Mainz, 01 August, 2022 / 12:06 AM
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine am Sonntag "davon überzeugt" gezeigt, "dass es richtig ist, dass es pazifistische Stimmen gibt". Der Bischof ist der amtierende Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi".
"Ich glaube, dass es weiter pazifistische Stimmen geben muss, um vielleicht zu verhindern, dass wir uns zu sehr an diese Logik von Gewalt und Gegengewalt auch gewöhnen", erklärte Kohlgraf in einem kurzen Interview für "Kirche im SWR". "Und dass da Menschen sind, die auch kritische Fragen stellen und sagen: Leute in der Politik, überlegt mal. Was ist eure Sprache? Habt ihr über andere Formen auch zivilen Widerstands nachgedacht? Stärkt ihr die Zivilgesellschaft vor Ort? Was sind da Schritte, die neben den Waffenlieferungen auch Themen wären, die wir bedienen müssen?"
Gleichzeitig müsse er "dass Menschen, die jetzt in politischer Verantwortung sind, tatsächlich vor gewaltigen Fragen und Herausforderungen stehen", räumte Kohlgraf ein.
Die Friedensbewegung stehe – etwa angesichts der Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine – vor einem "Dilemma": "Man kann sich auch versündigen, indem man Hilfen verweigert. Wo beginnt sozusagen aber auch eine Versündigung, indem ich Gewalt eskaliere?"
Es gebe keine "wirklich saubere Lösung", betonte der Mainzer Bischof. "Wir werden, egal, wie wir uns entscheiden, ob als Politikerin, Politiker oder auch als Friedensbewegte, oder auch als Menschen in der Gesellschaft, wir werden uns die Finger schmutzig machen, egal, wofür wir uns entscheiden."
Gefragt nach dem Satz aus der Bergpredigt "Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin", erklärte Kohlgraf: "Ich glaube, als politisch Verantwortlicher kann ich diese Entscheidung nicht für mein Volk treffen." Nur der Einzelne könne dies für sich selbst so halten.
Die Friedensbewegung werde nicht "den Himmel auf Erden" schaffen können. Dennoch lohne es sich, für den Frieden zu arbeiten. "Wenn niemand etwas tut, dann wird sich auch nichts verändern", sagte der Bischof.
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