Paderborn - Donnerstag, 10. Oktober 2024, 12:00 Uhr.
Auch das Jahr 2023 war kein gutes Jahr für die Statistik der Katholischen Kirche in Deutschland: Knapp über 400.000 Menschen sind im vergangenen Jahr offiziell aus der Kirche ausgetreten. Die Zahl der Katholiken in Deutschland liegt derzeit bei 20.345.872, die Statistik hält jedoch auch fest, dass nur noch 6,2 Prozent der offiziell als Katholiken gemeldeten Menschen in Deutschland regelmäßig die Heilige Messe besuchen.
Um nicht sprachlos zurückzubleiben und mit Menschen in den Dialog zu treten, die sich von der Kirche abwenden oder schon abgewendet haben, hat das Bonifatiuswerk diese Woche eine Arbeitshilfe veröffentlicht unter dem Titel: „Drinnen, draußen, (n)irgendwo? Pastorale Fragen und Antworten rund um den Kirchenaustritt“.
Man wolle nicht beim Bedauern über die Kirchenaustritte stehen bleiben, erklärte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Msgr. Georg Austen, gegenüber EWTN News die Motivation hinter der Veröffentlichung. Die Arbeitshilfe sei vielmehr ein Versuch, „mit Respekt vor der jeweiligen Entscheidung mit den Menschen in aller Sensibilität über Gründe ins Gespräch zu kommen“. Austen wörtlich: „Wir wollen den Menschen zeigen: Du bist uns als Person nicht gleichgültig, du bist uns wichtig und wie können wir in den Dialog treten oder kommen?“
Wie das Bonifatiuswerk mitteilt, enthält die Broschüre unter anderem Beiträge von Jan Loffeld (Tilburg University School of Catholic Theology, Utrecht), Andrea Legge (Referatsleiterin Pastoralpsychologie und seelsorgliche Kommunikation, Freiburg), Christopher Jacobi (Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, Hannover) und Ruth Nefiodow (Labor E / Dialogstelle für Ausgetretene und Austrittswillige, Paderborn). Die Arbeitshilfe umfasse zudem Fakten zur Kirchensteuer und rechtlichen Lage, Tipps zur Gesprächsführung, Praxisideen, Erfahrungsberichte und vieles mehr.
Arbeitshilfe: „Keine fertigen Antworten“
Austen ist gemeinsam mit Eva Dreier für die Arbeitshilfe verantwortlich. Dreier ist Referentin für missionarische und diakonische Pastoral beim Bonifatiuswerk und sagte im Interview mit EWTN News, das Buch solle helfen, „die Menschen vor Ort, die mit diesen Fragen in ihrer alltäglichen Arbeit konfrontiert sind, sprachfähig zu machen, sie zu unterstützen“ und gleichzeitig Erfahrungswerte auszutauschen, um die Pastoral vor Ort zu fördern.
„Wir wollen mit der Arbeitshilfe keine fertige Antwort auf die vielen Fragen geben, die da sind, denn das könnten wir auch überhaupt nicht“, so Dreier. „Wir wollen vielmehr erreichen, dass wir eine Zusammenstellung haben, die wir den Leuten an die Hand geben, damit sie weiterdenken und -arbeiten können. Nicht jeder muss an jedem Ort dasselbe Projekt für sich selbst ausprobieren und dann entweder Erfolge haben oder damit scheitern, sondern wir können unsere Erfahrungen in der Kirche teilen. Wir können von den Erfolgen und Fehlern anderer auch lernen.“
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Georg Austen ergänzte: „Für mich persönlich heißt das erstmal genauer hinzuhören: Was bewegt dich oder was hat dich bewegt? Sind das Informationsfragen zu manchen Dingen, sind das manche Ärgernisse, sind das Enttäuschungen?“ Der Generalsekretär berichtete, dass er selbst die Erfahrung gemacht habe, dass sich daraus oft tiefe Gespräche mit bereits Ausgetretenen entwickeln könnten, wenn man die Entscheidung des anderen zum Kirchenaustritt zuallererst ernstnehme und über die verbliebenen Berührungspunkte im Dialog bleibe.
Eva Dreier möchte die Arbeitshilfe daher auch nicht als eine Form der „Austrittsprophylaxe“ verstanden wissen. „Die Arbeitshilfe richtet sich ganz konkret an die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die in den Gemeinden tätig sind, die in den Diözesen tätig sind, in den Verbänden und Einrichtungen der Kirche“, unterstrich sie. „Und unser Ziel mit der Arbeitshilfe ist, diesen das nötige Handwerkszeug zur Verfügung zu stellen, dass sie sich bestärkt, informiert, inspiriert – und an manchen Stellen vielleicht auch herausgefordert – den Fragen annehmen, mit denen sie konfrontiert sind.“
Weltsynode zur Synodalität als Chance
Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes blickt deshalb ganz hoffnungsvoll auf die Weltsynode zur Synodalität, die in diesem Monat in Rom stattfindet. „Wir sind Weltkirche, und wir leben in unterschiedlichen Kontexten und unterschiedlichen Möglichkeiten“, sagte Austen gegenüber EWTN News.
Aus Sicht des Generalsekretärs komme es noch zu häufig zu „Missverständnissen und Spekulationen“, weshalb es nötig sei, „mehr Respekt und Ehrlichkeit zueinander zu entwickeln sowie sich intensiver über die Inhalte unseres Glaubens als Weltkirche miteinander auszutauschen.“
„Wo ist da unsere Einheit in der Vielfalt“, so Austen, „und wieviel Vielfalt kann Einhalt vertragen? Das ist das Spannungssystem und darum ringen wir, denn letztendlich geht es darum, das Evangelium heute und aus unseren Wurzeln heraus zu leben.“