Vatikanstadt, 13 November, 2022 / 12:15 AM
Zum Welttag der Armen hat Papst Franziskus am Sonntag gefordert, man solle sich für diejenigen entscheiden, „die besonders ausgegrenzt sind“, und „für die Armen“ sorgen, „in denen Jesus gegenwärtig ist, der unseretwegen arm wurde“. Der Welttag der Armen wurde von Papst Franziskus selbst im Jahr 2017 eingeführt.
Das Evangelium am 33. Sonntag im Jahreskreis sei „eine deutliche Mahnung, jene innere Taubheit zu durchbrechen, die uns daran hindert, den erstickten Schmerzensschrei der Schwächsten zu hören“, sagte der Pontifex bei seiner Predigt. Die Messe selbst wurde von Kurienerzbischof Rino Fisichella im Petersdom gefeiert.
„Auch heute leben wir in verwundeten Gesellschaften und sind Zeugen von Gewalt, Ungerechtigkeit und Verfolgung, genau wie es uns das Evangelium berichtet hat“, rief das Oberhaupt der katholischen Kirche in Erinnerung. „Darüber hinaus müssen wir uns der Krise stellen, die durch den Klimawandel und die Pandemie ausgelöst worden ist und eine Schneise nicht nur physischer, sondern auch psychologischer, wirtschaftlicher und sozialer Übel hinterlassen hat.“
„Auch heute sehen wir, wie sich Völker gegeneinander erheben, und wir erleben angsterfüllt, wie sich Konflikte massiv ausweiten, wie das Unheil des Krieges den Tod so vieler unschuldiger Menschen verursacht und das Gift des Hasses verbreitet“, so der Papst weiter. „Auch heute, noch viel mehr als gestern, wandern viele bedrängte und entmutigte Brüder und Schwestern auf der Suche nach Hoffnung aus, und viele Menschen leben in prekären Situationen, weil sie keine Arbeit haben oder weil sie unter ungerechten und unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Und auch heute sind die Armen die von jeder Krise am stärksten betroffenen Opfer.“
Vor diesem Hintergrund gelte indes: „Wenn unser Herz dumpf und gleichgültig ist, gelingt es uns nicht, ihren schwachen Schmerzensschrei zu hören, mit ihnen und um sie zu weinen, zu sehen, wie viel Einsamkeit und Angst sich auch in den vergessenen Winkeln unserer Städte verstecken.“
Beim anschließenden traditionellen Angelusgebet am Sonntagmittag widmete sich Papst Franziskus dem Thema Beharrlichkeit. Christus fordere die Menschen auf, „‚streng‘ zu sein, kompromisslos, beharrlich in dem, was ihm am Herzen liegt, in dem, was zählt. Denn das, was wirklich zählt, deckt sich sehr oft nicht mit dem, was unser Interesse weckt: Oft geben wir, wie die Menschen im Tempel, den Werken unserer Hände, unseren Erfolgen, unseren religiösen und zivilen Traditionen, unseren heiligen und sozialen Symbolen den Vorrang. Das sind wichtige Dinge, aber sie vergehen.“
„Stattdessen sagt Jesus, dass wir uns auf das konzentrieren sollen, was bleibt, dass wir unser Leben nicht darauf verwenden sollen, etwas zu bauen, das dann zerstört wird, wie jener Tempel, und dass wir vergessen sollen, das zu bauen, was nicht zusammenbricht, auf sein Wort, auf die Liebe, auf das Gute“, so der Pontifex. „Das ist also die Beharrlichkeit: jeden Tag das Gute bauen. Ausharren bedeutet, beständig im Guten zu bleiben, vor allem, wenn die Realität um uns herum uns dazu drängt, etwas anderes zu tun.“
Man solle sich also fragen: „Wie ist es um meine Beharrlichkeit bestellt? Bin ich beständig, oder lebe ich den Glauben, die Gerechtigkeit und die Nächstenliebe je nach dem Moment: Wenn ich Lust habe, bete ich, wenn es mir passt, bin ich gerecht, willig und hilfsbereit, während ich aufhöre, wenn ich unzufrieden bin, wenn mir niemand dankt? Kurzum: Hängen mein Gebet und mein Dienst von den Umständen ab oder von einem Herzen, das fest im Herrn ist?“
„Wenn wir beharrlich sind – daran erinnert uns Jesus – haben wir nichts zu befürchten, auch nicht in den traurigen und hässlichen Ereignissen des Lebens, auch nicht in dem Bösen, das wir um uns herum sehen, denn wir bleiben im Guten verankert“, betonte der Bischof von Rom abschließend.
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