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Ukrainische Leihmütter: Tragische Schicksale zwischen Krieg, Kunden und Körper

Eine schwangere Frau

Jährlich werden 2.000 bis 2.500 Kinder von ukrainischen Frauen gegen Bezahlung für Dritte ausgetragen, 90 Prozent sind von ausländischen Paaren bestellt. Mit mindestens 33 privaten und 5 staatlichen Leihmutterschaftskliniken ist die Ukraine eine beliebte und kostengünstige Destination des Reproduktionstourismus.

Seit Beginn des Krieges fokussieren sich Medien auf Wunscheltern, die um die Sicherheit ihrer Säuglinge am Kriegsschauplatz besorgt sind. „Das Schicksal der ukrainischen Leihmütter interessiert hingegen niemanden“, kritisiert IMABE-Geschäftsführerin Susanne Kummer im neuen "Bioethik Aktuell".

Zwei erschreckende Medienberichte richten nun erstmals ihr Augenmerk auf die Situation „jener Frauen, deren Arbeitsplatz ihr Körper ist und die zwischen Krieg und Fremdinteressen zerrieben werden“, so Kummer.

So berichtet der "Guardian", dass Leihmütter von den Agenturen angehalten wurden, ihr Kind abtreiben zu lassen. Andere erleiden aufgrund der dramatischen Kriegssituation Fehlgeburten. „Wer sich in den zerbombten Häusern und Spitälern um die medizinische Versorgung dieser jungen Frau kümmert, fragt niemand“, so Kummer. De facto haben die Frauen keinen Anspruch auf Bezahlung oder Entschädigung. Diese erfolgt durch die Agenturen erst, wenn ein gesundes Baby abgeliefert wird, wie es der Vertrag vorsieht. Viele berichten, dass sie wie „Tiere“ behandelt werden.

Die Agentur BioTexCom mit Sitz in Kiew hält derzeit 25 Prozent am globalen Markt für Leihmutterschaft. Ein Kind kostet zwischen 40.000 und 65.000 Euro. Ukrainerinnen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, die meist aus prekären sozialen Verhältnissen stammen, werden angeheuert, ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Sobald sie mit dem fremden Embryo schwanger sind, werden sie weit weg von ihren Heimatstädten in einer Wohnung versammelt und von einem Vorgesetzten beaufsichtigt, der sie zwingt, strenge Zeitpläne einzuhalten.

Auch zu möglichen Abtreibungen können sie vertraglich verpflichtet werden. Mit 8.000 bis 10.000 Euro Honorar werden sie mit dem Dreifachen eines ukrainischen Jahresgehalts gelockt, das Gros der Einnahmen geht jedoch an die Agenturen. Die Menschenrechtsgruppe La Strada erhält pro Jahr 100 Anrufe von ukrainischen Leihmüttern, die misshandelt werden, manche berichten, dass sie letztlich nur wenige Hundert Euro von der Agentur als Entlohnung erhalten haben.

Laut einem Bericht von Le Figaro erklärte die Marketingabteilung von BioTexCom noch vor kurzem, dass „viele Kunden, deren Vertrag noch läuft, sagen, dass sie die In-vitro-Fertilisationsprogramme um jeden Preis fortsetzen wollen.“

Mittlerweile beantworten etliche Agenturen keine Emails mehr und sind für Frauen telefonisch praktisch nicht mehr erreichbar.

Noch vor wenigen Tagen hatte BioTexCom ein Youtube veröffentlicht, indem ein Bunker mit Nahrung und Schlafplätzen für die Leihmütter gezeigt wurde, um ausländische Eltern zu beruhigen. Nach eigenen Angaben sollen allein bei BioTexCom 200 bis 300 Leihmütter in den kommenden drei Monaten ihre Säuglinge gebären. Bereits während Pandemie konnten 1.000 Säuglinge in der Ukraine nicht abgeholt werden, berichtete Bioethik aktuell.

Eine weitere Wunschbabyklinik – IVMED – hat bereits 17 Tiefkühltanks mit 12.000 gelagerten Embryonen und Eizellen aus dem Kriegsgebiet in Nachbarländer transportiert.

„Die Schattenseiten des Baby-Business sind durch den Krieg in der Ukraine auf tragische Weise nochmals sichtbar geworden“, sagt Ethikerin Kummer. „Leihmutterschaft ist ein profitabler Geschäftszweig, der nach einem internationalen Verbot ruft. Wir erleben hier quasi eine neue Spielart von Leibeigenschaft. Leihmutterschaft verstößt eklatant gegen Menschen- und Kinderrechte, sie ist frauenverachtend und bedeutet Kinderhandel.“

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