Zum heutigen zweiten Todestag von Kardinal Joachim Meisner: Der bewegende Abschied von EWTN-Romkorrespondent Paul Badde.

Joachim Meisner war mit einem brennenden Herzen gesegnet, jedoch nicht nur von Jerusalem nach Emmaus, sondern von Kindesbeinen an. Als es schließlich vor Kummer brach, hat der Herr ihn gnädig zu sich gerufen. Es ließe sich viel über diesen Kummer sagen, doch vor allem brannte dieses Herz vor Freude und darüber sollte heute noch einmal gesprochen werden. Es war Freude an der unfassbaren Menschwerdung Gottes, die ihn vor allem seinen Lebtag lang bewegte und immer neu entzündete.

Zum letzten Mal habe ich Kardinal Meisner im Januar 2016 mit meiner Frau und Irene und Martin Rothweiler in seiner Wohnung vor dem Kölner Dom gesehen, wo uns sofort das hier anhängende Gemälde mit drei Chorknaben in die Augen sprang, das schön gerahmt an der Wand über dem Tisch hing, an dem wir zusammen saßen. Er hatte uns eingeladen,  um mit ihm über verschiedene Filme zu den Geheimnissen des Rosenkranzes zu reden, die wir im Heiligen Land für EWTN drehen wollten, obwohl uns eigentlich das Geld dafür fehlt.  

Das Geld fehlt auch jetzt noch, und der einzige Schatz, den wir von dort mitgebracht haben, ist deshalb dieses Foto geblieben, das vielleicht nachhaltiger und besser als alle Worte vom tiefsten Geheimnis dieses Gottesmannes erzählt, der es als innerste Aufgabe der Kirche erachtete, "Gott zu loben, Gott anzubeten und Gott zu verherrlichen". Denn auch ihn hatte dieses Gemälde  vor vielen Jahren einmal auf Anhieb fasziniert, als der frisch gebackene Kaplan aus Heiligenstadt seinen Oberhirten in Erfurt besuchte. Und mehr noch, er hatte sich damals Hals über Kopf darin verliebt, als er es in dem Haus seines Bischofs erstmals erblickt hatte. Wer das Bild gemalt hat, weiß ich nicht. Auch nicht, wer der Bischof war. Vielleicht Hugo Aufderbeck? Kann sein, er hat es gesagt, aber ich hab es vergessen. Nicht vergessen habe ich aber, dass seinem Bischof die Begeisterung des jungen Joachim Meisner für das Motiv des Gotteslobs nicht verborgen geblieben war. Als Meisner selbst schon Bischof in Berlin war, kam das Bild deshalb in den 80er Jahren aus dem Nachlass seines inzwischen verstorbenen alten Bischofs über Umwege zu ihm mit der alten Inschrift und Widmung  auf der Rückseite "Für Kaplan Meisner!"

Seitdem hatte ihn das Gemälde als eine Art Hausaltar immer begleitet und natürlich hatte es ihn nicht gestört, dass ich ein Foto davon machte. Es hatte ihn auch nicht gestört, dass ich es bei der Gelegenheit gewissermaßen gekapert hatte als das Motiv, aus dem wir zum letzten Weihnachtsfest – und zu seinem letzten Geburtstag! – einen Titel für das Vatican-Magazin produziert haben. Das hatte ihn nur gefreut, wie er später am Telefon sagte. Da hat er auch noch einmal erzählt, was die drei verschiedenen Knaben versinnbildlichen sollen. Sind es die drei Temperamente? Verschiedene Tonarten? Was verdeutlicht der linke, der nach unten schaut, den Kopf gebeugt? Was der mittlere, mit den Augen zum Himmell? Und was der rechte, mit dem gesenkten Blick ins Buch? Ich sehe heute auch drei Flammen in ihnen, um das brennende Herz Kardinal Meisners herum. Er hat noch einiges zu dem Bild erzählt und könnte sicher noch sehr viel mehr dazu erzählen. Ich nicht. Tut mir leid. Ich weiß es nicht mehr. Geblieben ist von dieser Begegnung also nur dieses Foto, und der Dank an Joachim Meisner – den unerschrockenen und stimmgewaltigen Chorknaben Gottes, dessen Stimme noch lange nachhallen wird, im Himmel und auf Erden.  Gott sei Dank.

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