Vatikanstadt, 22 Januar, 2020 / 11:57 AM
Kann die gemeinsame Aufnahme von Migranten die Einheit des Christentums voranbringen? In der Gebetswoche für die Einheit der Christen hat Papst Franziskus am heutigen Mittwoch dies vorgeschlagen, und erneut für offene Häfen plädiert.
Christen sollten gemeinsam "den Migranten die Liebe Gottes, die von Jesus Christus offenbart zeigen, weil dies die Christen "der Einheit, die Gottes Wille für uns ist, noch näher bringen" werde, fuhr Franziskus zur Generalaudienz am 22. Januar fort.
Dabei verglich der Pontifex in der Audienzhalle Paul VI. die Schlepperei von Zuwanderern über das Mittelmeer mit dem Schiffbruch des heiligen Paulus in der Apostelgeschichte.
"So wie Paulus und seine Gefährten machen auch die Migranten unserer Tage die Erfahrung der Gleichgültigkeit, der Feindseligkeit der Wüste, der Flüsse, der Meere... Oft lässt man sie in den Häfen nicht an Land gehen", so Papst Franziskus bei der Generalaudienz am heutigen Mittwoch.
"Und das in der heutigen Zeit!"
Der Pontifex fuhr – offenbar mit Blick auf die Massenmigration über das Mittemeer nach Europa – fort, dass Migranten "manchmal" von kriminellen Menschenhändlern ausgebeutet werden: "Und das in der heutigen Zeit!" Gleichzeitig sagte der Papst, Einwanderer würden "von einigen Regierenden als Zahlen, als eine Bedrohung für das Volk betrachtet" – und fügte erneut hinzu: "Und das in der heutigen Zeit!"
In der Audienzhalle Paul VI. betonte der Pontifex gegenüber den Besuchern und Zuhörern, Christen sollten "bezeugen, dass es nicht nur Feindseligkeit und Gleichgültigkeit gibt, sondern dass jeder Mensch für Gott wertvoll ist und von ihm geliebt wird".
"Die noch immer zwischen uns bestehenden Trennungen verhindern, dass wir voll und ganz das Zeichen der Liebe Gottes zur Welt sind, die unsere Berufung und Mission ist. Wenn wir zusammenarbeiten, um die ökumenische Gastfreundschaft zu leben, insbesondere gegenüber denen, deren Leben am verwundbarsten ist, werden wir alle, alle Christen - Protestanten, Orthodoxe, Katholiken, alle Christen - bessere Menschen, bessere Jünger und ein geeinteres christliches Volk sein."
In diesem Jahr ist das Thema der Gebetswoche ein Beitrag aus Malta. Auf dieser Insel landete – wie die Apostelgeschichte der Bibel erzäht – der heilige Paulus nach einem Schiffbruch und wurde freundlich aufgenommen: Ursprung und apostolischer Auftakt für das Christentum auf Malta. Das Thema der Weltwoch ist daher auch ein Verweis auf Apg 28,2: "Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich". Dazu erklärt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz:
"Das Beispiel aus der Apostelgeschichte macht uns deutlich, wie aus einer zufälligen Begegnung Gemeinschaft entstehen kann. Gemeinschaft über Grenzen hinweg mindert Not. Die Kirchen sehen sich in der Pflicht, solche Gemeinschaft zu fördern. Dies wird ihnen umso mehr gelingen, je mehr sie auch untereinander Gemeinschaft pflegen und Versöhnung suchen."
Um das Anliegen der Einheit aller Christen und die Ökumene geht es in der alljährlich abgehaltenen Veranstaltung, die in ihren Ursprüngen bis auf das Jahr 1910 zurückgeht.
Traditionell findet die Woche vom 18. bis 25. Januar statt und wird vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen zusammen mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen organisiert.
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