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Bischof Fürst reagiert „traurig und sprachlos“ auf Freiburger Missbrauchsstudie

Bischof Gebhard Fürst

Bischof Gebhard Fürst hat nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für die Erzdiözese Freiburg am Dienstag „traurig und sprachlos“ reagiert. „Der Abgrund an Doppelmoral bei den Tätern ist erschreckend“, erklärte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, das als Suffraganbistum zur Kirchenprovinz Freiburg gehört.

„Die Vertuschung von Straftaten und vor allem das vollkommene Desinteresse an den Betroffenen / Opfern und ihren oftmals zerstörten Leben über einen langen Zeitraum hinweg durch die beiden Erzbischöfe Oskar Saier und Robert Zollitsch sind eine schwere Verletzung der Pflichten des bischöflichen Hirtenamtes und stehen in einem großen Widerspruch zur Heilsbotschaft des Evangeliums Jesu Christi“, so Fürst.

In der knapp 600-seitigen Studie hieß es, die Erzbischöfe Oskar Saier, der von 1978 bis 2002 im Amt war, und sein Nachfolger Robert Zollitsch, der bis 2013 als Erzbischof tätig und mehrere Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war, hätten „in Fällen der Beschuldigung eines Klerikers wegen sexuellen Missbrauchs bzw. sexualisierter Gewalt gegenüber einer minderjährigen Person ein konkretes Vertuschungsverhalten praktiziert“.

Fürst konstatierte: „Immer wieder hatte ich mich während der Zeit von Erzbischof Zollitsch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gefragt, weshalb wir uns als DBK nicht entschiedener der Aufklärung von sexuellem Missbrauch gestellt haben. Vor allem nach dem Skandal um das Berliner Canisius-Kolleg 2010 war mir unerklärlich, warum die DBK über Wochen hinweg zum sexuellen Missbrauch in der Kirche geschwiegen hat und nicht wenigstens auf die (leider in vielen Diözesen nicht eingehaltenen) Beschlüsse zum Umgang mit sexuellem Missbrauch hingewiesen wurde.“

„Heute weiß ich, warum das so war“, erklärte der Bischof. „Und seit heute weiß ich auch, dass damals die Diözese des Vorsitzenden eine Anfrage der DBK für eine deutschlandweite Übersicht von Missbrauchstätern einfach nicht beantwortet hat.“

In seiner Stellungnahme lobte Fürst die Amtsführung von Erzbischof Stephan Burger, der seit 2014 für die Erzdiözese Freiburg verantwortlich ist. Er verfolge „einen klaren Kurs der Aufklärung und der Prävention und hat durchgesetzt, dass in sozialen Härtefällen in Freiburg auch monatliche Zuschüsse an Opfer ausgezahlt werden“.

Für sein eigenes Bistum sieht Fürst einen Zuwachs an Kirchenaustritten voraus: „Die Enttäuschung und den Ärger der Menschen über das Fehlverhalten von Priestern und hohen geistlichen Würdenträgern, wie jetzt in Freiburg, kann ich sehr gut verstehen. Leider werden auch jetzt bei uns wieder – wie vor 15 Monaten nach dem Gutachten für München und Freising – die Zahlen der Kirchenaustritte steigen. Da wird dann nicht mehr groß unterschieden.“

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