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Papst Franziskus: „Wo es zu viel ‚Ich‘ gibt, gibt es zu wenig Gott“

Papst Franziskus, 23. Oktober 2022

In Anlehnung an das Sonntagsevangelium hat Papst Franziskus beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz über zwei Bewegungen gesprochen: den Austieg und den Abstieg.

Im Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner gehen beide zunächst „zum Tempel hinauf“, um dort zu beten. Dieser Aufstieg drücke „das Bedürfnis des Herzens aus, sich aus dem tristen Leben zu lösen, um sich dem Herrn zuzuwenden“, erläuterte der Bischof von Rom. Es gelte, „sich von der Hochebene unseres Ichs zu erheben, um zu Gott aufzusteigen; zu sammeln, was wir im Tal leben, um es vor den Herrn zu bringen.“

Um sich im Gebet zu Gott zu erheben, sei aber eine zweite Bewegung notwendig, nämlich „der Abstieg“. Papst Franziskus sagte, man müsse in sich selbst hinabsteigen und „die Aufrichtigkeit und Demut des Herzens kultivieren, die uns einen ehrlichen Blick auf unsere Schwächen und unsere Armut geben. In der Demut werden wir in der Tat fähig, Gott das zu bringen, was wir sind, ohne uns zu verstellen: die Wunden, die Sünden und das Elend, die auf unserem Herzen lasten, und seine Barmherzigkeit anzurufen, damit er uns heilt, wiederherstellt und aufrichtet.“

„Je mehr wir in Demut hinabsteigen, desto mehr erhebt uns Gott“, fasste das Oberhaupt der katholischen Kirche die Botschaft des Sonntagsevangeliums zusammen.

„Brüder und Schwestern, der Pharisäer und der Zöllner gehen uns sehr nahe“, betonte der Pontifex. „Wenn wir an sie denken, lasst uns auf uns selbst schauen: Lasst uns prüfen, ob es in uns, wie beim Pharisäer, die Überzeugung von der eigenen Gerechtigkeit gibt, die uns dazu bringt, andere zu verachten. Das geschieht zum Beispiel, wenn wir nach Komplimenten suchen und immer eine Liste unserer eigenen Verdienste und guten Taten aufstellen, wenn wir uns darum kümmern, wie wir erscheinen, statt wie wir sind, wenn wir uns von Narzissmus und Exhibitionismus einfangen lassen.“

„Hüten wir uns vor dem Narzissmus und dem Exhibitionismus, die auf Eitelkeit beruhen und selbst uns Christen, Priester und Bischöfe, dazu verleiten, immer das Wort ‚Ich‘ auf den Lippen zu haben“, forderte er Papst. „Wo es zu viel ‚Ich‘ gibt, gibt es zu wenig Gott.“

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