Ottawa, 15 Juni, 2021 / 9:08 AM
Aus Solidarität mit Opfern nicht in die Kirche gehen? Angesichts der Enthüllungen über den Missbrauch indigener Kinder in katholischen Heimen und Schulen in Kanada haben Vertreter der First Nations die Katholiken im Land aufgerufen, nicht in die heilige Messe zu gehen.
Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
Häuptling Felix Thomas vom Volk der Kinistin Salteux sagte gegenüber kanadischen Medien am 11. Juni, dass jeder Christ dadurch Solidarität zeigen könnte, dass er am Sonntag nicht in die Kirche geht.
"Wenn nicht am kommenden Sonntag, dann eben an einem anderen", so der Häuptling weiter. Seine Nation der Kinistin Salteux ist eine indigene Gemeinde nordöstlich von Saskatoon, der größten Stadt in der kanadischen Provinz Saskatchewan.
Felix Thomas erinnerte daran, dass sich Papst Franziskus nicht als Oberhaupt der Kirche für die Entdeckung von Gräbern indigener Kinder in einer von der Kirche betriebenen Internatsschule in Kanada entschuldigt hat.
Papst Franziskus sagte am 6. Juni, er verfolge "mit Trauer die Nachrichten aus Kanada über die schockierende Entdeckung der sterblichen Überreste von 215 Kindern, Schülern der Kamloops Indian Residential School in der Provinz British Columbia."
Damit kam der Pontifex der Aufforderung einer Entschuldigung nicht nach, betonte David Pratt, ein weiterer Vertreter indigener Kanadier. Franziskus hätte sich entschuldigen müssen, so der Vize-Chef der Federation of Sovereign Indigenous Nations, einer Organisation, die 74 Gruppen in Saskatchewan vertritt.
Die Überreste von über 200 Kindern auf dem Gelände der ehemaligen Kamloops Indian Residential School waren Mitte Mai durch den Einsatz von Bodenradar geortet worden. Die Toten wurden in nicht weiter identifizierten Gräbern begraben – und es ist unklar, wie oder woran sie gestorben sind.
Die Kamloops-Schule war die größte Einrichtung ihrer Art und wurde über 100 Jahre lang, zwischen 1890 und 1969, von der Katholischen Kirche betrieben.
Die Schule war die größte Einrichtung ihrer Art und wurde über 100 Jahre lang – von 1890 bis 1969 – von der Katholischen Kirche geführt.
Die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission, die von 2008 bis 2015 tätig war, schätzte, dass 4.000 bis 6.000 Schüler an den Folgen von Verwahrlosung oder Missbrauch in den Internatsschulen des Landes starben.
Die meisten waren in katholischer Hand.
Unter den 94 Empfehlungen der Kommission war die Aufforderung an den Papst, "sich bei den Überlebenden, ihren Familien und Gemeinden für die Rolle der römisch-katholischen Kirche beim spirituellen, kulturellen, emotionalen, physischen und sexuellen Missbrauch von First Nations, Inuit und Métis-Kindern in katholisch geführten Internatsschulen zu entschuldigen."
Hintergrund: Kanadas Erste Nationen
Als First Nations – Erste Nationen – bezeichnen sich die ersten Volksgruppen in Kanada, mit Ausnahme der Inuit im Norden sowie den Métis, den auch als Mestizen bekannten Nachfahren meist europäischer Männer und indianischer Frauen.
Apropos "indianisch": Der gebräuchlichere Begriff "Indianer" wird im deutschen Sprachraum oft kritisch bewertet, von vielen Indigenen in Nordamerika im Englischen jedoch bevorzugt.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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