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Gewalt in Weißrussland: Katholische Kirche in Belarus ruft zu Gebet und Dialog auf

Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz

Die katholischen Bischöfe in Weißrussland haben zum Gebet und einem Ende der Gewalt in ihrem Land aufgerufen, das seit mittlerweile fünf Tagen von Protesten erschüttert wird. 

Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, katholischer Metropolit von Minsk, appellierte an seine Landsleute, die Gewalt zu beenden und stattdessen einen Runden Tisch einzuberufen. Er betonte, dass Gewalt nie der richtige Weg sei. 

Auslöser der Proteste waren die umstrittenen Präsidentschaftswahlen am vergangenen Wochenende. Nach der Abstimmung wurde Präsident Alexander Lukaschenko von den Wahlbehörden zum Sieger erklärt, obwohl die Anhänger der wichtigsten Oppositionsfigur, Swetlana Tichanowskaja, darauf bestehen, dass sie gewonnen hat. 

Menschenrechtsaktivisten und zahlreiche Medien berichten, es gebe Hinweise auf Polizeibrutalität gegen Demonstranten. Nach Angaben der "BBC" berichten mehrere der 6.700 am Sonntag festgenommenen und mittlerweile freigelassenen Personen, dass sie von Beamten misshandelt und geschlagen worden seien.

Dass die Kirchen eine moderierende Rolle einnehmen können, zeigen sie bereits jetzt: katholische Priester im Talar versuchten in diesen Tagen, durch ihre Anwesenheit Gewalt auf den Straßen einzudämmen, so das katholische Internetportal "catholic.by" laut einer Mitteilung von "Renovabis". 

Auch das katholische Hilfswerk zeigte sich angesichts der Gewalt besorgt: Die Kirche habe "sich in den Jahren der Diktatur bisher politisch eher zurückhaltend geäußert. Deshalb sind die Stellungnahmen aus dem Episkopat bemerkenswert". Darüber hinaus müsse das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit unbedingt gewahrt werden, so Renovabis-Geschäftsführer Markus Ingenlath. Die Idee von Erzbischof Kondrusiewicz, einen Runden Tisch einzuberufen, sei ein guter Weg, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.

Kirche in Weißrussland

Nach offiziellen Angaben bezeichnen sich etwa 40 Prozent der Menschen im Land nach dem Ende der Sowjetunion noch als "nicht religiös". Die Mehrheit der weißrussischen Bürger ist jedoch Anhänger einer Religion – allen voran der orthodoxen Kirche: Knapp die Hälfte der zehn Millionen Einwohner sind Anhänger der dem Partiarchat von Moskau zugehörigen Weißrussisch-Orthodoxen Kirche.

Die zweitgrößte Konfession ist die traditionell stark polnisch geprägte, im Westen des Landes konzentrierte Katholische Kirche. Katholiken machen verschiedenen Schätzungen zufolge zwischen 7 und 10 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Kirche im Land gliedert sich in vier Bistümer.

Neben diesen beiden großen christlichen Konfessionen gibt es zahlreiche Minderheiten, darunter protestantische, muslimische und jüdische Gemeinden.

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