Frankfurt, 01 Januar, 2024 / 9:15 AM
In einer Predigt zum Jahresabschluss hat Bischof Georg Bätzing von Limburg, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), konstatiert: „Unser Land wird säkularer und die Mehrheit der Bevölkerung ist kaum noch religiös ansprechbar.“
Diejenigen Personen, die in der Kirche bleiben wollen, erwarteten „den Einsatz gegen Armut und für Gerechtigkeit“, so Bätzing mit Blick auf die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) vom November, wonach zahlreiche Menschen aus der Kirche austreten und sich entsprechend nicht mehr als katholisch – oder auch evangelisch – bezeichnen.
Die KMU habe gezeigt, in der Kirche müsse es Veränderungen geben, etwa auch durch einen positiven Umgang mit Homosexualität sowie einer Freistellung der priesterlichen Ehelosigkeit und mehr Ökumene. „Reformen lösen gewiss nicht alle Probleme der katholischen Kirche“, räumte der DBK-Vorsitzende ein, „aber diese verschärfen sich, wenn Reformen ausbleiben.“
Es sei nicht das Ende der Kirche gekommen, sondern das Ende einer sozialen Form von Kirche, die in den letzten 150 Jahren das Kirchenbild geprägt habe.
Bätzing merkte am Sonntag in Frankfurt an, dass nur vier Prozent der Katholiken laut KMU der Kirche eng verbunden seien, während etwa die Hälfte aller Katholiken über einen Kirchenaustritt nachdenke.
„Solche Entwicklungen zu verdrängen oder zu verharmlosen, das wäre fatal“, betonte Bätzing vor diesem Hintergrund. „Wir müssen uns ehrlich machen und von Augenwischerei verabschieden. So massive Abbrüche machen traurig, und wir sollten uns eingestehen: Es gelingt uns schon lange nicht mehr, den Glauben und die Verbundenheit zur Kirche von Generation zu Generation weiterzugeben.“
Eine von der DBK veröffentlichte Mitteilung fasste den Inhalt der Predigt von Bätzing zusammen: „Angesichts dieser Entwicklungen gebe es nicht wenige, die schnell Schuldige dafür gefunden haben. Für die einen sei die ‚böse‘ Welt mit ihrem Wachstums-, Wellness- und Genderwahn oder der Zeitgeist Schuld. Solche allzu einfachen Narrative fänden zunehmend Befürworter, seien jedoch wenig hilfreich.“
Die „Enttäuschung, Müdigkeit und traurige Kraftlosigkeit“ der Getauften könne man nicht „dadurch abwenden, dass man die Lage vereinfache und die Schuld abwälze“, hieß es zusammenfassend weiter. „Dies verhindere eher die Suche nach Auswegen und neuen Perspektiven. Es sei vor allem eine Art von Unglaube, denn er traue Gott nicht zu, in diese Zeit hinein Zeichen zu geben und die Zukunft zu weisen.“
„Persönlich trägt mich seit langer Zeit eine Überzeugung, die sich aus vielen Erfahrungen speist: Die Wirklichkeit begegnet den Menschen freundlich“, sagte Bätzing wörtlich. „Unser Gott ist ein Gott der Geschichte. Wir glauben daran, dass er sich in Raum und Zeit unserer Welt gezeigt hat, als Jesus Mensch wurde. Das ist die Wirklichkeit des Glaubens.“
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