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Missbrauchsstudie: Mainzer Bischof räumt „Verfehlungen und Versäumnisse im Bistum“ ein

Bischof Peter Kohlgraf

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für seine Diözese in einer ersten Stellungnahme am Freitag erklärt: „Personen haben versagt. Es hat in der Zeit von Kardinal Lehmann, Kardinal Volk und auch davor große Verfehlungen und Versäumnisse im Bistum an vielen Stellen gegeben.“

Kardinal Karl Lehmann war von 1983 bis 2016 für das Bistum Mainz verantwortlich. Außerdem war er von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Sein Vorgänger im Bistum Mainz war Kardinal Hermann Volk, der dem Bistum von 1962 bis 1982 vorstand.

Die Missbrauchsstudie vom Freitag hatte für den Zeitraum von 1945 bis zur Gegenwart insgesamt 392 Beschuldigte und 657 Betroffene erfasst. Unter Volk sei es dabei „vorrangig“ darum gegangen, „kein ‚öffentliches Ärgernis‘ hervorzurufen“, so Rechtsanwalt Ulrich Weber in der Zusammenfassung der Ergebnisse seiner über tausend Seiten umfassenden Studie.

Zur Amtszeit von Lehmann heißt es: „Auf Meldungen erfolgt Abwehrhaltung, Wahrheiten werden zurückgehalten, verzerrt oder falsch dargestellt, Vorfälle werden verharmlost, Zeugen und Betroffene beschwichtigt und beeinflusst. Obwohl in der Kommunikation erste Ansätze einer Opfersorge sichtbar werden, fehlt im konkreten Umgang mit Betroffenen das Verständnis für deren Situation.“ Zwar sei Lehmann „nur bei wenigen Fällen direkt involviert“ gewesen, so Weber, er sei aber durch Offizial Groh und weitere Personalverantwortliche auf dem Laufenden gehalten“ worden.

Ab dem Jahr 2002 gelte: „Die Befassung mit Meldungen über Missbrauch von Kindern ist gewissenhaft, für etwaige missbräuchliche ‚Beziehungen‘ zu älteren Jugendlichen oder Erwachsenen besteht keine Sensibilität. Das Aufklärungsbemühen ist bei medialem Druck hoch, bei fehlender Öffentlichkeit gering.“

Schließlich nehme das Thema sexueller Missbrauch ab 2010 „auf Ebene der Bistumsleitung erstmals einen erheblichen Raum ein, bedingt durch die Zahl der Meldungen und starken öffentlich-medialen Handlungsdruck. Meldungen werden meistens zuverlässig bearbeitet und ein Aufklärungsbemühen ist erkennbar.“ Aber: „Obwohl in den Leitlinien gefordert, sieht Bischof Lehmann den Umgang mit Missbrauchsfällen nie als ‚Chefsache‘ an. Insofern sei bei Lehmann „ein erheblicher Gegensatz zwischen öffentlich-medialem Auftreten und persönlichen Einstellungen und Handlungen zu erkennen. Seinen mit eigenen Worten formulierten Anspruch für den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und im Bistum Mainz hat er selbst zu keiner Zeit erfüllt.“

Der gegenwärtiger Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, erklärte am Freitag: Die Taten und Vergehen, die mit der Studie an die Öffentlichkeit kommen, gehören genauso wie das Wegsehen und die Unfähigkeit Betroffenen Gehör und Glauben zu schenken, zur Geschichte des Bistums Mainz. Deshalb ist es wichtig, dieses Versagen bei der Bewertung des Lebens von Bischöfen wie Stohr, Volk und Lehmann nicht auszusparen. So wichtig ihre Verdienste in vielen Bereichen waren, so unmissverständlich haben wir heute Morgen auch gehört: Ihnen war der Schutz von Tätern und Kirche wichtiger als die Not von Betroffenen, auch wenn es in der Amtszeit von Kardinal Lehmann unterschiedliche Phasen des Umgangs gibt.“

„Ich werde als Bischof, gemeinsam mit der Bevollmächtigten und dem Generalvikar sowie mit den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles tun, um Vorsorge zu treffen“, versprach Kohlgraf. „Die Studie hat auch gezeigt: Wir fangen nicht bei Null an. Wir arbeiten weiter an transparenten Verfahren, Intervention muss wirksam und professionell gestaltet werden. Die begonnenen Schritte gehen wir konsequent weiter.“

Die Bistumsleitung wird sich am Mittwoch erneut zur Missbrauchsstudie äußern.

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