiten gezählt. Ist das wirklich das verbindende Merkmal? Jeder hat seine Gaben und Talente. Die Betonungen gelten aber menschlichen Wahrnehmungsweisen. Mit einer kritischen Würdigung möchte der Theologe Mathias Peter erneut den Blick auf Benedikt XVI. richten. Ihm sei es zu verdanken, dass der Papst nicht mehr "überlebensgroß" wirke. Nicht besonders nett mutet es an, wenn von Benedikts "freundlich-unbeholfener Art vor allem zu Beginn seines Pontifikates bei den öffentlichen Anlässen" gesprochen wird. Was bedeutet "unbeholfen"? Benedikt war weder tollpatschig noch ungeschickt oder hilflos. Er habe, so Peter, das Papstamt irgendwie "menschlicher" gemacht.

In dem Beitrag wird bemerkt, dass es in Benedikts Pontifikat "mehr als nur Pannen" gegeben habe: "In der Rückschau auf Benedikt wird viel von den Pannen während seines Pontifikats gesprochen. Natürlich gab es Fehler und Versäumnisse, man denke nur an den Umgang mit den Pius-Brüdern und dem Holocaust-Leugner Williamson oder die unzureichende Aufarbeitung der schrecklichen Missbrauchsfälle weltweit."

Anfang Januar wurde Ähnliches von Pater Bernd Hagenkord mitgeteilt – und erneut möchte ich auf Benedikts Klarstellung hinweisen: "Eine für mich nicht vorhersehbare Panne bestand darin, daß die Aufhebung der Exkommunikation überlagert wurde von dem Fall Williamson. Der leise Gestus der Barmherzigkeit gegenüber vier gültig, aber nicht rechtmäßig geweihten Bischöfen erschien plötzlich als etwas ganz anderes: als Absage an die christlich-jüdische Versöhnung, als Rücknahme dessen, was das Konzil in dieser Sache zum Weg der Kirche erklärt hat. … Ich höre, daß aufmerksames Verfolgen der im Internet zugänglichen Nachrichten es ermöglicht hätte, rechtzeitig von dem Problem Kenntnis zu erhalten. Ich lerne daraus, daß wir beim Heiligen Stuhl auf diese Nachrichtenquelle in Zukunft aufmerksamer achten müssen. Betrübt hat mich, daß auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten."

Verschwiegen wird zudem, wie energisch Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation bereits zur Aufdeckung des Missbrauchsskandals beitragen hat. Stattdessen folgt eine Zurechtweisung: "Denn »verborgen vor der Welt« wollte Benedikt als Emeritus leben – das hat nicht geklappt und mit seinen Textveröffentlichungen u. a. zu den Ursachen von sexuellem Missbrauch hat er sich, der Missbrauchsaufklärung und der Kirche insgesamt keinen Gefallen getan." Wer sich die Mühe macht, den erhellenden Beitrag Benedikts zum Skandal des sexuellen Missbrauchs sorgfältig zu studieren, wird möglicherweise zu gänzlich anderen Einschätzungen kommen und erwägen, ob sich der emeritierte Papst mit diesem Text als theologischer Aufklärer erwiesen hat. 

Eine Erinnerung zum Schluss: Ich war in Rom, als die mediale Welle der Empörung über den Akt der Barmherzigkeit gegenüber den Bischöfen der Piusbruderschaft in Deutschland für Aufsehen sorgte und auch nicht endete, als der Vatikan den oben zitierten Brief längst veröffentlicht hatte. An Demonstrationszüge, Anti-Papst-Proteste oder Protestbanner auf dem Petersplatz erinnere ich mich nicht. Die Gläubigen freuten sich sehr, ihren "Papa Benedetto" zu sehen, bei einer heiligen Messe auf dem Petersplatz, bei den Generalaudienzen und Angelus-Gebeten. Katholiken aus aller Welt haben nie verstanden und werden nie verstehen, warum so viele Deutsche – ob Berichterstatter, Kommentatoren, Theologen, Priester – sich damals gehässig, trotzig und polemisch äußerten, nicht aber einfach froh und dankbar waren für das leuchtende Pontifikat. Auch ich habe das seinerzeit weder verstanden noch erläutern können. Vielleicht liegt es daran, dass einige Katholiken im Land der Reformation auf gewisse Weise Protestanten sind? Die Italiener etwa liebten und verehrten "Papa Benedetto" – und einfach gläubige Katholiken in Deutschland tun das auch, bis heute.  

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Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch. 

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