Bonn, 27 Juli, 2018 / 11:26 AM
In einem Brief an den nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die wachsende Gewalt in Nicaragua und die Einschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit beklagt.
Seit Monaten werden, wie CNA Deutsch berichtete, in Nicaragua Demonstranten verhaftet, misshandelt oder getötet; inzwischen sprechen Kirchenvertreter und Nichtregierungsorganisationen von etwa 300 Todesopfern.
Die Polizei und regierungsnahe paramilitärische Einheiten schüchtern alle ein, die sich gegen diese Gewalt wenden. Auch Priester, Bischöfe und der Apostolische Nuntius wurden bereits tätlich angegriffen.
Eine Kirche, in die sich rund 200 Studenten geflüchtet hatten, wurde eine ganze Nacht lang unter Beschuss genommen, wie CNA Deutsch berichtete.
Inzwischen hat Präsident Ortega ein neues "Anti-Terrorismusgesetz" auf den Weg gebracht, auf dessen Grundlage Andersdenkende und Oppositionelle wie Terroristen behandelt werden können.
Kardinal Marx fordert Präsident Ortega auf, "der repressiven Gewalt ein Ende zu setzen und die Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu respektieren." Der Präsident solle "ein Signal des Friedens geben und auf den Weg des nationalen Dialogs zurückkehren".
In seinem Brief erinnert Kardinal Marx außerdem an die Revolution vor 39 Jahren, in der der heutige Präsident mit anderen das Regime des Diktators Somoza gestürzt und die damalige Unterdrückung des nicaraguanischen Volkes beendet hat. Dieses Volk, so der Kardinal, wolle auch heute in Frieden und Freiheit leben. Die katholische Kirche in Nicaragua stehe dabei an seiner Seite.
"Die ganze Welt schaut auf Nicaragua", so schreibt Kardinal Marx an Präsident Ortega. "Zeigen Sie der Welt, dass Sie Ihrem Volk dienen und seine Freiheit respektieren!"
Hintergrund
Die aktuelle Krise entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die staatliche Gewalt gegenüber Demonstranten und andere Menschenrechtsverstöße. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den Rücktritt von Präsident Ortega. Die katholische Kirche im Land strebt einen "nationalen Dialog" an.
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