Vatikanstadt, 28 April, 2017 / 11:16 AM
Wenige Menschen kennen sowohl den Islam als auch die Katholische Kirche besser als Pater Samir Khalil Samir. Der Priester und Experte bewertet die Reise von Franziskus nach Ägypten als Ausdruck der Persönlichkeit des Papstes - und wichtigen Schritt für einen Dialogversuch mit dem Islam.
Franziskus, so Pater Samir, reise mit dem Ziel "die Verbindungen zum Islam neu zu vertiefen". Der Professor am Päpstlichen Orientalischen Institut verwies auf die Entscheidung des Papstes "mitten unter den Leuten zu sein" und trotz der Gefahren nicht auf die Reise zu verzichten.
"Ich denke, es ist notwendig dass er genau so kommt, wie er ist. Der Papst ist kein Mensch, der Angst hat", erklärte der ägyptische Priester.
"Wenn wir bedenken, dass die Möglichkeit eines Attentates besteht, bin ich der Überzeugung, dass Ägypten – sie es auch nur, weil es sich eine Frage der Ehre handelt - selbst das Unmögliche tun wird, um den Papst zu beschützen und sicherzustellen, dass es keinerlei Gefahr in seiner Umgebung gibt. Aus dieser Sicht denke ich, dass alles normal ablaufen wird."
Pater Samir betonte, dass "sich hier der Charakter von Papst Franziskus zeige, der ungefähr sagen könnte: 'Ich fürchte nichts und niemanden, ich bleibe unter den Leuten. Und wenn ich sterben muss - ich bin wie jeder andere Mensch auch, mir kann etwas passieren, einfach weil ich mich an diesem Ort befinde (an dem ein Attentat stattfindet)'. Das könnte erklären, warum er nicht auf diese Reise verzichtet hat."
Im Interview mit „Kirche in Not“ betonte der ägyptische Priester weiter, dass "Franziskus bereits seit einiger Zeit die Verbindungen zwischen dem Vatikan und dem Islam vertiefen will."
Kann der Islam eine Religion des Friedens sein?
"Das hat er selbst zu mir gesagt, bei einem halbstündigen Interview vor einigen Monaten. Konkret meinte er: 'Warum poche ich auf die Tatsache, dass der Islam eine Religion des Friedens ist? Weil wir vor allem die freundschaftlichen Bande mit den Muslimen und mit Al-Azhar-Universität erneuern müssen'" erinnerte sich der Priester, der 60 Bücher geschrieben hat, darunter "100 Fragen zum Islam".
Um zu erklären, warum es notwendig sei, "die Verbindungen neu zu vertiefen", nahm der ägyptische Priester Bezug darauf, dass einige Tage nach dem Angriff auf eine koptische Kirche in der Weihnachtszeit 2010 der damalige Papst Benedikt XVI. - in seiner Rede an die Diplomaten - die Regierung Ägyptens gebeten hatte, die Christen zu schützen.
"Damals sagte der Rektor der Al-Azhar-Universität, Imam Ahmad Mohammad al-Tayyeb, dass es inakzeptabel sei, dass der Papst sich in die ägyptische Politik einmische und brach die Beziehungen zu Rom ab" erklärte er. Gleichzeitig brach der - immer noch amtierende - Imam den Dialog mit der Katholischen Kirche völlig ab.
Pater Samir erklärte, dass "nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Beziehungen nun wieder aufgenommen wurden. Und das ist das hauptsächliche Ziel von Papst Franziskus: Die Beziehungen zum Islam, und vor allem zur Azhar, wiederherzustellen". Es sei einer Institution, die viele Muslime repräsentiere und daher "eine unausweichliche intellektuelle und moralische Autorität" in der islamischen Welt darstelle.
Christen im Nahen Osten
Im Interview betonte der Priester, dass die Mehrheit der Muslime anerkenne, dass der Mittlere Osten die Christen braucht. Sogar in einer Radiosendung wurde kürzlich "das Thema der christlichen Schulen, die die intellektuelle Elite Ägyptens im 19. und 20. Jahrhundert geformt haben" behandelt.
Im Falle Ägyptens, so Pater Samir, kann man sagen, dass die Christen alteingesessen sind, daher "weiß man, dass man die Christen nicht eliminieren kann, wenn man das nationale Bewusstsein bewahren will".
(Die Geschichte geht unten weiter)
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"Leider wandern immer mehr Christen ab, aus politischen, finanziellen, religiösen Motiven. Was derzeit geschieht, ist das, was der IS (Islamische Staat) will. Aber das sind Fanatiker, während die Muslime es nicht sind. Aber es fehlt ihnen der Mut, zu sagen: Man muss ihnen die Hände binden. Stattdessen sagen sie: Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Und das ist keine Lösung. Aber in der Tiefe ihres Herzens sagen die meisten Muslime: Das ist eine Schande!"
Der Priester weiter: Es sei notwendig, den Christen zu helfen, in ihren Ländern im Mittleren Osten zu bleiben. Während es in Ägypten kein so großes Problem sei, weil es dort fast 10 Millionen gibt, erinnerte er daran, dass der Islamische Staat im Irak und in Syrien die Häuser der Christen zerstört und es daher "einen ungeheuren Mut brauche", im eigenen Ursprungsland zu bleiben.
"Man muss ihnen helfen, zu bleiben. Finanziell helfen, wenn es geht, aber auch moralisch, indem man sie beim Versuch, dieses Verbrechen des IS zu stoppen, unterstützt", sagte er.
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