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Legionäre Christi: Weitere Fälle sexuellen Missbrauchs offengelegt

Ein Priester der Legionäre Christi beim Generalkapitel 2020 in Rom

Die Legionäre Christi haben weitere Fälle sexueller Gewalt gegen Minderjährige eingeräumt: Der Orden hat bestätigt, dass im Knabenseminar in Mexiko-Stadt von 1985 bis 1992 an mehreren Jungen sexueller Missbrauch verübt wurde.

Betroffene und Opfervertreter forderten zum Abschluss des Generalkapitels des Ordens in Rom einen kompletten Austausch der Führung der Legionäre Christi.

Das berichtet "ACI Prensa", die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.

"Solange dieselben Leute an der Macht sind, wird es weiterhin Manipulation, Autoritarismus und Vertuschung geben", sagte Adriana Lozano gegenüber ACI Prensa.

Als geweihte Frau im Regnum-Christi-Apostolat der Legion habe sie jahrelang der Führung der Legionäre Missbrauchsvorwürfe über einen inzwischen aus dem Klerikerstand entlassenen Priester namens Fernando Martínez, gemeldet. Ihre Vorwürfe wurden jedoch ignoriert, so Lozano – auch von Vertretern des Ordens, die heute noch Führungspositionen haben. 

"Was die [Ordensleitung] betrifft, ignorierten sie meine Meldungen meistens oder sagten mir 'Danke, wir werden in der Sache tätig werden', weil ich sie über andere Fälle oder Situationen, die ich sah, zu informieren begann", fügte sie hinzu.

Fernando Martinez missbrauchte zwischen 1991 und 1993, als er das Cumbres-Institut in Cancún, Mexiko, leitete, mindestens sechs Mädchen im Alter von 6 bis 11 Jahren. Er wird auch anderer sexueller Gewalt beschuldigt, darunter die eines Jungen im Alter von 4 bis 6 Jahren am Cumbres-Lomas-Institut in Mexiko-Stadt im Jahr 1969.

Der Mann wurde erst Anfang dieses Monats aus dem Klerikerstand entlassen – obwohl die Legionäre Christi  bereits spätestens im Jahr 2014 über Vorwürfe gegen Martinez informiert waren.

Erst im Mai 2019 leitete der Orden eine Untersuchung der Vorwürfe gegen den Mann ein – nachdem Ana Lucía Salazar, eine mexikanische Fernsehpersönlichkeit, öffentlich Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und der Vertuschung gegen die Legionäre Christi erhob.

Man werde den Missbrauch nun den staatlichen Stellen melden und mit ihnen kooperieren, teilte der Orden zum Abschluss seines Treffens mit. 

In einer Erklärung nahm der Orden auch Stellung zu Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch zwei weitere Priester: Antonio Rodríguez Sánchez (65) und den laisierten Priester José María Sabín (61).

Eine interne Prüfung habe bestätigt, was Opfer von Antonio Rodriguez berichteten, so der Orden am 27. Januar mit Blick auf dessen Tätigkeit in den Jahren 1983 bis 1988 im Knabenseminar "El Ajusco" in Mexiko.    

Der Täter habe den Missbrauch zugegeben, so der Orden weiter, und die Glaubenskongregation, die informiert worden sei, habe ein kanonisches Verfahren eingeleitet.

Auch im Fall des zweiten Beschuldigten, Jose Maria Sabin, räumte der Orden ein, dass dieser "glaubwürdig beschuldigt" worden sei, in den Jahren 1988 bis 1992 am gleichen Internat wie Rodriguez mehrere Jungen sexuell missbraucht zu haben. 

Sabin trat 2014 auf eigenen Wunsch aus dem Orden aus – und ist auch nicht mehr im Klerikerstand: Der Heilige Stuhl gab einem entsprechenden Antrag des Mannes im gleichen Jahr statt.

Missbrauch bei den Legionären 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Laut einem Bericht einer internen Kommission, der im Dezember 2019 veröffentlicht wurde, haben mindestens 33 Priester der Legionäre Christi sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen. Mindestens 175 Schutzbefohlene wurden Opfer sexueller Gewalt. Die meisten Betroffenen waren männlichen Geschlechts und zwischen 11 und 16 Jahre alt.

Der Gründer der Legionäre Christi sowie von Regnum Christi, Marcial Maciel, missbrauchte diesem Dokument zufolge selber mindestens 60 Minderjährige sowie mehrere junge Männer.

Zusätzlich verübten 74 Seminaristen des Ordens Sexualverbrechen an Minderjährigen. Von diesen Tätern wurden 14 zu Priestern geweiht. 

Von den 33 Priestern, die sich sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen schuldig machten, sind sechs verstorben, acht haben das Priestertum verlassen – und einer ist aus dem Orden ausgetreten.

Die übrigen 18 Sexualverbrecher waren zum Zeitpunkt des Berichtes im Dezember aber weiterhin Mitglieder der Legionäre Christi. 14 der 18 Täter dürfen keinerlei priesterliches Amt ausüben, während in vier Fällen eine "eingeschränkte Tätigkeit" ohne Kontakt zu Minderjährigen erlaubt sei, so der Bericht.

Zudem sind 14 Priester, die Minderjährige sexuell missbrauchten, selber Opfer sexuellen Missbrauchs gewesen.

Im Jahr 2006 entfernte Papst Benedikt XVI. den Ordensgründer Marcial Maciel aus seinem Amt und befahl ihm, den Rest seines Lebens im Gebet und in der Buße zu verbringen. Die zuständige Glaubenskongregation beschloss damals, den Kinderschänder, der zudem mit mindestens zwei Frauen sexuelle Verhältnisse unterhielt, wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht einem kirchenrechtlichen Prozess zu unterziehen.

Maciel starb im Jahr 2008 im Alter von 87 Jahren.

Sowohl Papst Benedikt XVI. als auch sein Nachfolger, Papst Franziskus, haben eine Reform des Ordens angestrengt, der sich mittlerweile offiziell von seinem Gründer distanziert hat.

Der mit dem Kürzel "LC" bezeichnete Orden hat nach eigenen Angaben derzeit rund 1.540 Mitglieder in 21 Ländern. Zeitgleich zum Generalkapitel – das letzte fand 2014 statt – wurden in Rom die Generalversammlungen der gottgeweihten Frauen und Männer von Regnum Christi abgehalten. 

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