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Sakramentalien, Gebet oder lieber "Bilder aus dem Unbewußten"?

In der Meditation des Rosenkranzes lernt der Christ das Beten, die Nachfolge Jesu, die Verehrung Marias, und vieles mehr.

Die Ansprache ist für eine bestimmte Zielgruppe vielversprechend: "Ich zeichne für dich exklusiv und live in fünf Minuten ein Speed-NEURODINGS® Bild, während du von dir erzählst, was dich beschäftigt oder belastet. Du erhältst durch dieses Bild eine Botschaft für dich aus deinem Unterbewussten." – Das, was die Website von "Neurodings" verspricht, ist nach eigenen Angaben eine "neurokreative Zeichenmethode, mit der du Kreativität und Einfallsreichtum anregst".

Mehr noch: Die Webseite verspricht mit der dort angepriesenen Methode "Mut statt Angst. Zuversicht statt Zweifel. Freude statt Frust, Liebe statt Einsamkeit. Vertrauen statt Misstrauen. Erfolg statt Misserfolg."

Das klingt verlockend. Das mag auf den ersten Blick sogar helfen, den Glauben zu vertiefen. Immerhin bietet die Zisterzienserin Schwester Christa Bauer aus dem Vorarlberger Kloster Mariastern im Dezember zwei "Bibelworkshops mit Neurodings" an. Mit "neurokreativem Zeichnen" soll im Kloster "Bewegung ins Leben" der Kursteilnehmer kommen und der Teilnehmer "Kreativität im Leben mit der Bibel entfalten". Vorkenntnisse seien nicht erforderlich.

Angesichts einer Vielzahl von Programmen mit therapeutischen Konzepten, psychologischen Begriffen und enormen Versprechen im Angebot warnen Seelsorger wie Wissenschaftler jedoch zu großer Vorsicht.

Wie vorsichtig aber sind katholische Einrichtungen, wenn es um solche Angebote geht?

CNA Deutsch bat am heutigen Freitag sowohl das Kloster als auch die österreichische Bischofskonferenz um eine Stellungnahme, inwiefern sich die beworbenen "Bibelworkshops mit Neurodings" mit der katholischen Spiritualität vereinbaren lassen. So mag eine Methode wie "Neurodings" harmlos oder gar sinnvoll sein, oder eben nicht -- die Frage ist, wie kirchliche Einrichtungen so etwas prüfen und entscheiden.

Was die Wissenschaft sagt

Eine im Jahr 2020 im European Journal of Social Psychology veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt, dass Menschen, die sich um Selbstverwirklichung mittels "Achtsamkeit" und ähnliche Aktivitäten bemühen – etwa mit Kursen, die auch und gerade im Milieu der katholischen Bildungswerke angeboten werden – Gefahr laufen, sich für "bessere" Menschen zu halten.

Statt einer gesunden oder gar christlichen Demut kommt es zu der toxischen Überlegenheit, die nicht nur für andere Menschen abstoßend ist, warnen Wissenschaftler: Sie macht – wie die Mystiker und Heiligen seit Jahrhunderten warnen – die eigene Seele krank.

Die Studie beschreibt ein Paradoxon, stellte ein Artikel der britischen Zeitung "The Times" dazu im Dezember 2020 fest: Ausgerechnet Aktivitäten und Apps, die Menschen helfen sollen, blasen deren Ego auf.

Roos Vonk, Professorin für Sozialpsychologie an der Radboud Universität in Nijmegen in den Niederlanden, sagte: "Wir wissen, dass die meisten Menschen ein tief verwurzeltes Bedürfnis haben, besser zu sein - sympathischer, moralischer, kompetenter oder einfach anders als andere".

Eine Studie mit etwa 3.700 Freiwilligen legte jedoch nahe, dass das Gegenteil der Fall war: Diejenigen, die an Meditationsformen teilgenommen hatten, bei denen es darum ging, "das Ego und Bedürfnisse wie soziale Anerkennung und Erfolg zu reduzieren", schnitten in Fragebögen, die "spirituelle Überlegenheitsgefühle" messen sollten, stärker ab als diejenigen, die kein solches Training hatten.

Wie Pfarrer mit Angeboten umgehen

Klaus Bucher ist Dekan des Dekanats Günzburg und als Pfarrer Leiter der Pfarreiengemeindschaft von Breitenthal im Bistum Augsburg. Bucher warnt davor, betimmte Phänomene und Anwendungen auf die leichte Schulter zu nehmen. 

Gegenüber CNA Deutsch erklärte der Priester, dass es dabei oft nicht nur ums "Runterkommen des Körpers" gehe, sondern auch eine rein vermeintliche Befreiung oder gar Erfolgserlebsnisse, bis hin zu Programmen, bei denen es "um das Hochsteigen des Geistes auf eine spirituelle Ebene" gehe. Vor solchen falschen "Erlösungen" warnt der katholische Geistliche:

"Und dieses Verständnis schadet dann doch, denn im Letzten geht es da um das erste Gebot: Erlösung gibt es nur durch den Erlöser. Die Lösung von Sünde, Schuld, Missgunst, Neid, Krankheit und allem Gift des Lebens ist das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben ist. Sein Sieg führt in die Freiheit."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Zu einer gesunden Lebensführung gehöre neben dem gelebten Glauben erst einmal Erholgun und Ruhe, Ernährung sowie ausreichend Sport und Bewegung. Das sei für jeden Menschen wichtig, damit der Körper gesund bleibt und die Seele einen Ausgleich erfährt. "Wir brauchen eine gute Balance zwischen Schaffen und Loslassen können und zur Ruhe kommen", fährt Klaus Bucher fort. "Für den Körper habe ich dann die fünf Säulen von Pfarrer Kneipp doch als sinnvoller erlebt."

Die Sakramente als Riesenschatz für die Seele

Für die Seele gäbe es da immer noch einen "Riesenschatz" neu zu heben, betont der Augsburger Diözesanpriester. Wörtlich sagte er gegenüber CNA Deutsch:

"Zuerst die Sakramente und die Sakramentalien und dann eine gigantische Fülle von Glaubenserfahrungen großer Christen, geistliche Wege und vielfältige Gebetsformen. Wer schon einmal aufgewühlt einen Rosenkranz zu beten begonnen hat und sich gezwungen hat, bis zum Ende zu beten, wird festgestellt haben, dass er ruhiger geworden ist. Und gegen eine halbe Stunde vor dem Allerheiligsten ist effektivste Wellness für Seele und Körper."

Einsamkeit, Frust, Angst und Zweifel könnten einem Menschen natürlich zu schaffen machen, räumt Bucher ein. Jedoch seien Mut, Zuversicht, Freude und Liebe die "Früchte des Heiligen Geistes, die mir der Glaube schenkt".

Es brauche auch keine esoterische Medidation, um zu neuen "Denk- und Handlungsweisen" zu kommen, betont Bucher. "Dazu ruft mich das Evangelium mit dem eher unangenehmen Begriff 'Umkehr' auf", sagt der Pfarrer. "Und da fällt mir dann relativ schnell der Beichtstuhl ein, den ich dazu regelmäßig frequentiere. Aber wer damit nichts mehr anfangen kann, wird die Lösung seiner Probleme vielleicht in solchen Angeboten suchen. Denn eine Ersatzreligion braucht der Mensch."

Dekan Klaus Bucher sieht die Entwicklung, dass immer mehr kirchliche Einrichtungen derartige Angebote ins Programm nehmen, eher kritisch. "In jedem Fall sollte, wenn 'katholisch' drauf steht, schon auch 'katholisch' drin sein", meint der Priester. Das sei bei manchen kreativen Ansätzen sicher möglich, müsse aber geprüft werden. Wörtlich sagte er gegenüber CNA Deutsch:

"Wenn über neue Formen Wege zur Botschaft Christi geöffnet werden, mag das ja gut sein. (...)  Vielleicht 'ziehen' die klassischen christlichen Themen nicht mehr so. Und da so ein Exerzitienhaus natürlich auch finanziell über die Runden kommen muss, könnte ich mir vorstellen, dass das schon auch Gründe für manche seltsamen Angebote sind."

Manchmal habe aber auch "die große geistliche Tradition der eigenen Ordensgemeinschaft ihre Kraft verloren", zumindest scheinbar, weshalb manche Klöster auch wohlmeinend über den eigenen Gartenzaun schauen wollen — die Frage sei dann, worauf man dann einen Blick werfe, und wie man Angebote prüft und übernimmt.

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