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Kardinal Sandri: "Sanktionen gegen Syrien treffen auch die Zivilbevölkerung"

Ein Mann fährt durch zerstörte Häuserzeilen in Aleppo (Syrien).
Abendstimmung über Jerusalem am 19. Oktober 2016. Die Zahl der Christen in Israel wird heute auf unter zwei Prozent geschätzt.
Der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri.

Der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, hat die internationalen Sanktionen gegen Syrien kritisiert. Diese träfen vor allem die Zivilbevölkerung, die in Folge der restriktiven Maßnahmen sogar mit Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen habe.

Im Gespräch mit dem Mediennetzwerk EWTN Vatican sprach Sandri auch über die bevorstehende Heiliglandkollekte, die in allen Diözesen weltweit am kommenden Karfreitag durchgeführt wird. Der argentinische Kardinal betonte, dass die Christen im Heiligen Land auf diese Spenden nach wie vor angewiesen seien und rief Katholiken weltweit dazu auf, sich an der Kollekte zu beteiligen.

Das TV-Interview mit Kardinal Sandri wird kommende Woche im Rahmen des EWTN-Nachrichtenmagazins "Vaticano" in verschiedenen Sprachen erscheinen.

Sanktionen: Kardinal Sandri fordert Untersuchungen

Im Gespräch mit Andreas Thonhauser, dem Büroleiter von EWTN Vatican, sagte Kardinal Sandri am Mittwoch, dass die internationalen Sanktionen gegen Syrien vor allem die Bevölkerung treffe. "Sie treffen die Menschen und dann gibt es kein Brot", so der Präfekt der Ostkirchenkongregation.

Er forderte die Entscheidungsträger dazu auf, die Wirksamkeit der aktuellen Sanktionen zu untersuchen. Viele Menschen seien davon betroffen, die mit dem Grund für diese Maßnahmen nichts zu tun hätten. 

Man könne sich zwar mittlerweile in Syrien wieder frei bewegen, die Lage sei "scheinbar ruhig", "aber in Wirklichkeit ist die Situation sehr kritisch, was die Armut und die fehlende Elektrizität betrifft, denn Strom gibt es nur wenige Stunden am Tag", berichtet Sandri. Dies habe massive Folgen für Krankenhäuser oder Altenheime. Syrien lebe nach wie vor "in der Angst vor einer ungewissen Zukunft". Viele Christen befänden sich deshalb schon auf der Flucht, sagte der Kardinal, weshalb durchaus das Risiko bestehe, dass Syrien seine "christliche Präsenz" verliere.

Wie der Rat der Europäischen Union in einer Pressemitteilung vom 27. Mai 2021 mitteilte, hatte man im vergangenen Jahr "die restriktiven Maßnahmen der EU gegen das syrische Regime um ein weiteres Jahr, d. h. bis zum 1. Juni 2022" verlängert. Grund seien die "anhaltenden Repressionen gegen die Zivilbevölkerung des Landes".

Betroffen sind laut EU 283 Personen, deren Vermögenswerte eingefroren wurden und gegen die Reisebeschränkungen verhängt wurden, und 70 Organisationen, deren Vermögenswerte eingefroren wurden. Humanitäre Hilfe wie die Lieferung von Nahrungsmitteln, Arzneimitteln und medizinischer Ausrüstung sollen durch die Sanktionen allerdings nicht zu beeinträchtigt werden, heißt es in der offiziellen Mitteilung des EU-Rates. Und weiter:

"Die EU überprüft fortlaufend die Entwicklungen im Syrien-Konflikt und kann mit Blick auf die Lage vor Ort jederzeit beschließen, die Sanktionen zu verlängern und die Liste der betroffenen Organisationen oder Personen zu ändern."

Die Situation der Christen im Heiligen Land

Angesprochen auf die Situation der Christen im Heiligen Land teilte Kardinal Sandri mit, dass es zwar "Schwierigkeiten" gebe, im Großen und Ganzen sei die Lage jedoch "friedlich". Besonders die Beziehungen zwischen Israel und Palästina blieben weiterhin angespannt, so der Präfekt der Ostkirchenkongregation. Dies habe zur Folge, dass es viele Grenzkontrollen gebe, sodass einreisende Katholiken aus dem lateinischen Patriarchat, die aus Jordanien kommen, häufig "Schwierigkeiten" ausgesetzt seien. Wörtlich sagte Sandri im EWTN-Interview:

"Die Kirche kann ihren Auftrag in dem Sinne erfüllen, dass sie sich mit den Problemen befasst, ohne das Gesetz zu verletzen, und sie kann auch die Sozialarbeit leisten, die Teil ihres pastoralen Programms ist, sowohl in Galiläa als auch in Palästina."

Während der Hochzeiten der Coronavirus-Pandemie waren Pilgerreisen ins Heilige Land lange nicht möglich. Dies habe sich nun geändert, teilte Sandri mit. Der Kardinal empfiehlt, nicht nur zu den heiligen Steinen, den Heiligtümern, den Klöstern und allen anderen Stätten Jesu im Heiligen Land zu pilgern, sondern auch die Gemeinschaften zu besuchen. Kardinal Sandri:

"Ein weiterer Punkt ist, dass diese unsere christlichen Brüder und Schwestern, die Katholiken im Heiligen Land, spüren müssen, dass sie nicht allein sind, dass die ganze Kirche hinter ihnen steht, denn sie sind Jesu Mitbürger, und was wir suchen, ist Jesus und sein Wort, seine Gegenwart."

Auch kleine Spenden helfen

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Erneut rief Kardinal Leonardo Sandri deshalb die Katholiken weltweit dazu auf, die Heiliglandkollekte am Karfreitag zu unterstützen. "Es ist wirklich eine günstige Gelegenheit für die gesamte Katholische Kirche, diese Sammlung zu nutzen, um am Karfreitag in Verbindung mit den heiligen Orten zu leben, an denen Jesus gelebt hat", sagte der Präfekt der Ostkirchenkongregation.

Ein Großteil der Spenden geht an die Franziskanerpatres im Heiligen Land, die unter anderem die Pflege und den Erhalt der heiligen Stätten sicherstellen. Außerdem werden damit viele weitere Projekte der Katholischen Kirche im Heiligen Land unterstützt, wie beispielsweise Schulen, Pflegeheime oder Zentren für Menschen mit Behinderung.

"Wenn wir hier vom Heiligen Land sprechen, meinen wir nicht nur die von Jerusalem", so Kardinal Sandri, "wir meinen ebenfalls Palästina, aber auch Ägypten, den Irak, Syrien, Jordanien – in all diesen Ländern wird das Heilige Land gehütet und die heiligen Stätten bewacht, aber es gibt noch viele andere."

Am vergangenen Aschermittwoch hatte der Präfekt der Ostkirchenkongregation in einem Brief an die Gläubigen weltweit an die schwierige Situation der Christen im Heiligen Land erinnert und zum Spenden ermuntert. Durch die Pandemie hatten die Menscehn dort Ostern und Weihnachten in einer Art Isolation gefeiert "ohne die Wärme und Solidarität der Pilger", vor allem die Arbeitslosigkeit habe sich zu einem großen Problem entwickelt.

In seinem Brief schreibt der Kardinal:

"Zwar hat Christus als Person nur einmal gelitten und ist nur einmal gestorben und kann nun nicht mehr sterben. Aber er leidet nun weiter in seinem Leib, der die Kirche ist, besonders im Nahen Osten, aber auch an jedem anderen Ort der Welt, an dem die Glaubensfreiheit mit Füßen getreten und behindert wird: vielfach durch Verfolgung, durch eine zuweilen feindliche Umwelt, oft durch die Globalisierung der Gleichgültigkeit, durch die Gewalt von Kriegen, mit denen die Menschheit leider nie zufrieden zu sein scheint, wie in der Ukraine."

Selbst kleine Gaben können helfen, unterstreicht Sandri, da diese Spenden es den Christen im Heiligen Land ermögliche "weiter zu leben und zu hoffen und ein lebendiges Zeugnis abzulegen für das Wort, das an Orten und auf Wegen, die seine Gegenwart gesehen haben, Fleisch geworden ist".

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