Washington, D.C., 09 Januar, 2019 / 11:19 AM
Das Opus Dei hat nach eigenen Angaben fast eine Million Dollar an eine Frau bezahlt, die im Jahr 2002 einen Priester des sexuellen Fehlverhaltens bezichtigte.
Die Vereinbarung wurde 2005 geschlossen und beinhaltete eine Zahlung von 977.000 Dollar. Sie wurde aber erst am vergangenen 7. Januar in einem Artikel der "Washington Post" öffentlich gemacht. Die Zeitung berichtet, dass eine verheiratete Frau, die anonym bleiben will, McCloskey um geistlichen Rat gebeten habe, wie sie mit einer Ehekrise und einer schweren Depression umgehen solle.
In jener Zeit war der Priester durch verschiedene katholischen Medien der USA bekannt und wurde gelegentlich zu Sendungen von EWTN eingeladen.
"Die Frau, die die Anklage eingereicht hat, ist eine Katholikin aus der Gegend von Washington DC, die zu den vielen Menschen gehörte, die von McCloskey über das Catholic Information Center (...) geistliche Begleitung erhalten hatten. Sie sagte der "Washington Post", McCloskey habe sie mehrmals begrapscht", so die Zeitung.
Der Priester war Leiter des Catholic Information Center (CIC) im Zentrum von Washington DC und genoss während seines Aufenthalts in der amerikanischen Hauptstadt großes Ansehen: Er hatte verschiedene hochrangige Politiker bei ihrer Konversion zum Katholizismus begleitet, darunter den ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich ,und den Botschafter der Vereinigten Staaten für Religionsfreiheit (Ambassador-at-Large for International Religious Freedom), Sam Brownback.
In einer Mitteilung, die von Monsignore Thomas Bohlin veröffentlicht wurde, dem Regionalvikar des Opus Dei in den Vereinigten Staaten, brachte die Prälatur ihr Bedauern zum Ausdruck und bezeichnete jeglichen Fall von Belästigung oder Missbrauch als "abscheulich".
"Was passiert ist, war für die Frau zutiefst schmerzlich, und wir bedauern sehr, was sie alles erlitten hat" schrieb Monsignore Bohlin. "Ich bedauere das Leid, das Frauen durch die Handlungen von McCloskey zugefügt wurde, und bete, dass Gott sie vom Schmerz und Schaden heilen möge."
"Ich bin mir schmerzlich all dessen bewusst, was die Kirche leidet, und es betrübt mich, dass auch wir im Opus Dei dazu beigetragen haben. Wir wollen Gott bitten, dass er uns allen in der Kirche in dieser schwierigen Zeit Barmherzigkeit erweisen möge", schrieb der Priester mit Blick auf die Kirchenkrise.
Dem Artikel der "Washington Post" zufolge quälten die Frau nach den Vorfällen mit McCloskey Schuldgefühle und Scham. Sie berichtete ihm im Beichtstuhl von ihrer Besorgnis und McCloskey erteilte ihr die Absolution.
Monsignore Bohlin versicherte, das Opus Dei habe nach den Anschuldigungen schnell gehandelt, und dem Priester erklärt, er solle keinen weiteren Kontakt zu der Frau haben. Anderen Frauen durfte der Priester nur durch das Gitter in einem klassischen Beichtstuhl als Gesprächspartner dienen. Der Vikar fügte hinzu, dies sei ohnehin schon eine Regel für die Priester des Opus Dei.
"Nachdem wir in den folgenden Monaten Untersuchungen angestellt hatten, stellten wir fest, dass die Vorwürfe glaubwürdig waren. Im Dezember 2003 wurde McCloskey seines Posten im CIC enthoben", so Monsignore Bohlin in der Mitteilung.
Nach seiner Abreise aus Washington wurde McCloskey zunächst ins Vereinigte Königreich entsandt, bevor er in verschiedene Regionen der Vereinigten Staaten eingesetzt wurde. McCloskey kehrte letztendlich wegen seines Gesundheitszustandes in die Gegend von Washington zurück.
In der Mitteilung heißt es, der priesterliche Dienst von McCloskey wurde eingeschränkt, nachdem er Washington verlassen hatte. Sein Kontakt mit Frauen beschränkte sich auf den Beichtstuhl. "Wir haben all die Jahre dafür gesorgt, dass er keinerlei Gelegenheit hatte, an jener Art von Aktivitäten teilzunehmen, die zur Klage geführt hatten."
Laut Angaben des Opus Dei leidet der Priester mittlerweile an einer fortgeschrittenen Alzheimererkrankung. Er könne nicht mehr die heilige Messe lesen, auch nicht in privater Form, da er "in hohem Maße beeinträchtigt" sei.
Das Opus Dei ist eine Personalprälatur, die 1928 von heiligen Josefmaria Escrivá in Spanien gegründet und 1950 vom Vatikan anerkannt wurde.
Die Prälatur veröffentlichte die Einzelheiten der Anzeige auf Ersuchen der betroffenen Frau hin, um andere potenzielle Opfer zu ermutigen, sich zu melden.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Brian Finnerty, Sprecher des Opus Dei, teilte CNA mit, er kenne die Frau, die die Klage eingereicht hatte, nicht - und die Gemeinschaft habe nicht mit der Polizei kommuniziert.
Das Opus Dei glaubt, es gebe mindestens zwei weitere Frauen, die von McCloskey in Washington belästigt worden waren. Man habe versucht, eine der beiden zu kontaktieren. In seiner Mitteilung erklärte Monsignore Bohlin, die Prälatur hätte weder vor noch nach der Amtszeit von McCloskey als Leiter des CIC Beschwerden über seinen Dienst erhalten.
Nach Aussage von Monsignore Bohlin stehe die Frau, die die ursprüngliche Beschwerde eingereicht hatte, weiterhin in Kontakt mit dem Opus Dei in Washington. Sie betonte gegenüber der "Washington Post", sie sei "sehr zufrieden mit der Art, in der das gerade gehandhabt wird. Sie haben mir zugehört."
Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner.
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