Vatikanstadt - Sonntag, 20. Mai 2018, 17:34 Uhr.
Zeiten der Veränderung, Neuanfänge, grandiose Neuerungen – wer wünscht es sich nicht? Doch die Erfahrung zeige, so Papst Franziskus in seiner Predigt zum Pfingstsonntag im Petersdom, "dass kein irdischer Versuch, die Dinge zu verändern, das menschliche Herz vollständig befriedigt." Der Heilige Geist aber wirke anders: "Er revolutioniert nicht das Leben um uns herum, sondern verändert unser Herz."
Der Geist, ein "Stärkungsmittel"
Wie eine solche Verwandlung der Herzen zu verstehen ist zeigt bereits die Pfingsterzählung der Apostelgeschichte. Papst Franziskus erinnerte in seiner Predigt an die Jünger, die sich nach der Auferstehung Christi zunächst hinter verschlossenen Türen verstecken und sich voller Angst aus der Welt zurückziehen. Doch alles ändert sich mit dem Pfingsttag, an dem der Heilige Geist auf sie herabkommt. Es ist die Geburtsstunde der Kirche.
"Aus zaudernden werden mutige Jünger", sagte Papst Franziskus. Der Geist habe ihre Angst genommen und so nimmt er sie den Menschen auch heute. Er "überwindet Widerstände. Diejenigen, die sich mit dem Mittelmäßigen begnügen, konfrontiert er mit einem Überschwang an Gaben. Er weitet die engen Herzen. Er drängt diejenigen zum Dienst, die es sich bequem gemacht haben. Er bringt die zum Gehen, die meinen, sie seien am Ziel angekommen. Er lässt diejenigen träumen, die von Lauheit befallen sind."
Damit zeige die Apostelgeschichte den Weg zu wirklichen Veränderungen auf. "Wenn wir am Boden sind, wenn wir unter der Last des Lebens stöhnen, wenn unsere Schwächen uns bedrücken, wenn es schwierig ist, vorwärts zu gehen und wenn es unmöglich erscheint, zu lieben", dann braucht der Mensch die Kraft des Heiligen Geistes, so der Papst. Er bezeichnete den Heiligen Geist als ein "kräftiges 'Stärkungsmittel'", das Mut und Zuversicht schenke, das den Menschen "im Inneren" frei mache, sodass er sich vom Sünder zum Gerechten wandeln könne, vom Enttäuschten zum Hoffenden.
Gerade in dunklen Zeiten wirkt der Heilige Geist
Verwandeln sich die Herzen der Menschen, so kann sich auch das Zeitgeschehen wandeln. Die ermutigten Jünger beginnen nach dem Pfingsterlebnis das Haus zu verlassen. Sie werden zu Zeugen Jesu Christi und verkünden das Evangelium in der ganzen Welt. Der Geist sendet sie zu den Heiden und auf "die verlassene Straße zwischen Jerusalem und Gaza", was besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzungen im Heiligen Land größte Bedeutung gewinnt. "Bis an die Enden der Erde" gehen die Jünger – ein Vorbild, meinte Papst Franziskus, auch für die Kirche heute, die "trotz ihrer jahrhundertealten Geschichte immer eine zwanzigjährige ist, die junge Braut, in die der Herr hoffnungslos verliebt ist".
Gerade in dunklen Zeiten der Geschichte habe der Geist immer wieder die "strahlendste Heiligkeit hervorgebracht. Wenn der Geist da ist, geschieht immer etwas; wenn er weht, gibt es keine Flaute." Er bahne sich seinen Weg – sogar "in die unwahrscheinlichsten Situationen" hinein.
Die Kirche dürfe deshalb nicht in den Zustand der "Mattheit" verfallen, mahnte der Papst. Sie dürfe sich nicht wie die Jünger zurückziehen und "Schutz vor dem Wind des Geistes" suchen. Denn immer wieder habe die Geschichte gezeigt, wie der Geist "Wunderbares" bewirke. Wer sein Leben für den Heiligen Geist öffne, dem gelinge es, mit Gott, aber auch mit der Welt in enger Beziehung zu stehen.
Papst Franziskus ermutigte deshalb dazu, nicht müde zu werden, den Geist "in unser Lebensumfeld einzuladen". Zum Abschluss seiner Predigt bat er um das Kommen des Heiligen Geistes: "Wehe in unseren Herzen und lass uns die Zärtlichkeit des Vaters atmen. Erfasse die Kirche und treibe sie bis zu den Enden der Erde, damit sie von dir getragen, nichts Anderes bringe als dich. Hauche der Welt die sanfte Frühlingswärme des Friedens und die frische Erquickung der Hoffnung ein. Komm, Heiliger Geist, verwandle unser Inneres und erneuere das Antlitz der Erde. Amen."
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— Gianluca Teseo (@Gianluca_Teseo) May 20, 2018
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