Vatikanstadt - Samstag, 16. April 2022, 22:07 Uhr.
Papst Franziskus hat heute Abend im Petersdom die Osternacht gefeiert. In seiner Predigt forderte der Heilige Vater die Gläubigen auf, dem Beispiel der Frauen zu folgen, die zuerst am leeren Grab waren.
Die Vigil begann um 19:30 Uhr im Atrium des Petersdoms mit der Segnung des Osterfeuers und dem Anzünden der Osterkerze. Bei der Prozession zum Altar wurde das Exultet gesungen. Beim anschließenden Gottesdienst mit Taufliturgie wurden insgesamt sieben Kandidaten das Sakrament der Taufe gespendet. Die neuen Mitglieder der Katholischen Kirche stammen aus Italien, den USA, aus Albanien und aus Kuba.
Sehen, hören, verkünden
Papst Franziskus erinnerte in seiner Predigt daran, dass aktuell "die Nächte des Krieges von leuchtenden Spuren des Todes durchzogen" sind. Er rief die Gläubigen deshalb dazu auf, sich von den Frauen des Evangeliums an die Hand nehmen zu lassen, "um mit ihnen die Morgenröte des Lichts Gottes zu entdecken, das in der Dunkelheit der Welt aufscheint".
Die Frauen waren die ersten, die das leere Grab entdeckten und von der Auferstehung Christi berichteten. "Mit diesen drei Handlungen – sehen, hören, verkünden – treten auch wir in das Osterfest des Herrn ein", so der Papst. Wörtlich:
"Ostern beginnt also damit, dass unsere Pläne über den Haufen geworfen werden. Es beginnt mit der Gabe einer überraschenden Hoffnung. Aber es ist nicht leicht, diese Gabe anzunehmen. Manchmal – so müssen wir zugeben – findet diese Hoffnung keinen Raum in unserem Herzen. Wie bei den Frauen im Evangelium herrschen in uns Fragen und Zweifel vor, und unsere erste Reaktion angesichts des unerwarteten Zeichens ist Angst, der 'nach unten gewendete Blick'."
Der Tod könne einen Menschen durchaus "erschrecken und lähmen", fuhr der Papst fort, "aber der Herr ist auferstanden!"
Nicht an die Vergangenheit klammern
Der Heilige Vater unterstrich, dass die Gläubigen von den Frauen außerdem lernen können zuzuhören. "Jedes Mal, wenn wir behaupten, alles über Gott verstanden zu haben, ihn in unsere Schemata einpassen zu können, wiederholen wir uns: Er ist nicht hier", mahnte Franziskus an.
"Wir können nicht Ostern feiern, wenn wir weiterhin im Tod verharren; wenn wir Gefangene der Vergangenheit bleiben; wenn wir im Leben nicht den Mut haben, uns von Gott vergeben zu lassen, uns zu ändern, mit den Werken des Bösen zu brechen, uns für Jesus und seine Liebe zu entscheiden; wenn wir den Glauben auf ein Amulett reduzieren und Gott zu einer schönen Erinnerung an vergangene Zeiten machen, anstatt ihm heute als dem lebendigen Gott zu begegnen, der uns und die Welt verwandeln will."
Ein Christentum, das den Herrn unter den "Relikten der Vergangenheit" sucht und ihn "im Grab der Gewohnheit" einsperre, sei ein "Christentum ohne Ostern".
Papst: Kirche muss verkünden
Der dritte Schritt sei schließlich die Verkündigung. "Die Freude über die Auferstehung. Ostern geschieht nicht, um diejenigen innerlich zu trösten, die um den Tod Jesu trauern", so Franziskus, "sondern um ihre Herzen durch die umwälzende Botschaft des Sieges Gottes über das Böse und den Tod zu weiten."
Wie die Frauen müsse auch die Kirche "auf diese Weise durch die Straßen der Welt" laufen und die Auferstehung Christi verkünden, "ohne Angst, ohne Taktiken und Opportunismus, alleine mit dem Wunsch, allen die Freude des Evangeliums zu bringen". Wörtlich:
"Erwachen wir aus dem Schlaf eines ruhigen Lebens, in den wir ihn manchmal eingelullt haben, damit er nicht mehr störe und Probleme verursache. Tragen wir ihn in mitten in unser tägliches Leben: mit Gesten des Friedens in dieser von den Schrecken des Krieges gezeichneten Zeit; mit Werken der Versöhnung in zerbrochenen Beziehungen und des Mitgefühls für die Bedürftigen; mit Taten der Gerechtigkeit inmitten von Ungleichheiten und der Wahrheit inmitten von Lügen. Und vor allem mit Werken der Liebe und der Geschwisterlichkeit."
Ostermesse und Urbi Et Orbi
Am morgigen Ostersonntag wird Papst Franziskus um 10:00 Uhr die Heilige Messe auf dem Petersplatz feiern. Anschließend wird der Heilige Vater um 12:00 Uhr den traditionellen Segen Urbi Et Orbi ("Für die Stadt und den Erdkreis") spenden.
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