Neuer Abt von Stift Melk: „Für manche sind wir ja als liberal verschrien“

Redaktion, 06 November, 2025 / 2:15 PM

Der neue Abt von Stift Melk in Österreich, der in wenigen Tagen sein Amt offiziell antreten soll, hat erklärt, er vertrete wie schon sein Vorgänger in Sachen Zölibat und Frauenordination eine ähnliche Position wie der designierte Erzbischof von Wien, Josef Grünwidl.

„Melk ist dafür bekannt, dass wir offen sein wollen, für manche sind wir ja als liberal verschrien“, sagte der 40-jährige Abt Ludwig Wenzl OSB laut Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich.

Der neue Erzbischof von Wien zeige sich „offen für Reformen“, berichtete der ORF noch vor der Ernennung im Oktober. „Er betonte erst kürzlich, der Zölibat sei für ihn persönlich eine bewusst gewählte Lebensform, aber ‚keine Glaubensfrage‘ und sollte daher für Priester nicht zwingend vorausgesetzt werden.“

„Beim Thema Frauen in der Kirche ortete er ‚dringenden Klärungsbedarf‘“, hieß es weiter. „Das Frauendiakonat sollte weiter diskutiert werden, auch eine Aufnahme von Frauen ins Kardinalskollegium wäre für Grünwidl denkbar. Als Administrator nahm er drei Frauen ins diözesane Leitungsteam auf.“

Abt Ludwig gehe es darum, das „seit der Auferstehung Jesu Christ entfachte Glaubensfeuer weiterzutragen“, berichtete derweil das Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich. Dabei sei besonders der Dialog wichtig: „Nur wenn diskutiert wird, bewegt sich auch etwas.“

„Probleme entstehen, wenn es Verhärtungen gibt und keine Dialogbereitschaft gibt“, fügte der Benediktiner hinzu. „Mich stört, wenn es keinen Dialog gibt.“

Abt Ludwig war im September von der Melker Mönchsgemeinschaft gewählt worden. Die Abtsbenediktion erfolgte Ende Oktober, der offizielle Amtsantritt ist für Freitag angesetzt. Der neue Abt ist seit 2010 im Kloster. 2014 legte er seine feierliche Profess ab. Die Priesterweihe empfing der Mönch im Jahr 2021.

Stift Melk oberhalb der Donau in Niederösterreich geht auf das 11. Jahrhundert zurück. Die heutigen monumentalen Gebäude im barocken Stil wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. Derzeit gehören 21 Mönche zur Klostergemeinschaft, während es 2018, also vor sieben Jahren, noch 30 Mönche waren.