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Papst Franziskus am Pfingstsonntag: "Der Heilige Geist verjüngt die Kirche, nicht wir"

Papst Franziskus hält die Pfingstpredigt im Rollstuhl sitzend am 5. Juni 2022.

Am Pfingstsonntag hat Papst Franziskus im Petersdom in Rom die Heilige Messe gefeiert. Hauptzelebrant der Eucharistiefeier war der italienische Kardinal Giovanni Battista Re, die Predigt hielt Franziskus allerdings selbst.

Darin sprach der Heilige Vater über die Wirkung des Heiligen Geistes und betonte, dass es der Geist Gottes selbst sei, der die Kirche erneuere, wohingegen "Moderniesierungsprojekte" allein nicht ausreichend seien.

Papst Franziskus: Liebe hängt nicht von Gesetzestreue ab

In seiner Predigt erklärte Papst Franziskus, dass Gott aus seinen Jüngern nicht einfach nur "Enzyklopädien oder Gelehrte" machen will. Vielmehr zeige der Heilige Geist, wohin die Lebensreise eines jeden gehe. "Wir sind daran gewöhnt zu denken, dass die Liebe im Wesentlichen von unserer Gesetzestreue, unseren Fähigkeiten und unserer Religiosität abhängt", so der Heilige Vater, "stattdessen erinnert uns der Geist daran, dass ohne die Liebe an der Basis alles andere umsonst ist." Diese Liebe sei ein Geschenk, ein "Motor unseres geistlichen Lebens".

Papst Franziskus wörtlich:

"Wir erinnern uns immer an die Dinge, die missglückt sind: Oft ertönt jene Stimme in uns, die uns an Scheitern und Unzulänglichkeiten erinnert, die uns sagt: 'Siehst du, noch ein Sturz, noch eine Enttäuschung, du wirst es nie schaffen, du bist zu nichts fähig'. Der Heilige Geist hingegen erinnert uns an etwas ganz anderes: 'Du bist ein Sohn, du bist eine Tochter Gottes, du bist ein einzigartiges, auserwähltes, kostbares, ewig geliebtes Geschöpf: Auch wenn du das Vertrauen in dich selbst verloren hast, Gott vertraut dir!'. Aber man könnte einwenden: Das sind schöne Worte, doch ich habe so viele Probleme, Wunden und Sorgen, die sich nicht mit einfachen Tröstungen lösen lassen! Nun, genau hier bittet der Geist, eintreten zu können. Denn er, der Tröster, ist der Geist der Heilung und der Auferstehung und kann die Wunden, die in dir brennen, verwandeln."

Der Pontifex fügte an, dass der Heilige Geist lehre, die Erinnerungen an Menschen und Situationen, die uns verletzt haben, nicht auszumerzen, sondern sie von seiner Gegenwart heimsuchen zu lassen. Bereits bei den Aposteln und deren Versagen habe der Geist so gehandelt, "sie hatten Jesus vor der Passion im Stich gelassen, Petrus hatte ihn verleugnet, Paulus hatte die Christen verfolgt: wie viele Fehler, wie viel Schuld", so Franziskus.

Pessimismus kommt nicht vom Heiligen Geist

Der Heilige Geist allein sei fähig, auch Erinnerungen zu heilen. "Er lehrt uns, uns selbst anzunehmen, uns zu vergeben und uns mit der Vergangenheit zu versöhnen. Wieder neu anzufangen", hieß es in der Predigt weiter. Dabei sei es jedoch auch nötig, eine "Unterscheidung der Geister" vorzunehmen, wie Franziskus betonte. Wörtlich:

"Der Heilige Geist wird dir niemals sagen, dass auf deinem Weg alles in Ordnung ist. Nein, er korrigiert dich, er bringt dich sogar dazu, wegen deiner Sünden zu weinen; er spornt dich an, dich zu ändern, gegen deine Falschheit und Doppelzüngigkeit anzukämpfen, auch wenn dies Mühe, inneren Kampf und Opfer erfordert. Der böse Geist hingegen drängt dich dazu, immer das zu tun, was dir gefällt; er bringt dich zu der Überzeugung, dass du das Recht hast, deine Freiheit so zu nutzen, wie es dir gefällt. Wenn du aber dann mit einer inneren Leere zurückbleibst, klagt er dich an und wirft dich zu Boden. Der Heilige Geist, der dich auf deinem Weg korrigiert, lässt dich nie im Stich, sondern nimmt dich an die Hand, tröstet dich und ermutigt dich immer wieder."

"Bitterkeit, Pessimismus und traurige Gedanken" könnten niemals vom Heiligen Geist kommen, so der Papst weiter. Der "böse Geist" mache einen "nervös, misstrauisch und weinerlich". Dagegen lade der Heilige Geist dazu ein, "niemals das Vertrauen zu verlieren und immer wieder neu anzufangen".

Außerdem wirke der Heilige Geist immer sehr konkrekt und nicht idealistisch, führte Papst Franziskus weiter aus: 

"Er will, dass wir uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren, denn der Ort, an dem wir uns befinden, und die Zeit, in der wir leben, sind die Orte der Gnade. Der Geist des Bösen hingegen will uns vom Hier und Jetzt ablenken, uns woanders hinführen: Er klammert sich oft an die Vergangenheit: an das Bedauern, an die Nostalgie, an das, was das Leben uns vorenthalten hat. Oder er projiziert uns in die Zukunft und nährt Ängste, Illusionen und falsche Hoffnungen. Der Heilige Geist tut das nicht, er bringt uns dazu, hier und jetzt zu lieben: nicht eine ideale Welt, eine ideale Kirche, sondern das, was da ist, im Licht der Sonne, in der Transparenz, in der Einfachheit."

Der Heilige Geist verjüngt die Kirche, nicht die Menschen

Dieser "weltliche Geist" dränge Menschen dazu sich nur auf die eigenen Probleme zu konzentrieren. Der Heilige Geist dagegen lade ein, sich selbst zu vergessen.

Dies gelte auch für die Kirche. "Modernisierungsprojekte" allein sind nicht ausreichend, unterstrich der Pontifex. Es sei der Heilige Geist, der die Kirche verjünge. Franziskus wörtlich:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Und so verjüngt sich die Kirche. Achtung: Er verjüngt sie, nicht wir. Denn die Kirche kann man nicht programmieren, und Modernisierungsprojekte sind nicht genug. Der Geist befreit uns von der Besessenheit auf Dringlichkeiten und lädt uns ein, alte und immer neue Wege zu gehen, die Wege des Zeugnisses, der Armut, der Mission, um uns von uns selbst zu befreien und uns in die Welt auszusenden."

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