Johannes Paul II. setzt die Überlegungen zur Reinheit und zur Achtung des Leibes auch in der Katechese vom 11. Februar 1981 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 81/8) fort. Die Reinheit bestehe gemäß dem Apostel Paulus in der Mäßigung, zugleich auch in der Achtung, die dem menschlichen Leib gebühre.

Die Tugend der Reinheit verhelfe dazu, sich von dem zu lösen, was im Herzen des Menschen als „Frucht der fleischlichen Begierde“ bestehe: „Die Enthaltung von Unzucht, die die Bewahrung des Leibes in ‚Heiligkeit und Ehrbarkeit‘ einschließt, lässt den Schluss zu, dass nach der Lehre des Apostels die Reinheit eine Fähigkeit ist, die sich auf die Würde des Körpers bezieht, das heißt auf die Würde der Person in Bezug zum eigenen Körper, zur Weiblichkeit oder Männlichkeit, die sich in diesem Körper ausprägt. Die als Fähigkeit verstandene Reinheit ist also Ausdruck und Frucht eines Lebens ‚nach dem Geist‘ in der vollen Bedeutung dieses Wortes, nämlich als neue Fähigkeit des Menschen, in der die Gabe des Heiligen Geistes Früchte trägt.“

Die Gabe des Heiligen Geistes ist eng mit der Tugend der Reinheit verknüpft. Der Leib wird im ersten Brief an die Korinther als „Tempel (also: Wohnung und Heiligtum) des Heiligen Geistes“ bezeichnet, und die Sünde kann eine „Entweihung des Leibes“ mit sich bringen, etwa wenn dem Leib der Frau oder des Mannes nicht gebotene Achtung entgegengebracht wird: „Bestimmend für die Würde des menschlichen Leibes ist in den Augen des hl. Paulus nicht nur der Geist des Menschen, durch den sich der Mensch als Person darstellt, sondern mehr noch die übernatürliche Wirklichkeit, das Wohnen und die dauernde Gegenwart des Heiligen Geistes im Menschen – in seiner Seele und in seinem Körper – als Frucht der von Christus vollbrachten Erlösung. Daraus folgt, dass der Leib des Menschen nun nicht mehr ausschließlich ihm gehört. Nicht nur deshalb, weil er Leib einer Person ist, verdient er jene Achtung, die Männer und Frauen sich beim gegenseitigen Umgang durch die Tugend der Reinheit erweisen.“

Der Heilige Geist ist die Quelle der Würde des Leibes, und damit geht eine sittliche Verpflichtung einher. Johannes Paul II. führt aus: „Für Paulus ist die Wirklichkeit der Erlösung, die ja auch ‚Erlösung des Leibes‘ ist, eine lebendige unmittelbar auf jeden Menschen bezogene Wirklichkeit. Durch die Erlösung hat jeder Mensch von Gott sich selbst und seinen Leib gleichsam neu empfangen. Christus hat dem menschlichen Leib - dem Leib jedes Mannes und jeder Frau - eine neue Würde verliehen, da in ihm der menschliche Leib zusammen mit der Seele in die Vereinigung mit der Person des Sohnes und menschgewordenen Wortes hineingenommen wurde.“

Die „Frucht der Erlösung“ ist der Heilige Geist, der im Leib des Menschen wie in einem Tempel Wohnung gefunden hat: „In diesem Geschenk, das jeden Menschen heiligt, empfängt der Christ sich selbst aufs neue als Geschenk von Gott. Dieses neue, zweifache Geschenk verpflichtet.“ Der Mensch dürfe darum nicht gegen den eigenen Leib sündigen: „Knapper und treffender ließe sich das, was das Geheimnis der Menschwerdung für jeden Gläubigen mit sich bringt, wohl kaum ausdrücken. Der menschliche Leib, in Jesus Christus Leib des menschgewordenen Gottes geworden, erfährt daher in jedem Menschen eine neue übernatürliche Wertung, welcher jeder Christ in seinem Verhalten gegenüber seinem eigenen Leib und natürlich gegenüber dem Leib des anderen Rechnung tragen muss: der Mann gegenüber der Frau und die Frau gegenüber dem Mann. Die Erlösung des Leibes hat die Einführung eines neuen Maßstabes für die Heiligkeit des Leibes in Christus und durch Christus zur Folge.“

Scharf tadelt Paulus die „Sünde gegen die Heiligkeit des Leibes“, damit also die „Sünde der Unreinheit“: „Wenn nach der Lehre des hl. Paulus die Reinheit ein Aspekt des Lebens ‚nach dem Geiste‘ ist, so will das besagen, dass in ihr das Geheimnis der Erlösung des Leibes als Teil des Geheimnisses Christi, das mit der Menschwerdung begonnen und durch sie bereits alle Menschen erreicht hat, Früchte trägt. Dieses Geheimnis wird auch in der Reinheit offenbar, die als eine besondere, auf der Sittlichkeit beruhende Verpflichtung verstanden wird.“

Das Wissen um die Erlösung des Leibes solle den Willen des Menschen bestimmen und leiten, das heißt also, der erlöste Mensch, zur Heiligkeit berufen, müsse die Unzucht vermeiden und sich die Tugend der Reinheit, die als „Verwirklichung des Lebens ‚nach dem Geist‘“ gilt, aneignen.

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