Vatikanstadt, 10 April, 2024 / 3:30 PM
Erstmals seit dem Jahr 2005 bezeichnet der Vatikan den Papst wieder offiziell als „Patriarch des Abendlandes“. Papst Benedikt XVI. hatte damals den historischen päpstlichen Titel streichen lassen, der nun aber wieder im offiziellen Päpstlichen Jahrbuch („Annuario Pontificio“) auftaucht.
Mit dem Titel stelle sich der Papst „im ökumenischen Dialog auf eine Ebene mit dem Patriarchen von Konstantinopel und weiteren Patriarchen östlicher Kirchen, die den Papst nicht als ihr Oberhaupt anerkennen“, berichtete der ORF. „Der derzeitige Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., den Papst Franziskus bereits bei mehreren Gelegenheiten als ‚Bruder‘ ansprach, wurde offenbar als einer der ersten von dem Schritt informiert.“
Im Jahr 2006 betonte der Vatikan, die Streichung des Titels „Patriarch des Abendlandes“ könne die Chancen für einen sinnvollen ökumenischen Dialog erhöhen.
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen erklärte damals: „Aus historischer Sicht umfassten die alten Patriarchate des Ostens, die auf den Konzilien von Konstantinopel (381) und Chalcedon (451) festgelegt wurden, ein ziemlich klar abgegrenztes Gebiet. Gleichzeitig blieb das Territorium des Bischofssitzes von Rom etwas vage.“
Weiter hieß es, dass im Osten unter Kaiser Justinian (527–565) „neben den vier östlichen Patriarchaten (Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem) der Papst als Patriarch des Abendlandes einbezogen wurde. Rom hingegen befürwortete die Idee der drei petrinischen Bischofssitze: Rom, Alexandria und Antiochia.“
Das vierte Konzil von Konstantinopel (869–870), das vierte Laterankonzil (1215) und das Konzil von Florenz (1439) hätten den Papst als ersten der damals fünf Patriarchen erwähnt. Der eigentliche Titel „Patriarch des Abendlandes“ sei jahrhundertelang nicht verwendet worden „und erschien erstmals 1863 im ‚Annuario Pontificio‘“.
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen argumentierte 2006, dass die Schwierigkeit darin bestehe, dass „der Begriff ‚Abendland‘ sich gegenwärtig auf einen kulturellen Kontext bezieht, der nicht nur auf Westeuropa beschränkt ist, sondern auch Nordamerika, Australien und Neuseeland einschließt und sich somit von anderen kulturellen Kontexten abgrenzt“.
Seit 2020 führte Papst Franziskus offiziell nur noch den Titel „Bischof von Rom“, während alle anderen – etwa „Stellvertreter Jesu Christi“ oder „Diener der Diener Gottes“ – lediglich als „historische Titel“ im „Annuario Pontificio“ erwähnt wurden.
Kardinal Gerhard Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, betonte damals: „Es ist eine theologische Barbarei, die Titel des Papstes ‚Nachfolger Petri, Stellvertreter Christi und sichtbares Haupt der ganzen Kirche‘ als bloß historischen Ballast abzuwerten.“
Die Titel seien zwar „historisch gewachsen, wie auch alle Begriffe in der Trinitätslehre, der Christologie, der Gnadenlehre und der Ekklesiologie und so weiter“, so Müller. „Aber sie bringen wesentliche Elemente des petrinischen Primates zur Sprache, der auf die Einsetzung Christi zurückgeht und somit göttlichen und nicht nur menschlich-kirchlichen Rechtes ist. Kein Papst oder Ökumenisches Konzil könnte mit Rückgriff auf ihre höchste Gewalt über die Kirche, den Primat, den Episkopat, die Sakramente abschaffen oder in ihrem Wesen umdeuten.“
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