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„Extremismus“ verbannen: Papst Franziskus ermutigt zu interreligiösem Dialog

Interreligiöse Begegnung mit Papst Franziskus in Jakarta am 5. September 2024

Papst Franziskus hat am Donnerstagmorgen (Ortszeit) an einer interreligiösen Begegnung in der „Istiqlal“-Moschee in der indonesischen Hauptstadt Jakarta teilgenommen. Der Pontifex sprach von der größten Moschee in Asien als „Ort der Anbetung und des Gebets“.

Franziskus ermutigte die Anwesenden, den Weg des interreligiösen Dialogs weiter zu beschreiten, „so dass wir alle gemeinsam – wobei jeder seine eigene Spiritualität pflegt und seine eigene Religion praktiziert – auf der Suche nach Gott unterwegs sind und zum Aufbau offener Gesellschaften beitragen, die auf gegenseitigem Respekt und wechselseitiger Liebe gründen und in der Lage sind, Starrheit, Fundamentalismus und Extremismus zu verbannen, die immer gefährlich und nie zu rechtfertigen sind“.

Interreligiöser Dialog sei keine bloße „wechselseitige Höflichkeit“ oder „etwas Formelles“, sondern es gehe „um einen gemeinsamen Weg der Freundschaft, den ihr – unterstützt von denjenigen, die in diesem Land zivile und politische Verantwortung getragen haben, und ermutigt von den verschiedenen religiösen Führern – vor langer Zeit begonnen habt, der aber vor allem durch die schöne Haltung des indonesischen Volkes möglich geworden ist, durch eure innere Offenheit, durch die gegenseitige Annahme, die ihr einander gewährt, durch eure Fähigkeit, Unterschiede in Einklang zu bringen“.

Die „Istiqlal“-Moschee sei „in der Geschichte dieses Landes und in der hiesigen Kultur, ebenso wie die anderen Gotteshäuser, ein Raum des Dialogs, des gegenseitigen Respekts und des harmonischen Miteinanders zwischen den Religionen und unterschiedlichen spirituellen Richtungen“, sagte der Papst in seiner Ansprache.

Eine Besonderheit in Jakarta ist der sogenannte „Tunnel der Freundschaft“, der die „Istiqlal“-Moschee mit der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ verbindet und so „ein vielsagendes Zeichen“ sei, „durch welches diese beiden großen Gotteshäuser nicht nur einander ‚gegenüber‘ stehen, sondern auch miteinander ‚verbunden‘ sind“.

Vor dem Hintergrund des Tunnels verwies der Pontifex auf „zwei Botschaften“, „um den Weg der Einheit und Harmonie zu fördern, den ihr bereits eingeschlagen habt“.

Zunächst forderte er dazu auf, stets tiefer zu blicken, „denn nur dort kann man das finden, was jenseits der Unterschiede verbindet“: „Während nämlich an der Oberfläche die Räume der Moschee und der Kathedrale klar abgegrenzt sind und von den jeweiligen Gläubigen besucht werden, treffen sich unterirdisch, entlang des Tunnels, dieselben verschiedenen Menschen und haben Zugang zur religiösen Welt des jeweils anderen.“

Die „sichtbaren Aspekte der Religionen“ müssten zwar „geschützt und respektiert“ werden, sagte der Papst, aber „was ‚darunter‘ ist, was wie der ‚Tunnel der Freundschaft‘ unterirdisch verläuft, wir könnten sagen, die Wurzel, die allem religiösen Empfinden gemeinsam ist, ist eine einzige: Die Suche nach der Begegnung mit dem Göttlichen, der Durst nach dem Unendlichen, den der Allerhöchste in unser Herz eingegeben hat, die Suche nach einer größeren Freude und nach einem Leben, das stärker ist als jeder Tod, die unseren Lebensweg beseelt und uns antreibt, aus unserem Ich herauszutreten, um Gott entgegenzugehen“.

„Wenn wir in die Tiefe gehen und erfassen, was im Innersten unseres Lebens vor sich geht, wenn wir das Verlangen nach Fülle wahrnehmen, das in der Tiefe unseres Herzens wohnt, dann entdecken wir, dass wir alle Geschwister sind, alle Pilger, alle auf dem Weg zu Gott, jenseits dessen, was uns unterscheidet“, zeigte sich Franziskus überzeugt.

Zweitens mahnte Papst Franziskus, Sorge zu tragen für die Verbindungen und „darauf zu achten, Bande der Freundschaft, der Aufmerksamkeit und der Gegenseitigkeit zu pflegen.“

Es handle sich also um „Beziehungen, in denen sich ein jeder für den anderen öffnet, in denen wir uns bemühen, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen, indem wir von der religiösen Tradition des anderen lernen; in denen wir uns bemühen, einander in menschlichen und geistlichen Bedürfnissen entgegenzukommen. Es sind Bindungen, die es uns ermöglichen, zusammenzuarbeiten und manche Ziele gemeinsam zu verfolgen, bei der Verteidigung der Menschenwürde, beim Kampf gegen die Armut, bei der Förderung des Friedens. Die Einheit entsteht aus persönlichen freundschaftlichen Banden, aus gegenseitigem Respekt, aus der wechselseitigen Verteidigung der Räume und Ideen der anderen.“

Abschließend sagte Papst Franziskus, „der wertvollste Schatz“ sei der Wille, „dass die Unterschiede nicht zu einem Beweggrund für Konflikte werden, sondern in Eintracht und gegenseitigem Respekt harmonieren. […] Lasst diesen großen Reichtum nicht schwinden, sondern hütet ihn und gebt ihn weiter, besonders an die Jüngsten. Möge niemand den Verlockungen des Fundamentalismus und der Gewalt erliegen, stattdessen sollen alle vom Traum einer freien, geschwisterlichen und friedlichen Gesellschaft und Menschheit fasziniert sein!“

Gleich im Anschluss an die interreligiöse Begegnung begab sich der Pontifex zum Sitz der indonesischen Bischofskonferenz, um sich dort mit ehrenamtlichen Helfern karitativer Einrichtungen zu treffen. Eine Ansprache ist nicht vorgesehen. Um 17 Uhr Ortszeit wird Papst Franziskus eine Messe im Stadion „Gelora Bung Karno“ feiern und predigen.

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