Vatikanstadt, 10 August, 2022 / 9:46 AM
Im Rahmen der Generalaudienz am Mittwochmorgen widmete Papst Franziskus letztmalig seine Katechese dem Thema "Alter". Dabei warnte er vor der "Einbildung, die Zeit anhalten zu können – ewige Jugend, unbegrenztes Wohlergehen, absolute Macht zu wollen". Dies sei "nicht nur unmöglich", sondern "wahnhaft".
Bei sommerlichen Temperaturen von um die 25 Grad traf der Pontifex in der vatikanischen Audienzhalle mit den Gläubigen zusammen.
"Das Alter ist die richtige Zeit für das bewegende und freudige Zeugnis der Erwartung", betonte Papst Franziskus. "Im Alter übersteigen die Werke des Glaubens, die uns und andere dem Reich Gottes näher bringen, inzwischen die Kraft der Energie, der Worte und der Impulse der Jugend und der Reife."
"Ein Alter, das sich in der Niedergeschlagenheit verpasster Gelegenheiten verzehrt, lässt einen selbst und die anderen verzagen", warnte Franziskus. "Ein Alter, das mit Sanftmut und Respekt vor dem wirklichen Leben gelebt wird, löst hingegen endgültig die falsche Vorstellung von einer Kirche auf, die sich den weltlichen Gegebenheiten anpasst und meint, auf diese Weise ihre Vollkommenheit und Erfüllung endgültig bestimmen zu können."
Das Leben der Menschen sei "nicht dazu bestimmt, in sich selbst, in einer imaginären irdischen Vollkommenheit zu verharren: Es ist dazu bestimmt, durch den Tod hindurch zu gehen. In der Tat, unser fester Platz, unser Ziel ist nicht hier, sondern bei Gott, wo er für immer wohnt."
Vor diesem Hintergrund bezeichnete der Papst das Leben auf Erden als eine Art "Noviziat", wobei die Gläubige die "Lehrlinge" seien, "die – inmitten von tausend Schwierigkeiten – lernen, das Geschenk Gottes zu schätzen und die Verantwortung zu übernehmen, es zu teilen und für alle fruchtbar zu machen".
"Der Raum Gottes, den Jesus für uns mit größter Sorgfalt vorbereitet, ist der Zeit unseres sterblichen Lebens überlegen", führte der Pontifex aus. "Deshalb: Das Alter bringt die Hoffnung auf diese Erfüllung näher. Das Alter kennt nun endgültig die Bedeutung der Zeit und die Grenzen des Ortes, an dem wir unsere Initiation leben."
Daher sei es "glaubwürdig", wenn das Alter "uns auffordert, uns über das Vergehen der Zeit zu freuen: Es ist keine Drohung, sondern ein Versprechen. Das Alter, das die Tiefe des Blicks des Glaubens wiederentdeckt, ist nicht von Natur aus konservativ, wie man sagt! Gottes Welt ist ein unendlicher Raum, in dem der Lauf der Zeit nicht mehr ins Gewicht fällt."
"Das Alter ist die Lebensphase, die am besten geeignet ist, die frohe Botschaft zu verkünden, dass das Leben der Beginn einer endgültigen Erfüllung ist", betonte Papst Franziskus abschließend. "Und das Beste steht uns noch bevor. Möge Gott uns ein Alter schenken, das dies vermag!"
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