ZdK-Chefin: Zweites Vatikanum fasste „exklusiven Wahrheitsanspruch“ der Kirche neu

Redaktion, 28 Oktober, 2025 / 2:15 PM

Den „bis dato exklusiven Wahrheitsanspruch“ der Kirche habe das Zweite Vatikanische Konzil vor genau 60 Jahren in der Erklärung Nostra aetate „neu“ gefasst, ist die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) überzeugt. Irme Stetter-Karp erklärte aus diesem Grund: „Der 28. Oktober 1965 war ein denkwürdiger Tag.“

„Meine Kirche veröffentlichte eine Erklärung, die Wahres und Heiliges in anderen Religionen anerkannte“, erinnerte Stetter-Karp. „Und sie fasste ihren bis dato exklusiven Wahrheitsanspruch neu. Das war ein Highlight des Zweiten Vatikanischen Konzils – und ist es bis heute.“

So sei es auch zu einem „Wendepunkt für das jüdisch-christliche Verhältnis und den interreligiösen Dialog“ gekommen: „Die Erklärung ruft nicht nur zu Dialog und Zusammenarbeit aller Religionen auf, sondern schwingt sich zu einer tiefen Würdigung der jüdischen und der muslimischen Geschwister im Glauben auf.“

Dass die Erklärung beim Konzil breite Zustimmung gefunden habe, zeige, dass sich in der Kirche „große Veränderungen auch dann einstellen, wenn die Zeit angeblich nicht reif dafür scheint, wenn starke Gegenkräfte sie zu verhindern suchen. Das sollte uns auch heute Mut machen, Veränderungen mutig anzugehen.“

Dagmar Mensink vom Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim ZdK sagte: „Der Text nahm Abstand von der bis dahin offiziell gültigen Lehre der Verachtung und der Sicht, das Christentum habe das Judentum als ‚wahres Israel‘ abgelöst. Die Kirche erkannte stattdessen an, dass sie vom Judentum als ‚Wurzel des guten Ölbaums‘ genährt wird. Das öffnete die Türen für einen Dialog auf Augenhöhe.“

Nichtsdestotrotz betonte das Zweite Vatikanische Konzil: „Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes […].“ Und: „Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.“