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Drei Jahre Traditionis Custodes: Das Schreiben spaltet, statt zu vereinigen

Eine Feier der heiligen Messe in der überlieferten Form.

Drei Jahre nach der Veröffentlichung des Motu proprio Traditionis Custodes, das die Feier der traditionellen lateinischen Messe stark einschränkt, ist die Kontroverse so heftig wie eh und je.

Ein gescheiterter Befriedungsversuch?

Wenn also das Motu proprio von Papst Franziskus die liturgischen Auseinandersetzungen beenden wollte, indem es die liturgische Homogenisierung um die nachkonziliare Liturgie vorantreibt, so ist es gescheitert. Die steigende Beliebtheit der Messe nach dem Missale von 1962 (auch als ‚tridentinische Messe‘ bekannt) wurde zumindest teilweise durch eine starke Unzufriedenheit mit der nachkonziliaren Liturgie (auch als ‚Novus Ordo‘ bezeichnet) bei einem großen Teil der Katholiken, die regelmäßig an der Messe teilnehmen, verursacht. Und die Abschaffung der lateinischen Messe hat an dieser tief verwurzelten Realität nichts geändert, zumal der Vatikan gleichzeitig nichts unternommen hat, um die neue Liturgie zu reformieren und so dem berechtigten Gefühl der Unzufriedenheit vieler Menschen seelsorglich zu begegnen.

Die Bedeutung pastoraler Sensibilität

Es ist selten eine kluge seelsorgliche Entscheidung, spontane Glaubensäußerungen, die durch und durch orthodox sind und wirklich „von unten" kommen, mit bloßer Amtsautorität von oben unterdrücken zu wollen, denn solche Ausübungen reiner Amtsgewalt ohne wirkliche Auseinandersetzung mit den Betroffenen scheitern in der Regel.

Die Beliebtheit der traditionellen lateinischen Messe kann direkt mit ihrer Betonung von Ehrfurcht, Transzendenz und übernatürlicher Vertikalität in Verbindung gebracht werden. Dies sind Eigenschaften, die in jeder Messe vorhanden sein sollten, aber in vielen Gemeinden schmerzlich vermisst werden. Es ist aufschlussreich, dass überall dort, wo die nachkonziliare Liturgie in einer zutiefst traditionellen und transzendenten Weise gefeiert wird, sie fast immer ein Erfolg ist, was die Legitimität des Verlangens von Millionen frommer Katholiken nach einer zutiefst ehrfürchtigen Messe nur unterstreicht!

Das Scheitern von Traditionis Custodes

Wenn also die Ziele von Traditionis Custodes in erster Linie pastoraler und nicht strafender Natur waren, dann ist dieses Motu proprio gescheitert: In keiner Weise hat das Schreiben dem tiefen Wunsch so vieler Katholiken nach Tradition und Ehrfurcht entsprochen. Und weil es die Bedürfnisse und Wünsche der Gläubigen ignorierte, rief es offene Feindseligkeit gegenüber dem Vatikan hervor. Das ist verständlich, denn der Text wurde ohne jede pastorale Begleitung der betroffenen Gruppen und ohne das Gefühl, dass ihre liturgischen Präferenzen in irgendeiner Weise von Bedeutung sind, verkündet.

Marginalisierung und Synodalität

Die Liebhaber der lateinischen Messe wurden von diesem Pontifikat als nostalgische „Traditionalisten“ abgestempelt und marginalisiert, an den Rand der Kirche gedrängt. Zudem wurde die alte Messe faktisch abgeschafft, obwohl sich viele Diözesanbischöfe vor Ort für ihre Beibehaltung ausgesprochen hatten. Das wirft die Frage auf, wie sich ein solch autoritärer Schritt mit all dem Gerede aus Rom über die Notwendigkeit einer synodaleren Kirche vereinbaren lässt.

Was ist mit der bischöflichen Kollegialität? Wo bleibt die oft betonte pastorale Begleitung? Wo ist der Wunsch, „nach den Schafen zu riechen“? Und von einer synodalen Kirche kann wohl kaum die Rede sein, wenn der Vatikan so weit geht, den Pfarreien vor Ort vorzuschreiben, was sie in ihren Pfarrnachrichten über die Zeiten der alten Messe veröffentlichen dürfen und was nicht. Das ist römischer Zentralismus in Reinform, und deshalb stellt Traditionis Custodes die Aufrichtigkeit des gesamten synodalen Prozesses in Frage.

Widersprüche in der pastoralen Praxis

Papst Franziskus hat wiederholt betont, dass alle in der Kirche willkommen seien (auf Spanisch: „¡Todos! ¡Todos!"), und er hat diesen Aufruf zur radikalen Integration in einer Vielzahl von Situationen gemacht. Das bedeutet natürlich, dass Priester tolerant gegenüber der menschlichen Sünde und den Schwächen unserer gefallenen Natur sein müssen, und dass sie sich immer bewusst sein müssen, dass wir alle verwundbar sind. Aber wenn es um die traditionellen Katholiken geht, die von einer Kirche verletzt wurden, die ihren Bedürfnissen gegenüber unsensibel und oft sogar offen feindselig ist, gibt es nichts anderes als eine Zurechtweisung durch den Vatikan.

In manchen traditionalistischen Gemeinden gab und gibt es Probleme mit der Akzeptanz des Zweiten Vatikanischen Konzils, und viele Traditionalisten gehen in den sozialen Medien hart mit der modernen Kirche ins Gericht. Dennoch kann man eindeutig eine Zunahme solcher Haltungen als direkte Reaktion auf die theologische und pastorale Verwirrung feststellen, die dieses Pontifikat geschaffen hat.

Eine Kirche, die diesen menschlichen psychologischen Faktor versteht, würde daher auch verstehen, dass das Problem des wahrhaft radikalen Traditionalismus in vielerlei Hinsicht ein von diesem Pontifikat selbst geschaffenes Ungeheuer ist. Summorum Pontificum, das Motu proprio von Papst Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007, das einen breiten und freien Gebrauch der alten Messe erlaubte, versuchte Brücken zu bauen. Im Gegensatz dazu scheint dieses Pontifikat diese spezielle Brücke einreißen zu wollen, während es Brücken zu anderen Gruppen baut.

Inkonsistenz und Ungleichbehandlung

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Hier wird noch etwas anderes deutlich: Der Vatikan kümmert sich jetzt viel mehr um die Probleme in den traditionalistischen Kreisen (und diese Probleme sind real) als um die Probleme in progressiveren katholischen Gemeinden und Diözesen. Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Diese Ungleichbehandlung wird noch problematischer, wenn man bedenkt, dass der Flügel der Kirche, der in moralischen Fragen offen von der festen Lehre der Kirche abweicht, in der Kirche weitaus stärker vertreten und einflussreicher ist als die kleinen Gruppen verbohrter Traditionalisten.

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, der Ansichten geäußert hat, die von der kirchlichen Lehre zur Homosexualität abweichen, wird mit der Leitung der Synodalitätssynode betraut, Kardinal Robert McElroy wurde zum Kardinal erhoben, obwohl er öffentlich Positionen vertritt, die von der kirchlichen Lehre abweichen, und der Jesuitenpater James Martin SJ erhält weiterhin Audienzen beim Papst.

Ich behaupte nicht, dass Papst Franziskus mit diesen Leuten in allem übereinstimmt, denn das tut er eindeutig nicht. Aber er hat eindeutig mehr Verständnis für sie als für diejenigen in seiner Herde, die nur nach liturgischer Heiligkeit und Vernunft streben.

Fehleinschätzung der Gläubigen

Es gibt auch eine gewisse Fehleinschätzung des durchschnittlichen Gläubigen, der die alte Messe besucht, die als Motivation hinter Traditionis Custodes zu erkennen ist. Meine Erfahrungen hier sind rein anekdotisch, aber die meisten meiner Freunde, die die lateinische Messe besuchen, sind keine radikalen Traditionalisten. Sie sind einfach fromme Katholiken, die einen sicheren Ort suchen, um ihre Kinder fernab von unserer pornographischen kulturellen Kloake aufzuziehen, und sie interessieren sich überhaupt nicht für Fragen des Zweiten Vatikanischen Konzils beziehungsweise die Debatten, die es ausgelöst hat.

Diese Katholiken interessieren sich nicht wirklich für Amoris Laetitia, die Pachamama-Kontroverse, Erzbischof Viganò oder die Synode über die Synodalität. Wahrscheinlich wissen die meisten nicht einmal, was die Synode ist oder wozu sie dient, und es ist ihnen auch ziemlich egal. Kurzum, sie sind nicht die ideologisch motivierte Meute von Reaktionären auf Ketzerjagd, wie uns falsche Darstellungen glauben machen wollen. Außerdem scheint es, dass in einer wirklich synodalen Kirche die wenigen Fälle, in denen es solche radikalisierten Elemente gibt, vom jeweiligen Ortsbischof behandelt werden sollten.

Fazit: Eine Lösung ohne Problem?

In vielerlei Hinsicht stellt Traditionis Custodes also eine Lösung für ein Problem dar, das es im eigentlichen Sinne nicht gibt. Es handelt sich um ein Motu proprio, das darauf abzielt, ein Zerrbild der zornigen und feindseligen Traditionalisten zu bekämpfen, die angeblich hinter jeder Ecke lauern.

Bekanntlich wurde Traditionis Custodes erlassen, nachdem der Vatikan die Ergebnisse eines Fragebogens erhalten hatte, den er an die Bischöfe geschickt hatte. Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden jedoch nie veröffentlicht, auch wenn die Namen der Bischöfe geschwärzt wurden, was die Transparenz des gesamten Prozesses in Frage stellt. Wenn die Probleme unter den Traditionalisten, denen Traditionis Custodes mit der Abschaffung der alten Messe begegnen will, weit verbreitet sind und sich weiter ausbreiten, dann kann man nur vermuten, dass viele Bischöfe in den Umfrageergebnissen darauf hingewiesen hätten. Und wenn dem so wäre, dann hätte der Vatikan diese Ergebnisse sicherlich veröffentlichen wollen, um Traditionis Custodes eine bischöflich-kollegiale Grundlage zu geben.

Da die Ergebnisse also nie veröffentlicht wurden, bleibt die Frage offen, wie weit verbreitet die Probleme in den Gemeinden der lateinischen Messe sind. Das Schweigen und die Intransparenz erwecken in der Tat den Eindruck, dass der Vatikan etwas zu verbergen versucht.

Ich selbst gehe nicht zur traditionellen lateinischen Messe und habe keine besondere Beziehung zu ihr. Aber es gibt Millionen fromme und tief gläubige Katholiken, die sie lieben. Ich sehe keinen Grund, warum eine pastorale Kirche, die an die Ränder geht, sich um die Randgruppen kümmert, sie verprellen und verstoßen sollte. Deshalb glaube ich, dass Summorum Pontificum in pastoraler Hinsicht sensibel und weise war. Und ich glaube, dass Traditionis Custodes pastoral unsensibel und unklug ist – heute ebenso wie vor drei Jahren, als es in Kraft gesetzt wurde.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch. Übersetzt und redigiert aus dem englischen Kommentar unserer Partner-Zeitung National Catholic Register. 

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