Vatikanstadt, 14 April, 2022 / 10:03 AM
Bei der Chrisammesse am heutigen Gründonnerstag hat Papst Franziskus erneut mahnende Worte an die Priester gerichtet. Dabei warnte der Pontifex vor allem vor den "verborgenen Götzen" und einer Auffassung vom Priesterdienst, die sich lediglich auf den Formalismus beschränkt.
"Ein verweltlichter Priester ist nichts anderes als ein klerikalisierter Heide", so der Pontifex.
Papst Franziskus: Priester müssen die verborgenen Götzen erkennen und bekämpfen
Der "Lohn des Herrn... ist seine Liebe und die bedingungslose Vergebung unserer Sünden um den Preis seines am Kreuz vergossenen Blutes", betonte Papst Franziskus. Einen besseren Lohn als die Freundschaft mit Jesus gebe es nicht. Die Augen auf Jesus zu richten sei eine Gnade, die alle Priester pflegen müssen, fuhr der Pontifex fort. "Es geht nicht darum, Sünden aufzulisten, sondern um eine liebevolle Betrachtung, in der wir mit den Augen Jesu auf unseren Tag blicken und so die Gnaden des Tages, die Gaben und alles, was er für uns getan hat, sehen, um dafür zu danken", so Franziskus, "und wir zeigen ihm auch unsere Versuchungen, damit wir sie erkennen und zurückweisen."
Wenn man Gottes gütigen Blick "aushalten" kann, "wird er uns vielleicht auch einen Wink geben, ihm unsere Götzenbilder zu zeigen". Der Pontifex sagte wörtlich:
"Wenn wir den Herrn einen Blick auf unsere verborgenen Götzen werfen lassen, werden wir ihnen gegenüber erstarken und es nimmt ihnen die Macht. Der Blick des Herrn lässt uns erkennen, dass wir uns in ihnen in Wirklichkeit selbst verherrlichen, denn dort, in diesem Raum, den wir so leben, als wäre er ausschließlich unserer, mischt sich Teufel ein und fügt ein überaus bösartiges Element hinzu: Er sorgt dafür, dass wir uns nicht nur an uns selbst 'erfreuen', indem wir einer Leidenschaft freien Lauf lassen oder eine andere pflegen, sondern er führt uns auch dazu, mit ihnen, mit diesen verborgenen Götzen, die Gegenwart der göttlichen Personen, des Vaters, des Sohnes und des Geistes, die in uns wohnen, zu ersetzen. Das ist es, was in der Tat geschieht."
Man rede sich oft ein, so der Papst weiter, dass man sehr wohl unterscheiden kann, was ein Götze und wer Gott ist. Dennoch nehme dieser Götze in der Praxis "der Dreifaltigkeit allmählich den Platz weg und gibt ihn dem Teufel, in einer Art indirekten Anbetung".
"Es ist so, dass die Götzen etwas Persönliches, ein persönliches Element aufweisen, wenn wir sie nicht entlarven, wenn wir nicht zulassen, dass Jesus uns zeigt, dass wir in ihnen unglücklich und grundlos nach uns selbst suchen und dass wir dem Bösen Raum geben, um sich einzumischen", mahnte der Pontifex, "wir müssen bedenken, dass der Teufel von uns verlangt, seinen Willen zu tun und ihm zu dienen, aber er verlangt nicht immer, dass wir ihm zu jeder Zeit dienen und anbeten. Ihm genügt es, hin und wieder angebetet zu werden, um zu zeigen, dass er unser wahrer Herr ist und er sich in unserem Leben und in unserem Herzen sogar wie Gott fühlt."
Papst: "Ein verweltlichter Priester ist nichts anderes als ein klerikalisierter Heide"
Insgesamt mache er "drei Bereiche des verborgenen Götzendienstes" aus, erkläuterte der Papst weiter.
"Ein Raum des verborgenen Götzendienstes öffnet sich dort, wo es eine geistige Weltlichkeit gibt, sie ist 'ein Lebensmodell […] eine Kultur; sie ist eine Kultur des Vergänglichen, eine Kultur des schönen Scheins, des Make-Ups'. Ihr Kriterium ist der Triumphalismus, ein Triumphalismus ohne das Kreuz. Und Jesus betet, dass der Vater uns vor dieser Kultur der Weltlichkeit schützen möge. Diese Versuchung einer Herrlichkeit ohne das Kreuz widerspricht der Person des Herrn, der sich in der Menschwerdung erniedrigt und der als Zeichen des Widerspruchs das einzige Heilmittel gegen jeden Götzen ist."
Das "weltliche Streben nach eigenem Ruhm" beraube den Menschen der "Gegenwart des demütigen und erniedrigten Jesus". Franziskus wörtlich:
"Ein verweltlichter Priester ist nichts anderes als ein klerikalisierter Heide."
Ein weiterer Bereich des versteckten Götzendienstes entstehe dort, fuhr der Pontifex fort, "wo dem Pragmatismus der Zahl der Primat gegeben wird". Er sagte:
"Diejenigen, die diesen versteckten Götzendienst betreiben, sind bekannt für ihre Vorliebe zu Statistiken, die jede persönliche Eigenschaft in der Diskussion auszulöschen und der Mehrheit den Vorrang zu geben vermag, die schließlich Kriterium der Unterscheidung wird. Dies kann weder die einzige Vorgehensweise noch das einzige Kriterium in der Kirche Christi sein (...) In dieser Faszination für die Zahlen suchen wir in Wirklichkeit uns selbst und erfreuen uns an der Kontrolle, die uns diese Logik gewährleistet, die sich nicht für die Gesichter der Menschen interessiert und nicht die Logik der Liebe ist."
Der dritte Bereich des verborgenen Götzendienstes sei der, der sich mit dem Funktionalismus auftue, "in dem sich viele mehr für den Fahrplan als für den Weg begeistern". Die funktionalistische Mentalität dulde das Mysterium nicht, beklagt der Pontifex. Das Idol der Effizienz ersetze nach und nach die Gegenwart des Vaters. Franziskus wörtlich:
(Die Geschichte geht unten weiter)
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"Der Funktionalist kann sich nicht über die Gnaden freuen, die der Geist über sein Volk ausgießt und von denen er sich als Arbeiter, der seinen Lohn verdient, auch 'ernähren' könnte. Der funktionalistisch denkende Priester hat seine eigene Nahrung, die sein Ego ist."
Die Götzen von Christus aufdecken lassen
Mit deutlichen Worten kritisierte Papst Franziskus in seiner Predigt die "Haltung der Eitelkeit des Hirten". "Liebe Brüder, Jesus ist der einzige Weg, um nicht in die Irre zu gehen und um zu erkennen, was wir fühlen und wohin uns unser Herz führt", rief Franziskus den Priestern zu, "Jesus Christus, sage ich, bewirkt, dass diese Götzen aufgedeckt werden, dass ihre Anwesenheit, ihre Wurzeln und ihr Wirkungsweise sichtbar werden, und so kann der Herr sie zerstören. Und wir müssen uns an sie erinnern, wir müssen aufmerksam sein, damit das Unkraut dieser Götzen, das wir in den Falten unseres Herzens verstecken konnten, nicht wieder aufkeimt."
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