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Ein Opfer packt aus: "Uns zu helfen reicht nicht"

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"Den Opfern von Menschenschmuggel zu helfen reicht nicht aus. Wir müssen auch die Ursachen des Problems anpacken und lösen": Das sagte eine der Überlebenden von Menschenhandel und Zwangsprostitution bei der vierten internationale Konferenz der sogenannten "Santa Marta Group" mit Papst Franziskus am gestrigen Donnerstag.

"Wenn sie nur Geld ausgeben für die Opfer, dann werden mehr Menschen sich einschmuggeln lassen. Wenn sie hören, dass einem hier eine Unterkunft gegeben wird, essen zu geben wird, Kleidung gegeben wird, und Du dann zur Schule gehen kannst", sage Prinzessin Inyang gegenüber CNA.

Inyangg wurde selber Opfer von Menschenhändlern im Jahre 1999, als ihr die Täter versprachen, sie würde in Europa einen guten Job als Köchin bekommen –  der Beruf, den sie auch bereits in ihrem Heimatland Nigeria gelernt hatte.

Stattdessen wurde sie jedoch über London und Frankreich nach Italien gebracht. Dort wurde sie gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten und so ihre "Schuld" von 45 Millionen Euro zurückzuzahlen. Mit Hilfe Dritter gelang es ihr schließlich, ihren Peinigern zu entkommen. Mittlerweile hat sie die Organisation PIAM Onlus gegründet, die Opfern von Zwangsprostitution hilft.

"Ich bin das lebendige Zeugnis der Gefahren und Gräueltaten, deren viele nigerianische Frauen ausgesetzt werden, schrieb sie in einem Statement. "Mein Herz blutet vor Freude, wann immer ich jemandem helfen kann."

Inyang sagte, dass es mehrere wichtige Ursachen für den Menschenhandel in Nigeria gebe. Erstens müssten die Netzwerke der Menschenschmuggler aufgelöst werden, die aus Nigeria über Niger bis nach Lybien und von dort bis nach Europa reichen.

Dann müsse der Mangel an Jobs berücksichtigt werden: Einer der Gründe, warum viele junge Menschen vor allem aus ländlichen Gegenden überhaupt von Schmugglern erfolgreich angesprochen werden könnten liege an der hohen Arbeitslosigkeit, sagte sie.

Schulabbrüche, Arbeitslosigkeit, unverantwortliche Väter

Junge Menschen in ihrer Heimat würden oft die Schule abbrechen, und seien dann nicht in der Lage, Weiterbildung zu erhalten, sagte sie. Wenn sie mit Opfern des Menschenhandels spreche, dann sagten ihr viele: "Ich habe meine Schullaufbahn vorzeitig beendet, weil meine Eltern kein Geld dafür hatten."

Arbeitsplätze, mein Inyang, sollten vor Ort die Kommunen schaffen; Firmen gründen und Landwirtschaft betreiben.

Ein weiterer wichtiger Faktor sei der Mangel an Führung und Fürsorge durch Väter, so Inyang: Oft sei es so, wenn ein Mann drei oder vier Ehefrauen habe, dann habe er auch viele Kinder und vernachlässige seine Familie. Oft seien es die Frauen, die arbeiteten, um die Familie zu unterstützen. Auch dann fehle es an Geld. "Die meisten Männer arbeiten nicht für die Familie, aber sie wollen, dass der Nachwuchs für sie arbeitet", sagte sie.

"Die Bibel lehrt uns, dass wir unsere Kinder nach dem Vorbild des Herrn erziehen sollten, damit sie, wenn sie aufgewachsen sind, weiter nach seinem Vorbild leben", so Prinzessin Inyang.

Hintergrund der Santa Marta Group

Kardinäle,Bischöfe, Ordensleute, hochrangige Polizeibeamte sowie Vertreter staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen aus über 30 Ländern kamen im Vatikan zusammen, um über Strategien gegen Menschenhandel zu beraten. Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm der Hamburger Erzbischof Stefan Heße teil. Er ist Vorsitzender der Migrationskommission und Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen. Unter den insgesamt 130 Delegierten waren auch Vertreter des Bundeskriminalamts und eine Ordensschwester, die sich in der Frauenrechtsorganisation SOLWODI in Berlin engagiert.

Geleitet wird die Santa Marta Group von Kardinal Vincent Nichols (Westminster), Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales. Anlässlich der diesjährigen Konferenz erklärte Kardinal Nichols: „Menschenhandel ist ein internationales Verbrechen, das eine koordinierte internationale Antwort erfordert. Die Santa Marta Group hat sich dem Ziel verschrieben, durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kirche und Polizei den Menschenhandel zu bekämpfen sowie die Opfer zu begleiten, zu unterstützen und in die Gesellschaft zu integrieren. Eine herausgehobene Bedeutung kommt dabei dem Engagement der Ordensschwestern zu. Als Christen verteidigen wir die Würde jedes Menschen, vor allem aber der Schwachen und Verletzlichen.“

45 Millionen Menschen sind heute Sklaven

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Dem "Global Slavery Index 2016" zufolge leben weltweit derzeit mehr als 45 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Darunter fallen verschiedene Formen des Menschenhandels, der Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution.

Papst Franziskus hat den Kampf gegen Menschenhandel und andere Formen der Sklaverei zu einem Schwerpunktthema erhoben. Im Dezember 2014 unterzeichnete er gemeinsam mit hochrangigen Würdenträgern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die "moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen".

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der "Arbeitsgruppe Menschenhandel" zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und die Frauenrechtsorganisation SOLWODI vertreten.

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