Frankfurt, 06 Juli, 2022 / 12:42 AM
Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hat gemeinsam mit seinem Freiburger Kollegen Helmut Hoping vor "Emanzipationsbestrebungen" der Theologie "weg vom kirchlichen Lehramt" gewarnt.
"Immer stärker beanspruchen Theologen zu entscheiden, was authentische Glaubensüberlieferung ist und was nicht, während dem bischöflichen Lehramt nurmehr die Rolle zugewiesen wird, den festgestellten authentischen Glaubens zu bezeugen", so Tück und Hoping in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Dienstag mit Blick auf den "Synodalen Weg".
"Ohne das Gespenst einer theologischen Expertokratie an die Wand malen zu wollen, die den Glauben an volatile wissenschaftliche Majoritätskonsense bindet, zeichnet sich im Verhältnis von Theologie und kirchlichem Lehramt derzeit eine Kompetenzverschiebung mit erheblichem Konfliktpotential ab", heißt es weiter. "Den Theologen wird zusammen mit dem Glaubenssinn der Gläubigen die Aufgabe zugewiesen, die geforderten Schritte für eine nachholende Selbstmodernisierung der katholischen Kirche in Deutschland gegenüber den Bischöfen durchzusetzen."
Die Kirche sei aber in Wirklichkeit kein "Zusammenschluss unabhängiger Nationalkirchen" mit unterschiedlichen Ausrichtungen "in Lehre und Disziplin", sonder eine "in und aus Ortskirchen" bestehende "Weltkirche", die "von der universalen Gemeinschaft der Bischöfe in der Einheit mit dem Bischof von Rom geleitet wird".
Die beiden Professoren schreiben, die Theologie nehme zwar "eine unerlässliche Korrektivfunktion gegenüber der Kirchenleitung" ein, "Wissenschaftsfreiheit in einer bekenntnisgebundenen Theologie" sei aber "anders zu buchstabieren als etwa in der Kulturwissenschaft".
Konkret übten Tück und Hoping Kritik an einer historisch-kritischen Exegese, die "den Glauben an Jesus als Messias und Sohn Gottes zur nachösterlich-gemeindlichen Ideenproduktion erklärt" und damit "dem christologischen Dogma ihre Grundlage" entziehe.
Und weiter: "Wenn die Praktische Theologie für sich ein Verständnis von Theologie reklamiert, das von Schrift und Tradition weithin absieht und die sogenannten Zeichen der Zeit unter Rekurs auf humanwissenschaftliche Erkenntnisse zum normierenden Ausgangspunkt theologischer Reflexionen nimmt, ergeben sich ebenfalls Spannungen."
"Postmoderne Philosophien und Humanwissenschaften, aber auch Kunst und Literatur können das zeitdiagnostische Sensorium schärfen und auf gesellschaftliche Suchbewegungen aufmerksam machen", räumen die beiden Theologen ein. "Werden diese externen Erkenntnisorte allerdings zu neuen Offenbarungsquellen aufgewertet, sind Umwertungen des kirchlichen Bekenntnisses vorprogrammiert."
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