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Leitartikel: (K)ein deutscher Sonderweg? Zum "synodalen Weg" und dem Brief des Papstes

Kardinal Reinhard Marx und ZdK-Vorsitzender Thomas Sternberg (CDU) am 5. Juli 2019

Hat Papst Franziskus die Katholiken in Deutschland zu einem "Synodalen Weg" ermutigt, den Kardinal Reinhard Marx "verbindlich" ausgerufen hat - oder hat er davor gewarnt, einen möglicherweise schismatischen deutschen "Sonderweg" einzuschlagen?

Nach den Reaktionen deutscher Prälaten zu schließen, scheint die Antwort alles andere als klar zu sein.

Der auffällige Schritt von Papst Franziskus, sich direkt an das "pilgernde Volk Gottes in Deutschland" mit einem Brief zu wenden, wurde von deutschen Bischöfen öffentlich mit Begeisterung begrüßt, aber auch sehr unterschiedlich interpretiert.

(In der breiteren Öffentlichkeit Deutschlands hat der Papstbrief wenig Leser oder Reaktionen gefunden, was man just auch als Bestätigung der Lage-Einschätzung des Papstes interpretieren kann.)

Wie auch immer: Das am 29. Juni, dem Hochfest der hl. Petrus und Paulus, veröffentlichte päpstliche Schreiben - mit über 5700 Wörtern Länge, darunter Passagen dichten theologischen Fachjargons - richtet sich an alle Katholiken und ist aus "Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland" geschrieben.

In erster Linie ist der Brief ein Aufruf zur Bekehrung und Evangelisierung. Franziskus drängt die Katholiken zum Gebet und zum Fasten angesichts der "Erosion" und des "Verfalls des Glaubens" in Deutschland. Dazu hat er die Bischöfe schon 2015 ermahnt.

Vor dem Hintergrund der schweren Glaubenskrise richtet Papst Franziskus in seinem neuen Brief dezidiert den Zweck und die Richtung eines "synodalen Prozesses" an deren Lösung aus:

"Deshalb kann der bevorstehende Wandlungsprozess nicht ausschließlich reagierend auf äußere Fakten und Notwendigkeiten antworten, wie es zum Beispiel der starke Rückgang der Geburtenzahl und die Überalterung der Gemeinden sind, die nicht erlauben, einen normalen Generationenwechsel ins Auge zu fassen".

Ein "wahrer Wandlungsprozess" — ist das noch ein "verbindlicher synodaler Weg", fragt da nicht nur Generalvikar Michael Fuchs — müsste daher Forderungen stellen, "die unserem Christ-Sein und der ureigenen Dynamik der Evangelisierung der Kirche entspringen", so der Papst weiter. Der Papstbrief warnt denn auch, was "einen synodalen Weg" betrifft:

"Was dieser konkret bedeutet und wie er sich entwickelt, wird sicherlich noch tiefer in Betracht gezogen werden müssen."

In einem von EWTN aufgezeichneten Gespräch mit Journalisten am 5. Juli bestätigte Kardinal Marx, dass der Brief des Papstes sogar davor warnt, dass es zu einer "Zerstückelung" der Kirche kommen kann, wies aber Bedenken dieser Art pauschal  zurück, um dann die schon vor dem Papstbrief im März verkündete Agenda zu bekräftigen.

"Das ist ja eine Selbstverständlichkeit. Kein deutscher Bischof, kein Mitglied des ZdK möchte aus der Universalkirche ausscheiden. Das ist ja überhaupt kein Thema", so Marx wörtlich.

Somit bestätigte denn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch die drei zuvor "verbindlich" gesetzten Themen.

Erstens, die Bekämpfung des Klerikalismus durch den Abbau von Macht, durch "Partizipation und Gewaltenteilung";

zweitens, eine Änderung der katholischen Lehre zur Sexualmoral, begründet mit "neuen theologischen Erkenntnissen";

drittens, als eigenständiges Thema, der Zölibat - offiziell als Diskussion über "die priesterliche Lebensweise" beschrieben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Viertens kam am 5. Juli - auf Vorschlag des ZdK – als Thema hinzu: "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche".

Herrscht wirklich Klarheit und Einmütigkeit über diese Themen des "Synodalen Wegs"? Das war schon vor dem Brief des Papstes umstritten, mit dem Franziskus nun den Schwerpunkt auf Bekehrung, Gebet und Mission legt - nicht auf Macht, Ämter und Sexualität. Das hat auch Kardinal Woelki betont.

Erschwerend kommt hinzu: Die "MHG-Studie", mit der die Agenda des "verbindlichen Wegs" begründet wurde, ist alles andere als unumstritten - im Gegenteil

Zudem: Im Magazin "First Things" fragte bereits Ende März der bekannte US-Intellektuelle Professor George Weigel – unabhängig von der Manfred Lütz zufolge "missglückten Studie" – in einem geharnischten Offenen Brief an Kardinal Marx vom 27. März, wie auch die "Tagespost" meldete:

"Wie kann der 'synodale Weg' einer lokalen Kirche 'verbindliche' Ergebnisse über Themen hervorbringen, die die gesamte katholische Kirche betreffen?"

Die Antwort ist natürlich, so Beobachter, dass die vom vorgeschlagenen Prozess Überzeugten diesen gar nicht als deutschen Sonderweg betrachten, sondern als einen Weg, den bitte die ganze Weltkirche einschlagen sollte. Ob und inwiefern sie recht haben: Das werden die kommenden Monate und Jahre zeigen.

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