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Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt?

Papst Pius XII., portraitiert von Luis Fernández-Laguna

Vor 60 Jahren, am 9. Oktober 1958, starb Papst Pius XII. An diesem Freund der Deutschen haben sich seither viele abgearbeitet. Gerade auch Deutsche. Bis heute wird der Pacelli-Papst in einem Atemzug mit Hitler genannt, wenn es um die Juden geht. Obgleich die Historiker längst die Wahrheit ergründet und die Lügen entlarvt haben, halten sich nach wie vor boshaft und hartnäckig die seinerzeit "veröffentlichten Wahrheiten" über ihn.

Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, hat der Historiker Dr. Michael F. Feldkamp, nach zwanzigjährigem Studium über diesen Papst, zum 60. Jahrestag des Todes von Pius XII. im Patrimonium-Verlag eine zeit- und kirchengeschichtliche Arbeit über Papst Pius XII. vorgestellt, in der er "unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse Kirchengeschichte kompakt und präzise" vermittelt. Es wird also nicht nur einfach die Biographie des Pacelli-Papstes erzählt, vielmehr zeichnet der Autor die Zeitgeschichte von 1917 bis 1958 nach, also jene Jahre, in denen Eugenio Pacelli mittelbar und unmittelbar nicht nur mit der Kirche in Deutschland, sondern auch mit der deutschen Politik befasst war. Papst Benedikt XV. beauftragte ihn 1917, als Friedensunterhändler in Berlin Gespräche zu führen und das Ende des Ersten Weltkrieges mit herbeizuführen. Er wird Nuntius in Bayern, im Deutschen Reich und in Preußen, wo er u. a. für verschiedene Konkordate zuständig ist. Papst Pius XI. holt Pacelli zu sich nach Rom, wo er Kardinal und Kardinalstaatsekretär wird. Auch als solcher hat er vielfach mit Deutschland zu tun, nicht zuletzt durch das "Reichskonkordat".

Nach dem Tod des Papstes wurde Eugenio Pacelli am 2. März 1939 selbst zum Papst gewählt und nannte sich Pius XII. Somit wurde er der Papst des Zweiten Weltkrieges, jedoch auch der Papst in der Zeit des Kalten Krieges nach dem Kriegsende. Am 9. Oktober 1958 ist er in Castel Gandolfo gestorben. Er hatte Verantwortung für die Kirche getragen in verschiedensten Epochen der Kirchen- und der deutschen Geschichte. Denn er erlebte diese Zeiten nicht nur, vielmehr konnte er sie begleiten und maßgeblich mit beeinflussen: den Zusammenbruch des Kaiserreichs, den Beginn der ersten Demokratie auf deutschem Boden, den Nationalsozialismus und natürlich auch den Wiederaufbau eines sich befriedenden und einigenden Europas.

Wenn 1963 wiederum in Deutschland von einem Deutschen das Drama "Der Stellvertreter" aufgeführt wurde und als Buch weite Verbreitung fand, so ist dies in mehrfacher Hinsicht typisch, besonders aber als Affekt zu verstehen, als eine besondere Form von "Antiklerikalismus", wie sie heute weithin zu erleben ist. Dahinter steckt nicht selten Angst vor der katholischen Religion, ja, die Ablehnung der von Gott gegebenen Ordnung des Lebens.

Dem Vorwurf Hochhuths freilich, den seither Generationen von Schülern wiederholen, Papst Pius XII. habe gegen die Judenvernichtung der Nazis nicht "lauthals protestiert", entgegnet Feldkamp mit der nüchternen Feststellung, dass der Papst "immer wieder" seine Stimme erhoben habe, "wenn es darum ging, von den Nationalsozialisten verursachte Verbrechen aufzudecken und anzuprangern".

Als während der letzten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils — es war der 18. November 1965 — ein Seligsprechungsverfahren für Pius XII. angekündigt wurde, sollte der Jesuitenpater Peter Gumpel als Postulator diesen Prozess voranbringen. Ihm wurden aber, befördert wiederum durch "Der Stellvertreter", von vielen Forschern Steine in den Weg gelegt. Jene fühlten sich bestärkt darin, Beweise zu suchen, Papst Pius XII. sei ein Antisemit gewesen.

Michael F. Feldkamp bringt es auf den Punkt: "Der eigentliche Streit zwischen 'Verteidigern' und 'Anklägern' Pius’ XII. wird auch künftig um die Frage geführt werden, ob der Papst aus gesinnungsethischem Antrieb heraus seinen moralischen Standpunkt noch deutlicher publik hätte machen müssen, oder ob er in der Rolle des Verantwortungsethikers tatsächlich mehr Menschenleben hätte retten können."

Feldkamp konstatiert, der Papst habe sich "für den in seinen Augen realistischen Weg entschieden". Er habe aber "nicht geschwiegen, sondern die Lehre der katholischen Kirche weiterhin verkündigt".

Das sehr empfehlenswerte Buch "Papst Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt" gehört als Pflichtlektüre in die Hände deutscher Schullehrer und ganz sicher auch in jene der Theologen.

Feldkamp, Michael F., "Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt" ist Anfang Oktober 2018 im Patrimonium Verlag erschienen und hat 198 Seiten.

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