11. Dezember 2017
Unsere Familie erlebt gerade eine ganz besondere Adventszeit. Wir erwarten nicht nur die Geburt Jesu, sondern ebenso gespannt die Geburt unserer dritten Tochter.
Wie wird sie wohl aussehen? Wie wird sie sein? Auf ein Baby zu warten ist eine besondere Art der Vorfreude. Man weiß ja gar nicht so recht, worauf man sich einlässt, da man den neuen Erdenbürger noch nie zuvor gesehen hat. Es wird ein absolutes Unikat, ein wertvolles Einzelstück ohne Rückgaberecht oder Garantie.
Es ist ein Geschenk, dass uns gemacht wird, ohne dass wir vorab einen Wunschzettel einreichen konnten, dass wir bedingungslos so nehmen wie es ist.
Ist das im Rahmen von Zeitgeist, Schnelllebigkeit und zunehmender Individualisierung und Privatisierung nicht enorm risikoreich? Irgendwie schon. Ein Versicherungsvertreter hätte seine liebe Mühe damit zu solch weitreichender Lebensentscheidung, einen Menschen in die Welt zu setzen, ein passendes Angebot zu unterbreiten.
Auch die beiden Großen freuen sich, aber trauen ihrer kleinen Schwester noch nicht ganz über den Weg. Besonders die Kleine macht sich Sorgen um ihre Habe. Ob die Neue wohl ihre Kleider anzieht oder gar mit ihren Spielsachen spielen will? Sie hat ihren Standpunkt nun schon mehrfach deutlich gemacht: Sie wird jedenfalls nichts abgeben und auch nichts teilen, aber ganz viel kuscheln will sie mit ihrer Schwester. Na, immerhin...
Da geht es natürlich um Rivalität, um Hierarchie, um das Buhlen von Aufmerksamkeit, um das gerechte Aufteilen der Liebe der Eltern und darum, dass man ja absolut nicht weiß, wen man schließlich vorgesetzt bekommt.
Mit Weihnachten und dem kleinen Jesus scheint sich das anders zu verhalten. Jedes Jahr die gleichen Abläufe, sei es zu Hause oder in der Kirche. Jedes Jahr wird die gleiche Krippe aufgestellt, jedes Jahr werden altbekannte Lieder gesungen. Das ist Tradition und das gibt uns Menschen das ureigene Gefühl von Heimeligkeit und Sicherheit.
Höchstens die Geschenke unterm Baum bringen noch einige Überraschungsmomente mit sich.
Aber vergessen wir bei all dieser Weihnachtsroutine nicht, um was es jedes Jahr auf's Neue geht? Um das Wunder einer Geburt. Um ein kleines Baby, dass unter widrigen Umständen in einem Stall geboren wird. Für Maria beginnt die Überraschung mit der Verkündigung durch den Engel, Josef dürfte auch mehr als überrumpelt gewesen sein, die Hirten werden ebenfalls von Engeln überrascht und auch die Sterndeuter laufen voller Unsicherheit, was oder wen sie im Stall vorfinden werden, einem Stern entgegen.
Die Weihnachtsgeschichte handelt von Offenbarung und von der Menschwerdung Gottes, aber eben auch von Menschen wie Du und Ich, die sich auf das Abenteuer Geburt eingelassen haben und sich in vollem Gottvertrauen Jesus und auch Gottes Botschaft hingegeben haben.
Seit dem ich selber Mutter bin, verstehe ich Weihnachten ganz anders und komme manchmal etwas enttäuscht aus einem Weihnachtsgottesdienst nach Hause. Wo war jetzt die Freude über ein Kind spürbar, wo haben wir gefeiert, wo waren wir ausgelassen und fröhlich? Oft ist es mir zu getragen, zu gediegen in der Weihachtsmesse-ja vielleicht auch zu beliebig und zu gewöhnlich.
Ich wünsche mir, dass die Freude über einen neuen Menschen Einzug hält in unseren Herzen an Weihnachten, dass wir in dem Bewusstsein Lieder singen, dass Gott sich in Jesus aber auch in jedem neuen Menschen offenbart und uns den Mut zeigt, den Familien immer wieder aufbringen, sich auf das schönste 'Blind Date' ihres Lebens einzulassen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich in die Babypause und wünsche ihnen allen eine gesegnete Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest. Ich freue mich darauf, wenn Sie im neuen Jahr wieder mitlesen.
Alle bisherigen Blogposts von Elisabeth Illig finden Sie hier im Überblick. Die Mutter von sehr bald drei Kindern bloggt im neuen Jahr voraussichtlich weiter für CNA Deutsch.
https://twitter.com/CNAdeutsch/status/937769607112380416