Port-au-Prince - Montag, 7. Februar 2022, 16:04 Uhr.
Die Bischofskonferenz von Haiti hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die politischen Akteure und die bewaffneten Banden dazu aufruft, das Land vor einem Absturz ins Chaos zu bewahren.
„Der Moment, in dem wir leben“, schreiben sie in dem Dokument, das dem päpstlichen Hilfswerk Aid to the Church in Need (ACN) übermittelt wurde, „ist äußerst ernst und besonders entscheidend an diesem unumkehrbaren Wendepunkt unserer Geschichte. Es geht um unsere Gegenwart und unsere Zukunft und damit um unsere Existenz als Volk, als Nation, als Staat. Wir müssen mutige und wirksame Entscheidungen treffen“.
Am Montag, den 7. Februar, wäre die Amtszeit von Präsident Jovenel Moïse zu Ende gegangen, wenn er nicht in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 2021 in seinem Privathaus ermordet worden wäre. Seitdem wird das Land von Ariel Henry, dem vom Präsidenten bestimmten Premierminister, geführt, aber es wird befürchtet, dass das Ende der Amtszeit einen Vorwand bieten könnte, seine fragile Autorität in Frage zu stellen.
In den letzten Monaten hat die Gewalt im Land dramatisch zugenommen, mit Drogenkriminalität und Entführungen, und das Leid wurde im August durch ein Erdbeben der Stärke 7,2 verschlimmert, das über tausend Menschenleben kostete und die Bevölkerung in weitere Armut stürzte. Aid to the Church in Need hat mit einem Soforthilfepaket reagiert, das Zelte, Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente und dringende Reparaturen an Gemeindehäusern sowie die Bewertung der Schäden an 600 Gebäuden umfasste. Für das Jahr 2022 ist ein zweites Hilfspaket zur Unterstützung des Wiederaufbaus zugesagt worden.
„Unser geliebtes Haiti durchläuft eine schwierige Phase seiner Geschichte“, schreiben die Bischöfe. „Wer wird seinen Abstieg in die Hölle endlich aufhalten? Das haitianische Volk schafft es nicht mehr. Es ist müde, erschöpft und ausgelaugt."
Dies sei nicht die Zeit „für Spaltung, Uneinigkeit, Unstimmigkeit, Zwietracht und brudermörderische Machtkämpfe, für die unkontrollierte und schamlose Verfolgung persönlicher, egoistischer und kleinlicher Interessen“, fügen sie hinzu.
Stattdessen rufen die Bischöfe zur Einheit auf und richten einen Appell an alle Protagonisten auf der politischen Bühne, „dass sie zu einem möglichst breiten Konsens kommen, um einen endgültigen Ausweg aus der Krise zu ermöglichen“.
Mit Blick auf das entscheidende Datum, an dem die Amtszeit des Präsidenten endet, rufen sie alle Haitianer auf, „zusammenzuarbeiten, damit der 7. Februar ein Tag des Dialogs, des Konsenses und des historischen Kompromisses wird, der unser Volk eint und unser Land, das sich am Rande des Abgrunds befindet, rettet und umgestaltet“.
Sie richten sich insbesondere an die führenden Politiker und bitten sie, „alles zu tun, um die Ordnung, den Frieden, die Sicherheit und die Achtung vor dem Leben wiederherzustellen“. An die bewaffneten Gruppen und Entführer, die „völlig ungestraft Gewalt, Angst, Tod, Trauer, Verwüstung und Not säen“, richten die Bischöfe die Bitte, „die Waffen niederzulegen, der Gewalt und den Entführungen abzuschwören und das Blutvergießen unter ihren Schwestern und Brüdern einzustellen“.
Die Erklärung ist auf den 2. Februar 2022 datiert und wurde von allen Bischöfen Haitis unterzeichnet.
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