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Kardinal Robert Sarah: Pater James Martins Ansatz für LGBT-Seelsorge greift zu kurz

Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, am 10. Februar 2015 im Vatikan.

Katholische Seelsorge für Menschen, die sich als LGBT identifizieren, muss auch die Wahrheit über die katholische Lehre beinhalten, schreibt Kardinal Robert Sarah in einem am gestrigen 1. September erschienenen Kommentar im "Wall Street Journal".

Der Artikel ist eine Antwort auf ein Buch des US-amerikanischen Jesuitenpaters James Martin.

"Die Katholische Kirche ist vielfach, auch aus den eigenen Reihen, für ihren pastoralen Umgang mit der LGBT-Community kritisiert worden", schreibt Kardinal Sarah.

"Diese Kritik bedarf einer Antwort, nicht so sehr um reflexartig die Praxis der Kirche zu verteidigen, sondern um zu prüfen ob wir, als die Jünger Christi, uns wirklich angemessen um eine Gruppe kümmern, die der Hilfe bedarf."

Der aus Guinea stammende Kardinal leitet die Kongregation für den Gottesdienst. Er nennt spezifisch Pater Martin SJ, Redakteur beim US-Jesuitenmagazin "America", als "einen der entschiedenen Kritiker der Botschaft der Kirche über Sexualität".

Tatsächlich ist Pater James Martin zu einer prominenten Medien-Persönlichkeit mit großer Präsenz auf vielen Kanälen geworden. Er ist Autor des im Jahr 2017 veröffentlichten Buches "Building a Bridge: How the Catholic Church and the LGBT Community Can Enter into a Relationship of Respect, Compassion, and Sensitivity." ("Eine Brücke bauen: Wie die Katholische Kirche und die LGBT-Community in eine Beziehung voller Respekt, Mitleid und Sensibilität treten kann")

Das Buch wurde gelobt von Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, sowie Kardinal Joseph Tobin von Newark, der dem Buch bescheinigt, "einen wichtigen Schritt dahingehend leistet, Kirchenführer einzuladen, mit größerem Mitleid Seelsorge zu betreiben und LGBT-Katholiken daran zu erinnern, dass sie genauso ein Teil der Kirche sind wie alle anderen Katholiken."

Zu den Bewunderern freilich gehören auch Gruppen wie "New Ways Ministry", die den Vortrag veranstalteten, auf dem das Buch basiert. Sie verliehen Pater Martin vergangenges Jahr den "Bridge Building Award".

Was ist "New Ways Ministry"? Die Organisation ist Teil der "Equally Blessed Coalition", einer Koalition, die entschiedener Kritiker der katholischen Theologie und Sexualethik ist. Zu den Gründern zählt die "Arcus Foundation", eine Stiftung des Milliarden-Erben Jon Stryker, deren Strategie es ist, christliche Opposition gegenüber LGTB-Aktivismus zu bekämpfen und weltweit einen gesellschaftlichen Wandel zu LGTB-Themen zu erreichen, besonders im Christentum und anderen Religionen.

Doch Pater Martins Buch hat auch seine Kritiker. Denen zufolge vermeidet das Buch die Lehre der Kirche über Ehe, Zölibat und Keuschheit, und tut sich offenbar schwer damit, Katholiken anzuerkennen, die sich zwar zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, aber gemäß der katholischen Lehre leben wollen.

Kardinal Sarah schreibt in seinem Artikel, dass der Jesuitenpater zwar "den häufig zu hörenden Vorwurf wiederholt, dass Katholiken gegenüber Homosexualität scharf kritisch gewesen sind, und gleichzeitig die Wichtigkeit sexueller Integrität unter ihren Anhängern vernachlässigt haben."

Damit habe Pater Martin recht, wenn er jede Form scheinheiliger Doppelmoral ablehne, was die Tugend der Keuschheit betrifft, "die, so herausfordernd sie auch sein mag, Teil der frohen Nachricht von Jesus Christus für alle Christen ist".

"Für Unverheiratete – egal, zu wem sie sich hingezogen fühlen – gehört zur gläubigen Keuschheit die sexuelle Enthaltsamkeit", so der Kardinal. Dies möge zwar ein hoher Standard sein, doch verlange Jesu‘ Weisheit und Güte nichts, das nicht erreichbar wäre.

"Mit Gottes Gnade, und unserer eigenen Beharrlichkeit, ist Keuschheit nicht nur möglich, sondern wird sie auch zur Quelle unserer wahren Freiheit", fuhr der Kardinal fort. "Jesus beruft uns zu dieser Tugend, weil er unsere Herzen für die Reinheit geschaffen hat, ganz genauso wie er unseren Verstand für die Wahrheit schuf."

Kardinal Sarah betonte, wie wichtig sowohl Wahrheit als auch Liebe sind.

"Jemanden zu lieben wie Christus uns liebt, bedeutet, diese Person in der Wahrheit zu lieben", sagte er. "Wer für die Kirche spricht, muss der unveränderten Lehre Christi treu bleiben, denn nur wenn wir in Übereinstimmung leben mit Gottes schöpferischer Absicht finden wir tiefe und dauerhafte Erfüllung."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Kardinal Sarahs Artikel fast die Lehre der Kirche über gleichgeschlechtliche Attraktion zusammen: der Mensch ist gut, denn er oder sie ist ein Kind Gottes. Homosexuelle Attraktion ist nicht sündhaft, wenn sie nicht bewußt herbeigeführt oder ausgelebt wird. Homosexuelle Handlungen dagegen sind "schwer sündhaft und schaden dem Wohlergehen derer, die sich daran beteiligen", schreibt Kardinal Sarah.

"Menschen, die sich als Mitglieder der LGBT-Community identifizieren, sollte diese Wahrheit in Liebe gesagt werden, besonders von Geistlichen, die im Namen der Kirche über dieses komplexe und schwierige Thema sprechen", fuhr der Kardinal fort.  

Der Kardinal empfiehlt in seinem Kommentar das Buch des amerikanischen Autors Daniel Mattson, das den Titel "Why I Don’t Call Myself Gay" ("Warum ich mich nicht als schwul bezeichne") trägt, und für das er das Vorwort geschrieben hat.

"Ich bete dafür, dass die Welt endlich die Stimmen der Christen vernimmt, die mit homosexuellen Neigungen leben und die Frieden und Freude gefunden haben, indem sie die Wahrheit des Evangeliums leben", so Kardinal Sarah. "Für mich waren die Begegnungen mit ihnen ein Segen, und ihr Zeugnis bewegt mit zutiefst."

Solche Christen legen Zeugnis ab für "die Macht der Gnade" und die Wahrheit der Lehre der Kirche, schreibt Kardinal Sarah. Manche von ihnen hätten sich mit Jesus Christus und seiner Kirche versöhnt, nachdem sie getrennt vom Glauben lebten.

"Ihr Leben ist nicht leicht oder frei von Opfern…aber sie haben die Schönheit der Keuschheit und keuscher Freundschaften entdeckt", so Kardinal Sarah. Dafür verdienen sie Achtung, und sie können anderen beibringen, "wie man unsere Brüder und Schwestern besser aufnimmt und begleitet in echter pastoraler Nächstenliebe".

Kardinal Sarah betont die generelle Notwendigkeit zu stärkerer katholischer Redlichkeit im öffentlichen Leben. Gottes Plan für menschliche Intimität und Liebe abzulehnen habe traurige Folgen, schreibt er.

"Die sexuelle Befreiung, welche die Welt vorantreibt, hält nicht, was sie verspricht. Promiskuität ist vielmehr die Ursache von so viel unnötigen Leids, gebrochener Herzen, Einsamkeit, und die Behandlung anderer Menschen als Mittel zum Zweck sexueller Befriedigung", warnt der Kardinal. "Als Mutter ist die Kirche bestrebt, ihre Kinder vor dem Leid der Sünde zu bewahren, als Ausdruck ihrer pastoralen Liebe."

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