Würzburg, 18 August, 2022 / 1:20 AM
Im Interview mit dem bundesweit empfangbaren katholischen Sender Radio Horeb hat der lange Jahre die Innenpolitik prägende CDU-Politiker Wolfgang Bosbach betont: "Die Tötung ungeborenen Lebens ist kein medizinischer Eingriff wie andere Eingriffe aus Gründen einer Heilbehandlung auch." Das Gespräch wurde gekürzt vorab von der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" veröffentlicht (aktuelle Ausgabe).
Außerdem warnte er vor der Gender-Ideologie: "Es wird nicht mehr lange dauern, da ist jeder 'rechts', der von nur zwei Geschlechtern ausgeht."
Zur Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen durch die Bundesregierung sagte der 70-Jährige, ihn habe "schon die Begründung der Gesetzesänderung gewundert". Diese sei "atemberaubend" gewesen: "Man müsse sich doch informieren dürfen!" Das sei indes "nun auch nach altem Recht wirklich möglich gewesen", stellte er klar.
"Ich bin mal gespannt, ob die Koalition eines Tages auch noch das Verbot der Tötung auf Verlangen infrage stellen wird", fuhr Bosbach fort. "Ich hoffe nicht. Ein selbstbestimmtes Sterben ist auch nach unserer heutigen Rechtslage möglich."
Mit Blick auf die vor wenigen Monaten neu aufgeflammten Diskussionen um das "C" im Parteinamen der Christlich Demokratischen Union sagte Bosbach, der Aspekt des Christlichen besagte, "dass der Mensch nicht Teil einer großen Masse ist, für die der Staat die Verantwortung trägt, sondern das Ebenbild Gottes, dass er eine eigene Würde hat. Und dass er nicht nur für sich selber verantwortlich ist, sondern auch für seine Nächsten, für die, die ihm nahestehen oder anvertraut sind. Unter diesem Blickwinkel Politik zu gestalten oder etwas mehr diesem Blickwinkel politische Beachtung zu schenken, das würde dem Land und der Gesellschaft guttun."
Bosbach war von 1994 bis 2017 Mitglied des deutschen Bundestags, dann trat er wegen einer Krebserkrankung nicht mehr als Kandidat an. Von 2000 bis 2009 war er dort stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion, dann bis 2015 Vorsitzender des Innenausschusses. Lange Jahre war der Katholik ein häufig und gern gesehenes Gesicht in politischen Fernseh-Talkshows.
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