Köln - Dienstag, 19. Juli 2022, 10:13 Uhr.
Der in Fragen von Lebensrecht und Bioethik profilierte Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat angesichts der politischen Diskussion zum Thema Sterbehilfe betont, es könne keine "Sterbe-Reifeprüfung" geben.
In "der ganz konkreten Erfahrung unseres Lebensalltages sind Menschen etwa in Alter, in Krankheit und in Pflege immer auf einer Art schiefen Ebene", so Losinger am Dienstag im Gespräch mit dem Kölner Domradio. "Wer hat nicht schon einmal gehört, dass ein älterer Mensch sagt: 'Ich will euch doch nicht zur Last fallen?'"
"Dort, wo man Suizide erlebt, ist es niemals rein privat und freiheitlich", erklärte der Weihbischof. "Denn es betrifft oftmals eine ganze Schule, eine Klasse oder den Lokführer. Insofern müssen wir sagen, dass eine Feststellung, dass eine Reife für einen Suizid da ist, eine Utopie ist."
"Wir müssen erkennen, dass es eine psychologische und soziale Schieflage ist und dass nicht etwa ein strukturiertes Konzept zur Selbsttötung, sondern soziale Hilfe nötig ist", sagte Losinger.
Er forderte "gerade in Alter, Pflege und Krankheit eine glaubwürdige Palliativversorgung" und lobte die Hospizarbeit als "eine glänzende Idee, alternativ zum Suizid sein Leben zu beenden".
Nachdem das Bundesverfassungsgericht Anfang 2020 ein "Recht" auf Suizid – auf die "Freiheit", sich das Leben zu nehmen und sich dabei geschäftsmäßig unterstützen zu lassen – gesehen hatte, debattiert der Bundestag nach der Sommerpause weiter über die politische Ausgestaltung dieses "Rechts".
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