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Emeritierter Regensburger Theologe Wolfgang Beinert plädiert für Frauenordination

Wolfgang Beinert (92) war Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. Er lehrte an der Universität Regensburg.

Im Interview mit kath.ch hat der emeritierte Regensburger Theologe Wolfgang Beinert die kirchliche Lehre, wonach das Weihesakrament ausschließlich Männern vorbehalten ist, scharf kritisiert.

Nach den Worten des 92-jährigen Dogmatikers könne die Kirche Frauen die Priesterweihe nicht verweigern, ohne ihnen zugleich die Erlösung abzusprechen: „Denn Erlösung meint christusförmig zu werden, also auch in persona Christi handeln zu können.“ Das sei nach kirchenamtlicher Lehre das Wesen des Weihesakraments.

Frauen von dieser Handlungsmacht auszuschließen, widerspricht nach Beinerts Überzeugung dem Willen Jesu. Er erklärte: „Wenn sich herausstellt, dass nach Jesu Willen Frauen und Männer gleichgestellt, gleichberechtigt und von gleicher Erlöstheit sind, dann kann man auch die Frauenordination nicht mehr behindern.“

Beinert übte weiter im Gespräch grundsätzliche Kritik am „Klerikalismus“ der Kirche, der sich seit dem Mittelalter verfestigt habe. Der Klerus verstehe sich seit dem Decretum Gratiani als der „herausgehobene, eigentliche, alles bestimmende Teil der Kirche“.

Die Laien hingegen seien lange Zeit nur als „Konzessionschristen von seinen Gnaden“ betrachtet worden. Dagegen stehe das biblische Bild der Kirche als Volk Gottes, das sich „als Leib Christi organisiert und so Raum gibt für den Heiligen Geist wie ein Tempel“. Alle kirchlichen Strukturen müssten diesem Verständnis nach „Dienstcharakter“ haben.

Dieses Amtsverständnis sei durch die Französische Revolution noch verstärkt worden. Die Kirche habe ihr Heil in der „absoluten Herausstellung der Autorität“ gesucht und diese im Ersten Vatikanischen Konzil auf die primatiale Stellung des Papstes konzentriert.

Das Zweite Vatikanische Konzil habe diesen Kurs nicht korrigieren können. Im Gegenteil: Paul VI. habe eine „Vorbemerkung“ zu den Konzilsakten hinzufügen lassen, die dem Papst „Gewalt über die gesamte Kirche ad placitum – nach Gutdünken“ zusprach. Mit der Enzyklika Humanae vitae sei dieser Machtanspruch endgültig überdehnt worden.

Beinert beobachtete gleichzeitig einen tiefgreifenden Autoritätsverlust der Kirche. Die Anrede „Geliebte Diözesankinder“ in Hirtenbriefen sei nicht mehr tragfähig. Es habe ein Wandel hin zu „stattlichem Selbstbewusstsein“ unter den Laien stattgefunden, insbesondere in Fragen der Sexualmoral.

„Die überwiegende Mehrzahl auch an sich ‚kirchentreuer‘ Katholikinnen und Katholiken schert sich kaum noch um die von ihr vorgegebenen Standards“, so Beinert. Der sonntägliche Gottesdienstbesuch liege in den deutschsprachigen Bistümern fast überall im einstelligen Prozentbereich.

Laut der offiziellen Kirchenstatistik der Deutschen Bischofskonferenz praktizieren nur 5,7 Prozent der römisch-katholischen Gläubigen in Deutschland ihren Glauben regelmäßig. Gemäß dem Kirchenrecht sind sie nämlich dazu verpflichtet, jeden Sonntag die heilige Messe zu besuchen.

Zur Zukunft der Kirche sagte Beinert, die weltkirchliche Entwicklung sei in Afrika und Asien positiv, während der Glaube in Europa vor einem Wendepunkt stehe. „Ohne Reformen im tiefen Sinn kann sie durchaus marginalisiert oder minimalisiert werden, so wie es in der Antike dem afrikanischen Christentum ergangen ist.“ Hoffnung sieht er nur, wenn die Kirche sich auf das Evangelium besinnt und es den Zeitgenossen „zur Freude am Evangelium“ werden lässt.

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