Jerusalem, 05 Januar, 2024 / 7:00 AM
Am heutigen 5. Januar jährt sich zum 60. Mal das Treffen in Jerusalem von Papst Paul VI. und dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Athenagoras im Jahre 1964. Im Folgejahr wurde die gegenseitige Exkommunikation von 1054 aufgehoben und es kam zu einer Versöhnung in den Beziehungen zwischen der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche.
Die Reise von Papst Paul VI. ins Heilige Land im Januar 1964 markierte nicht nur den ersten Flug eines Papstes, sondern auch den ersten päpstlichen Besuch in dieser Region seit dem Zeitalter des Apostels Petrus.
Nach dem gescheiterten Versuch von Papst Eugen IV. und Patriarch Joseph II. im Jahr 1439, eine Einheit zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche zu bilden, hatte für über 500 Jahre kein Treffen zwischen einem Papst und einem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel stattgefunden.
Das Treffen in Jerusalem legte somit den Grundstein für einen ökumenischen Dialog zwischen den Nachfolgern der Apostel Petrus (Rom) und Andreas (Konstantinopel).
Am 7. Dezember 1965 hoben Athenagoras und Paul VI. einen Tag vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils die Bannsprüche vom Morgenländischen Schisma auf. Dieses Ereignis markierte den Beginn eines „Dialogs der Liebe“, wie die beiden ihre gemeinsame Annäherung bezeichneten.
Eine Folge der Pilgerreise von Paul VI. nach Jerusalem war, dass Patriarch Athenagoras daraufhin am 28. Oktober 1967 Rom besuchte. Er stieß dabei auf keinen Widerstand von anderen orthodoxen Kirchen.
„Wir tauschten mit seiner Heiligkeit dem Papst von Rom ein Kreuz und den Heiligen Kelch und beteten gemeinsam, dass unser gnädiger Gott unseren Heiligen Kirchen des Ostens und Westens so schnell wie möglich die Gnade schenken möge, dass wir die Kommunion der Heiligen Sakramente wieder so teilen können, wie es bis zum Jahr 1054 der Fall war“, schrieb Patriarch Athenagoras damals in seiner Weihnachtsbotschaft.
Heutzutage ist jedes Jahr eine Delegation des Vatikans bei den orthodoxen Zeremonien zum Andreasfest zugegen, während Repräsentanten des Ökumenischen Patriarchats die katholischen Festlichkeiten zu Peter und Paul im Vatikan besuchen.
2016 fand zudem ein Treffen zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill statt. Die beiden trafen sich in Havanna für ein zweistündiges Gespräch, gefolgt von einer gemeinsamen Erklärung.
Die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und dem Vatikan sind jedoch derzeit aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der von Kyrill unterstützt wird, nahezu eingefroren. Ein geplantes Treffen in Jerusalem wurde von Franziskus abgesagt, und eine weitere Begegnung in Kasachstan kam nicht zustande.
Hintergrund: Morgenländisches Schisma 1054
Die Trennung zwischen der Westkirche und der östlichen Orthodoxie erfolgte im Morgenländischen Schisma 1054. Schon vor dem Bruch kam es zwischen der Ost- und Westkirche zu schweren Verwerfungen, etwa beim Photios-Schisma von 863–867.
Das Schisma von Photios konzentrierte sich auf die Frage, ob der byzantinische Kaiser das Recht hatte, eigenständig und ohne die Einwilligung des Papstes, einen Patriarchen zu ernennen oder abzusetzen.
Nach einer kurzzeitigen Beruhigung der Konflikte aufgrund äußerer Bedrohungen wurden die ungeklärten Streitigkeiten im 11. Jahrhundert aus politischen und theologischen Gründen wiederbelebt.
Das Hinzufügen des „filioque“ im Glaubensbekenntnis im 11. Jahrhundert und andere auseinandergehende Praktiken, wie unterschiedliche Fastenregelungen und die Verwendung von ungesäuertem Brot bei der Eucharistie im Westen, verschärften den Konflikt zwischen den Kirchen.
Das Jahr 1054 wird gemeinhin als offizieller Zeitpunkt der Kirchenspaltung angesehen. Am 16. Juli dieses Jahres platzierte Kardinal Humbert von Silva Candida die Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia in Konstantinopel, welche den Patriarchen von Konstantinopel, Michael Kerullarios, sowie seine Gefolgsleute zum Bann verurteilte.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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