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Konzilswidrige Abwege auf dem „Synodalen Weg“?

Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt am Main: in der Synodalversammlung (30.09.2021)

Ungeachtet der gegenwärtigen Wirbel in Kirche, Medien und Welt legt das Synodalpräsidium einen Orientierungstext für die in der nächsten Woche stattfindende Synodalversammlung vor, mit der traditionell-postmodernistischen Aufbruchsrhetorik versehen, manchen öffentlichkeitswirksamen Einsichtsbekundungen verknüpft, einer stabilen Unschärfe sowie einer Abwendung vom Zweiten Vatikanischen Konzil.

Nur Abschnitt 42 dieses weitläufigen Papiers sei exemplarisch vorgestellt und kritisch reflektiert. Dort heißt es: „Die Zeichen der Zeit in Gottes Geisteskraft zu erkennen und im Lichte des Evangeliums zu deuten, dazu bedarf es des Zusammenspiels aller weiteren Orte und Quellen des Glaubens. Die Heilige Schrift eröffnet den Blick auf Kriterien, die sich aus der Unterscheidung wahrer und falscher Prophetie ergeben. Die Tradition belegt, dass die Unterscheidung der Geister immer schon Aufgabe der Glaubenden und der Kirche war – unter wechselnden Bedingungen und mit wechselndem Erfolg. Der Glaubenssinn der Gläubigen erschließt durch deren Nähe zur Alltagswelt der Menschen eine hohe Expertise. Das Lehramt achtet auf die Konsistenz und die Anschlussfähigkeit zum Bekenntnis des Glaubens. Und die Theologie sichert den Anschluss an die Erkenntnisse, die im Diskurs der Wissenschaften in die Deutung aller Zeichen der Zeit einfließen müssen.“ Allen, die sich begründet lieber abseits der nebulösen Diskurse aufhalten, sei gesagt: Mit „Gottes Geisteskraft“ ist offenbar der Heilige Geist gemeint, transformiert in eine anscheinend zeitgemäße Sprache.

Zu Recht wird die „Unterscheidung der Geister“ genannt. Man darf hier also fragen, ob die Autoren, die sich auf „Gaudium et spes“ berufen, diese Konstitution wirklich reflektiert zur Kenntnis nehmen, ob sie vielleicht die Konzilstexte konstruktivistisch sowie beliebig auslegen oder sich davon abwenden.

In Abschnitt 4 der Pastoralkonstitution lesen wir nämlich: „Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.“ Es geht also darum, die Zeitsignaturen zu erkennen – und sie im Licht des Evangeliums, also der Wahrheit des Glaubens und der Lehre der Kirche, zu deuten. Das war die Absicht der Päpste und der Konzilsväter. In dem Orientierungstext indessen wird das Lehramt der Kirche relativiert – und, mehr noch, die Theologie wird nicht nur aus der Bindung an das Lehramt herausgelöst, sondern die ihr eigene Aufgabe wird vollständig preisgegeben, wenn sie sich selbst damit begnügt und darauf reduziert wird, „den Anschluss an die Erkenntnisse [zu sichern], die im Diskurs der Wissenschaften in die Deutung aller Zeichen der Zeit einfließen müssen“. Wer sich mit der synodalen Sprache auskennt, der sieht hier sofort eine Hinwendung zu den von Michel Foucault inspirierten Humanwissenschaften. Die Theologie scheint also die Anschlussfähigkeit an vermeintlich absolut gültige wissenschaftliche Meinungen zu garantieren, von denen das Lehramt der Kirche anscheinend nichts weiß und wissen will. Was aus diesen säkularen Diskursen sinnvoll erscheint, „muss“ (sic!) zugleich in die „Deutung aller Zeichen der Zeit einfließen“. Warum das dezidiert konzilswidrig ist, wird man nicht einmal Agnostikern erläutern müssen – denn das Evangelium wie die Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte werden geschmeidig, konsequent und systematisch außen vor gelassen.

Wozu die Kirche bestellt ist, legt das Zweite Vatikanische Konzil in der genannten Konstitution verbindlich fest, etwa in Abschnitt 10:

„Die Kirche aber glaubt: Christus, der für alle starb und auferstand, schenkt dem Menschen Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung nachkommen kann; es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem sie gerettet werden sollen.

Sie glaubt ferner, daß in ihrem Herrn und Meister der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte gegeben ist. Die Kirche bekennt überdies, daß allen Wandlungen vieles Unwandelbare zugrunde liegt, was seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit.

Im Licht Christi also, des Bildes des unsichtbaren Gottes, des Erstgeborenen vor aller Schöpfung, will das Konzil alle Menschen ansprechen, um das Geheimnis des Menschen zu erhellen und mitzuwirken dabei, daß für die dringlichsten Fragen unserer Zeit eine Lösung gefunden wird.“

Die „Zeichen der Zeit“ im Licht des Evangeliums zu deuten ist die Aufgabe der Kirche auch in unserer Zeit. Das Synodalpräsidium scheint daran nicht interessiert zu sein. Die „Unterscheidung der Geister“, von der der „Orientierungstext“ spricht, wird also die Aufgabe der treuen Kleriker und Weltchristen sein, insbesondere auch der einfach gläubigen Katholiken.

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