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„Nicht nur mit der deutschen Brille auf die Weltkirche schauen“: Chef von Bonifatiuswerk

Georg Austen

Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Msgr. Georg Austen, hat betont: „Wir können nicht nur mit der deutschen Brille auf die Weltkirche schauen.“ Austen, der seit 2008 für das Hilfswerk, das die Seelsorge in der Diaspora von Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum unterstützt, zuständig ist, äußerte sich am Samstag gegenüber katholisch.de nach einer Sitzung des Dikasteriums für die Evangelisierung, dessen Berater er ist.

„Bei allen Fragen, die sich uns als Kirche stellen, wird mir immer deutlicher, dass wir über unseren eigenen Kirchturm hinausblicken müssen“, sagte Austen. „Bei allen Fragen, die zu Recht gestellt werden, müssen wir auch sehen, dass wir eine Kirche sind, die auf der ganzen Welt präsent ist. Das bedeutet, dass die Herausforderungen in Deutschland anders aussehen als die der Kirche etwa in Afrika oder auf den Philippinen.“

„Diese Unterschiedlichkeit sollten wir wahrnehmen und uns gegenseitig bei der Bewältigung von Problemen helfen und auch Aufbrüche wertschätzen“, forderte der Geistliche. „Gleichzeitig müssen wir aber wissen, was die Substanz des Evangeliums ist – sozusagen sein Markenzeichen. Das ist besonders wichtig für die Verkündigung.“

Gefragt, was er selbst in die Beratungen des Dikasteriums für die Evangelisierung eingebracht habe, sagte Austen: „Eine Herausforderung, die sich insbesondere in Deutschland immer wieder stellt, ist der große Vertrauensverlust in die Kirche. Auch die großen Um- und Abbrüche des kirchlichen Lebens sind eine wichtige Frage. Dazu gibt es in Deutschland Regionen, in denen bis zu 80 Prozent der Bevölkerung keiner christlichen Konfession angehören.“

„Ich habe in Rom gesagt, dass wir Orte erleben, an denen Menschen vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben“, so Austen weiter. „Wir müssen uns als Kirche fragen, wie diese Menschen von der christlichen Botschaft angerührt werden können. Oder in Nordeuropa: Dort gibt es eine materiell arme und wachsende Migrantenkirche, deren Mitglieder gerade über die Pfarreien eine Beheimatung in der Gesellschaft finden.“

Außerdem habe er „die Frage eingebracht, wie wir mit Menschen in einem Dialog bleiben können, die aus der Kirche ausgetreten sind – etwas, das in vielen anderen Ländern schlicht gar nicht möglich ist.“

„Es wird schon realistisch und nüchtern in der Weltkirche wahrgenommen, dass wir in Europa eine oftmals ‚ermüdete‘ Kirche haben“, erläuterte er. „Aber wir müssen schauen, wo und wie wir miteinander lernen können. Ich habe die Reaktionen nicht als eine Wertung erlebt, sondern als eine Wahrnehmung der Realität gesehen. Wir sind als Weltkirche herausgefordert, mit der Spannung zwischen Realität und Ideal umzugehen. Umso wichtiger ist der Dialog untereinander, um gemeinsam einen Weg für die Zukunft der Kirche zu finden. Und da spielt die Evangelisierung eine tragende Rolle.

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