Redaktion, 29 Juli, 2024 / 3:30 PM
Dem Augsburger Bischof Betram Meier zufolge ist es „kein Zufall, dass es gerade alte Leute sind, die in Jesus den Messias erkennen. Sie haben eine Zeit langen Wartens hinter sich.“
Meier ging am Freitag anlässlich eines Gottesdienstes mit 285 Ehepaaren aus dem Bistum Augsburg, die seit 50, 60 oder sogar fast 70 Jahren verheiratet sind, besonders auf die Gestalten von Simeon und Hanna ein, die bei der Darstellung Jesu im Tempel eine wichtige Rolle spielten.
Simeon und Hanna seien bei ihrem Warten „nicht ungeduldig geworden. Sie haben nie die Hoffnung aufgegeben, dass ihre Sehnsucht erfüllt wird.“ Simeon etwa habe „nicht in einer verklärten Vergangenheit“ gelebt, sondern sei „ein Wartender“ gewesen. „Sein Leben ist Advent. Er zehrt von der Hoffnung, dass er noch zu Lebzeiten dem Messias begegnen wird. Doch wann das sein wird, weiß er nicht.“
Meier führte aus, Simeon und Hanna hätten sich „in hohem Alter den Blick nach vorn bewahrt, obwohl sie sicher auch die Versuchung spürten, nach hinten gewandt die Ereignisse zu bewerten. Auch damals brauchte es viel Gottvertrauen, um trotz der Wirklichkeit mit ihren Krisen, Widersprüchen und politischen Abhängigkeiten, die im Volk Israel herrschten, die Hoffnung nicht aufzugeben. Die Zeiten waren unübersichtlich, die Menschen verunsichert und desorientiert. Trotzdem: Simeon und Hanna machen den Eindruck, als ob gerade das langsame und mühsame Warten sie dafür zurüstete, im Kind Jesus den Messias zu entdecken und zu bekennen.“
„Was damals für Simeon und Hanna galt, warum sollte das nicht auch für die Senioren heute zutreffen?“, fragte Meier die anwesenden Ehejubilare. „Die Schilderung dieser betagten Menschen rückt das Alter in ein besonderes Licht. Nicht das Abnehmen der Kräfte, nicht die wachsenden körperlichen Einschränkungen, nicht die Rückwärtsgewandtheit, die man der älteren Generation gern und oft nachsagt, stehen im Vordergrund. Vielmehr wird den Senioren eine besondere Fähigkeit bescheinigt, Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.“
„Wenn es um die Weitergabe der Frohen Botschaft geht, haben alte Menschen oft ein besonderes Talent, den Blick auf das Wesentliche des Evangeliums zu lenken: das Wort Gottes, das aufbaut und tröstet, das Richtung gibt und stärkt, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind“, betonte der Bischof von Augsburg.
Es sei „schön, wenn das Glaubenszeugnis nicht allein gegeben wird, sondern zu zweit, als Paar, das davon erzählen kann, wie Gott gerade in schwierigen Momenten begleitet und getragen hat. Ich habe eine Bitte: Beten Sie nicht nur füreinander, beten Sie immer auch miteinander! Gerade Ihre Kinder und Enkel brauchen das Gebet.“
„Ich bin überzeugt, dass gerade alte Menschen aufgrund ihrer Erfahrung, die sie durch Höhen und Tiefen führte, die Brücke schlagen können zwischen Vergangenheit und Zukunft“, erklärte Meier. „Sie können glaubhaft erzählen, was es heißt, zu hoffen, wenn Lebenspläne jäh durchkreuzt werden. Sie können davon berichten, was Glauben bedeutet, wenn er durch dunkle Phasen des Lebens gegangen und gereift ist.“
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