Osnabrück - Montag, 13. Juni 2022, 17:30 Uhr.
Der neugewählte Provinzialminister der Franziskaner in Deutschland, Br. Markus Fuhrmann, hat sich im Gespräch mit MK Online offen zu seiner Homosexualität bekannt. Außerdem sagte Fuhrmann, er sei "für ein kritisches Überdenken des Zölibats in der priesterlichen Lebensform" sowie "für den Zugang für Frauen zu Weiheämtern".
Laut "MK Online" hatte sich Fuhrmann schon "vor Wochen" geoutet, bevor er von seinen Mitbrüdern in der vergangenen Woche beim Kapitel in der Nähe von Osnabrück in sein neues Amt gewählt wurde.
"Ja, es tat mir sehr gut, zu erfahren, dass das für die Mitbrüder sehr positiv ist, dass ich das offen angesprochen habe", erklärte Fuhrmann. "Ich bekomme viel Zuspruch, und vielleicht kann dieser Funke der Wertschätzung auch auf andere Bereiche der Kirche überspringen. Ich fände das schön."
Auf die Frage, warum er sich geoutet habe, sagte der Franziskaner: "Für mich persönlich war das eine Frage der eigenen Wahrhaftigkeit. Wenn ich als Ordensmann in dieser Kirche lebe und aktiv bin und auch noch Leitungsverantwortung wahrnehme, dann möchte ich auch deutlich machen können, wer ich bin und wofür ich stehe."
"Wenn ich selbst schwul bin, dann möchte ich zeigen, dass ich damit auch in diesem Amt Teil der Kirche sein kann", so Fuhrmann. Dies sei wichtig, weil "das eigentlich in der Kirche so nicht sein soll".
Der Ordensmann sagte weiter, er wolle "dafür werben, das doch mal als Chance zu sehen, dass wir als Kirche bunt sind, dass die Kirche (auch) queer ist, dass das von Gott gewollt ist, dass dies der Schöpfungsvielfalt entspricht und deshalb ganz normal ist".
Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es unter Berufung auf die Heilige Schrift, die kirchliche Überlieferung habe "stets erklärt, 'daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind'. Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen."
Die vatikanische Bildungskongregation erklärte im Jahr 2005, die Kirche könne Männer nicht zur Priesterweihe zulassen, "die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen".
Der Franziskaner Fuhrmann wurde 2005 zum Priester geweiht, nachdem er 2003 seine feierliche Profess abgelegt hatte. Seit 2013 ist er in Leitungsfunktionen innerhalb der deutschen Franziskanerprovinz.
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